Viele Fahrerinnen – egal ob Einsteigerin oder High-Performance-Racerin – haben Schwierigkeiten dabei, das passende Rennrad zu finden. Schmerzen in Gesäß oder Nacken sind meist das erste Indiz dafür, dass etwas mit dem Fahrrad nicht ganz in Ordnung ist. Das muss allerdings nicht sein. Lesen Sie bei TOUR alles über Damen-Rennräder – inklusive aktueller Testberichte und spannender Erzählungen aus dem Leben von Rennrad-Pionierinnen.
Die weibliche Anatomie weicht in vielen Details von der männlichen ab. Nicht nur, dass Frauen oftmals kleiner sind, sie haben auch schmalere Schultern, breitere Hüften und – relativ gesehen – kürzere Oberkörper. Das wiederum stellt andere Anforderungen an Größe und Geometrie eines Rennrads. So kann man sich vorstellen, dass ein zwei Meter großer Mann für dieselbe Sitzposition, Aerodynamik und Geschwindigkeit ein anderes Rad braucht als eine Frau von einem Meter fünfzig.
Werden die unterschiedlichen Ansprüche der weiblichen Anatomie nicht berücksichtigt, können weibliche Rennradfahrerinnen niemals ihr volles körperliches Potenzial ausschöpfen. Nicht nur da die überstreckte Körperhaltung alles andere als aerodynamisch ist – auch weil die Rahmenhöhe die Kraftentwicklung im Bein beeinträchtig. Ein zu großer Rahmen und die resultierende Sitzposition wirken sich nicht zuletzt negativ auf den Körper aus. Was zunächst nur als unkomfortabel empfunden wird und mit Nackenschmerzen oder -Verspannungen einhergeht, kann nämlich mittel- oder langfristig körperliche Schäden herbeiführen.
Es ist mittlerweile aber auch klar, dass weibliche Fahrerinnen nicht automatisch schmaler und kleiner sind als männliche Racer. Genauso wie es Frauen mit einem hochgewachsenen Körper und einer breiten Statur gibt, finden sich auch drahtige, kleine Männer. Entscheidend ist, dass Sportlerinnen mit ihrem Rad gut zurechtkommen und keinerlei Abstriche aufgrund ihrer Körpergröße oder ihres Körperbaus machen müssen.
Fahrerinnen können dabei auch mit einem Rennrad für Männer glücklich werden. Allgemein raten Experten aber eher zu Unisex-Rahmen oder Rennrad-Linien speziell für Damen. Der Unterschied: Bei Letzteren beiden werden bereits einige Anpassungen für Frauen vorgenommen. Das ist sowohl für Einsteigerinnen als auch professionelle Racerinnen attraktiv.
Bei einem Damen-Rennrad handelt es sich um ein Rad, bei dem relevante Komponenten von Vornherein an die typisch weibliche Anatomie angepasst werden. Unisex-Rahmen hingegen sind Rahmen, die sowohl von Frauen als auch Männern fahrbar sind.
Unisex-Rahmen werden meist durch individuell passende Komponenten ergänzt. Entscheidungen für Lenker, Laufräder und Co. werden dabei nicht auf Basis geschlechtstypischer Durchschnittswerte getroffen, sondern abhängig von tatsächlicher Körperform und -größe. Fahrerinnen und Fahrern haben so also mehr Gestaltungsspielraum. Der Gedanke ist hierbei: Sei es ein männlicher oder weiblicher Fahrer – kein Körper ist wie der andere und braucht daher immer spezielle Anpassungen.
Dennoch hat dieses Vorgehen auch Nachteile: Denn durch die zahlreichen erforderlichen Anpassungen des Unisex-Fahrrads ändert sich die grundlegende Rahmengeometrie. Das Rad kann gegebenenfalls nicht mehr die Leistung erbringen, die die Konstrukteure angedacht hatten. Eine weitere Schwäche von Unisex-Bikes ist, dass die Modelle in sehr kleinen Rahmengrößen nicht hergestellt werden. Hier bleibt nur der Griff zum WMN-Bike.
Wissenswert: Nachdem der Trend lange in Richtung frauenspezifischer Rennrad-Modelle ging, rücken heute zunehmend Unisex-Räder in den Fokus der großen Hersteller.
Während Brands wie Canyon, Trek, Liv, Cube, Rose, Scott und Cannondale frauenspezifische Bikes bauen, setzen Specialized und Merida auf Unisex-Rahmen mit den passenden Komponenten. Beide Herangehensweisen haben ihre Rechtfertigung.
