Jens Klötzer
, Julian Schultz
· 27.01.2023
Schnell und bezahlbar? Geht das überhaupt? TOUR hat zehn aktuelle Wettkampf-Rennräder zwischen 3000 und 5000 Euro in den Test geschickt. Mit dabei: das Cervelo Soloist 105 für 4299 Euro.
Mit dem Aero-Rennrad S5 und dem Leichtbau-Flitzer R5 schrieb Cervélo im vergangenen Jahr Geschichte: Erstmals in der noch relativ jungen Firmenhistorie stellten die Kanadier das Siegerrad bzw. die Siegerräder des Tour-de-France-Champions Jonas Vingegaard vom Team Jumbo-Visma. Die Nordamerikaner ruhten sich aber nicht auf ihren Lorbeeren aus, sondern schoben stattdessen im Herbst ein weiteres Wettkampfrad nach – beziehungsweise ließen sie ihren Profi-Klassiker neu aufleben: das Soloist.
Anders als in den frühen 2000er-Jahren wird das Modell allerdings kein Comeback im Profi-Peloton feiern; laut Cervélo wurde das neue Soloist eigens für „Amateur-Rennfahrer entwickelt“. Die von uns getestete Basisversion zeigt bei Aerodynamik und Gewicht, den wichtigsten Bewertungskriterien für Wettkampf-Rennräder, allerdings Schwächen. So benötigt das Soloist mit 228 Watt zwar etwas weniger Leistung für 45 km/h als das mehr als doppelt so teure R5, muss im Vergleich zur Konkurrenz aber abreißen lassen.
Dabei ist Potenzial vorhanden: Mit den Referenzlaufrädern verbessert sich das Cervélo Soloist um zehn Watt, was einem Platz im dicht gestaffelten Mittelfeld entspricht. Den Aero-Nachteil kann das Soloist beim Gewicht auch nicht kompensieren. Zwar zählt das Rahmen-Set noch zu den leichtesten im Testfeld, durch schwere Anbauteile steigt das Gesamtgewicht jedoch auf fast neun Kilo.
Entsprechend träge beschleunigt das Rad, dessen schwere Laufräder von Alexrims irgendwie deplatziert wirken. Jenseits der Rennstrecke punktet das edle Cervelo Soloist mit großer Laufruhe und ordentlichem Federkomfort.
Durch den geklemmten Lenker mit außenliegenden Zügen, die unter dem Vorbau ins Steuerrohr geführt werden, lässt sich die Sitzposition individuell anpassen. Die Ausstattung mit Shimanos 105 ist funktional, eine schwere Kompaktkurbel und einfache Bremsscheiben trüben aber das Bild, zumal bereits die Basisversion für 4299 Euro vergleichsweise teuer ist. Die anderen fünf Varianten liegen zwischen 5399 und 8599 Euro.
Stärken: guter Federkomfort, wartungsfreundlich
Schwächen: schwer, mäßige Aero-Performance
Das Cervélo Soloist bekommt im TOUR-Test der Wettkampf-Rennräder 2023 die Gesamtnote 2,6.
>> Canyon Aeroad CF SLX 7 eTap
>> Benotti Fuoco Aero
>> Cube Litening Aero C:68X Race
>> Giant Propel Advanced 1
>> Lapierre Aircode DRS 5.0
>> Merida Reacto Rival-Edition
>> Ridley Noah Disc 105
>> Rose XLite 04 105
>> Storck Aerfast.4 Comp Disc Ultegra
*Gewogene Gewichte.
**Herstellerangabe, Testgröße fett.
***Stack/Reach projiziertes senkrechtes/waagerechtes Maß von Mitte Tretlager bis Oberkante Steuerrohr
STR (Stack to Reach): 1,36 bedeutet eine sehr gestreckte, 1,60 eine sehr aufrechte Sitzposition.
****Laufradgewichte inklusive Bereifung, Kassette, Schnellspanner/Steckachsen und ggf. Bremsscheiben.