Canyon war lange Vorreiter der Damen-Bikes. Unter dem Kürzel „WMN“ verkauft der Hersteller bis heute Rennräder speziell für Damen. Eines der neusten WMN-Modelle ist dabei das Ultimate CF SL 8 WMN Disc: Ein Carbon-Racer mit Shimano Ultegra Schaltgruppe, Aluminium-Felgen und Scheibenbremsen – extra für Frauen. Mit dem Axial WS setzt Cube dem Ganzen ein Aluminium-Rennrad mit klassischen Felgenbremsen entgegen. Auch hier kennzeichnet ein Kürzel, dass es sich um ein Bike aus der Damen-Serie handelt. Rose hingegen legt Frauen das ROSE Pro SL Lady ans Herz.
Doch manche Rennradfahrerinnen kommen mit WMN-Bikes nicht zurecht und greifen lieber zu Unisex-Rahmen. So bieten die Marken Specialized und Merida ihre Bikes in sehr vielfältigen Rahmengrößen an, sodass jeder genau das Bike findet, was optimal passt – unabhängig von Geschlecht, Größe, Statur oder Fahrertyp. Ergänzt wird der Unisex-Rahmen dann um individuell angepasste Komponenten.
Praxistipp: Um eine fundierte Kaufentscheidung zu treffen, hilft nur eines: Probefahren. Gehen Sie in eine Filiale in Ihrer Nähe, lassen Sie sich fachkundig beraten und wägen Sie die verschiedenen Optionen gegeneinander ab, bevor Sie ein neues Bike kaufen.
Egal ob Unisex-Lösung oder Damen-Rennrad: Der durchschnittliche weibliche Körper stellt spezielle Anforderungen an nahezu alle Rennrad-Komponenten – sei es der Rahmen, der Lenker, der Sattel, die Kurbel oder das Laufrad.
Folgenden Komponenten gilt es für weibliche Racer besonders im Blick zu behalten:
Info: Rennräder und Ausstattung speziell für Damen stehen dem restlichen Sortiment rein qualitativ in keiner Weise nach. Es werden auch hier High-Performance-Komponenten verbaut. Carbon-Rahmen beispielsweise sind bei den Racebikes für Frauen bestens etabliert. Relativ gesehen kann dabei noch mehr Gewicht eingespart werden, ohne dass Stabilität und Steifigkeit des Carbon-Fahrrads leiden würden.
Wenn Sie bereits ein Bike besitzen, lassen sich bei Bedarf immer noch viele Anpassungen vornehmen, um Sicherheit, Geschwindigkeit und Fahrkomfort zu optimieren. Dafür muss das Bike weder Unisex noch frauenspezifisch konstruiert sein.
Am naheliegendsten ist es, einzelne Komponenten wie Lenker, Sattel oder Kurbel gegen passendere Teile austauschen. Sie können außerdem durch Ihre Fahrradausrüstung und Zubehör noch einiges an Fahrkomfort herausholen – beispielsweise durch speziell gepolsterte Radlerhosen.
Zuletzt lässt sich der Fahrspaß auch dadurch steigern, dass die verwendeten Komponenten ideal an Körper und Fahrstil angepasst sind. So gibt es sowohl bei Scheibenbremsen als auch für den Reifendruck gewichtsabhängige Normen. Verständlicherweise müssen die Bremsen bei einem schlanken Körperbau weitaus weniger zackig eingestellt sein als bei einem kräftigen Menschen. Ebenso ist bei einem niedrigen Körpergewicht ein geringerer Reifendruck ausreichend.
Praxistipp: Suchen Sie auf der Herstellerseite die Normen für die verbauten Komponenten heraus und probieren Sie Verschiedenes aus. Wichtig ist, dass Sie sich sicher und leistungsfähig fühlen.
Schon lange haben sich die renommierten Rennrad-Marken vom Einheitsrahmen verabschiedet. Um der gesamten Bandbreite an Körperformen und Körpergrößen gerecht zu werden, gibt es daher diverse Individualisierungsmöglichkeiten für Rennrad-Fahrer und -Fahrerinnen.
Weibliche Biker haben dabei die Wahl zwischen speziellen Rennrad-Modellen für Damen und Unisex-Fahrrädern. An Sportlerinnen angepasst ist der Rahmen schließlich meist kleiner, der Sattel breiter, der Lenker schmaler und die Kurbel kürzer als bei der männlichen Konkurrenz. Auch Ausrüstung und technische Einstellungen der Bikes lassen sich auf viele Wege an die Anforderungen weiblicher Fahrerinnen anpassen. So müssen Frauen auf dem Rennrad keine Abstriche mehr machen – sei es in puncto Sitzposition, Fahrkomfort, Aerodynamik oder Geschwindigkeit.