Rennräder: Höher, schneller, weiter – egal ob Profi oder nicht

Im Jahr 1896 wurden Radrennen olympisch. Spätestens hiermit begann die Erfolgsgeschichte des Rennrads, welches sich mit der Zeit nicht nur im Profibereich etablierte, sondern auch zunehmend im Breitensport auf Anklang stoß. Wer heute Höchstgeschwindigkeiten mit minimaler Kraftanstrengung erreichen will, kann aus einer breiten Vielfalt unterschiedlicher Rennräder wählen – sei es ein Race-Bike, ein Aero-Racer oder ein Gravel. Lesen Sie bei TOUR alles über aktuelle Rennrad-Trends, die neusten Rennräder und Testberichte.

Geometrie, Carbon und Felgenbremsen: Was zeichnet das Rennrad im Allgemeinen aus?

Rennräder sind leicht, windschnittig und schnell. Das liegt unter anderem an den technischen Besonderheiten dieses Fahrrad-Typs. Dadurch lassen sich die Rennräder schon auf den ersten Blick von anderen Bikes unterscheiden.

Rennräder sind auf minimalen Luftwiderstand und maximale Geschwindigkeit getrimmt. Das zeigt sich an verschiedenen charakteristischen Merkmalen:

  • schlankes Design: Rennräder sind auf das Wesentliche reduziert und verzichten in der Regel auf Zusatzausstattung wie beispielsweise Gepäckträger.
  • leichter Rahmen: Ebenfalls typisch für Rennräder ist ihre Leichtbauweise. Gewichteinsparungen werden besonders durch Komponenten aus Carbon erreicht.
  • aerodynamischer Lenker: Der Lenker ist nach unten geschwungen, sodass die Bremshebel Richtung Boden zeigen. So wird der Biker in eine gestreckte Körperhaltung gebracht.
  • Sattel höher als der Lenker: Durch den verhältnismäßig hohen Sattel entsteht bei Rennrädern der Eindruck, dass der Fahrer auf dem Rahmen liegt (aggressive bzw. sportliche Rahmengeometrie). Es hängt allerdings vom spezifischen Rennradtyp ab, wie gebeugt die Sitzposition tatsächlich ist.
  • dünne Reifen: Rennräder sind in der Regel mit dünnen Reifen ohne Profil ausgestattet.
  • kleinere Laufräder: Verglichen mit Mountainbikes (neueste Bikes 29 Zoll) sind Rennräder mit kleineren Laufrädern ausgestattet (28 Zoll).
  • keine Federung: Rennräder haben keine Federung, sondern sind besonders steif gebaut. Dies liegt daran, weil die Racer hauptsächlich auf asphaltierten Straßen gefahren werden. Je steifer das Fahrrad, desto besser sind die Kraftübertragung und damit auch der Aufbau von Geschwindigkeit. Eine Federung würde also nur mehr Gewicht, aber keinen zusätzlichen Nutzen bringen.
  • viele Gänge: Die Schaltung lässt sich bei Rennrädern klassischerweise über die Bremshebel am Lenker steuern. Rennräder sind meistens mit 21 bis 30 Gängen ausgestattet (Shimano, Campagnolo oder SRAM-Schaltgruppen). Kleine Gänge kommen bei Bergpässen zum Tragen, während große Gänge eine optimale Kraftübertragung auf der geraden Strecke und bei Abfahrten sicherstellen.
  • Bremsen: Lange Zeit wurden Rennräder überwiegend mit Felgenbremsen ausgestattet. Dies lag vor allem daran, dass Scheibenbremsen weitaus schwerer und weniger aerodynamisch sind. Mittlerweile steigen aber immer mehr Fahrer auf die Scheibenvariante um, da diese bei hohen Geschwindigkeiten und selbst bei Nässe eine optimale Bremskraft hat.

Die Kombination aus Geometrie, Material und Komponenten sorgen für das typische Fahrgefühl von Rennrädern. Je nachdem, welchen Fahrstil oder welches Streckenprofil der Sportler wählt, sind im Detail Abweichungen möglich. Wem das Gewicht des Bikes nicht so wichtig ist, kann zum Beispiel auf Carbon verzichten und einen Aluminium-Rahmen wählen. So lassen sich beim Kauf einige Hundert Euro einsparen. Auch Felgenbremsen sind weitaus günstiger als die Scheiben-Variante.

Was sind gängige Einsatzbereiche von Rennrädern?

Prinzipiell eignet sich das Rennrad überall dort, wo es auf Schnelligkeit ankommt. Nichtsdestotrotz gibt es eine Bandbreite an unterschiedlichen Einsatzmöglichkeiten für die Renner, was sich auch in der Vielfalt der Rennradtypen widerspiegelt.

Rennräder sind sowohl im Profi- als auch im Breitensport verbreitet, werden aber auch immer mehr von Einsteigern gefahren. Je nachdem, zu welchem Fahrertypen sich der Radsportler zählt, lassen sich verschiedene Einsatzbereiche für den Renner ausmachen.

Rennräder im Breitensport: Mit Top-Speed bei Jedermann-Rennen und im Alltag

Für Breitensportler sind Rennräder allem voran Sportgeräte. Denn anders als ein City- oder Trekkingbike ist das Rennrad nicht auf Komfort oder gar ein gemächliches Fahrttempo ausgelegt. Im Gegenteil: Das Rennrad macht meist erst bei höheren Geschwindigkeiten so richtig Spaß. Mit ihm können Personen jedes Fitnesslevels in den Genuss eines schnellen Fahrgefühls kommen – ganz wie die Profis.

Welches konkrete Rennrad geeignet ist, hängt davon ab, ob der Radsportler das Rad nutzt, um für ein Rennen zu trainieren, oder sich einfach nur fit halten möchte. Auch wer das Ziel hat, im Alltag einmal schnell von A nach B zu kommen, kann auf ein Rennrad zurückgreifen. Wer mit einem Fahrrad gleichzeitig schnell sein und gelegentlich unebenes Gelände erkunden will, der kommt bei Rennrädern ebenfalls auf seine Kosten. Es gibt also eine Vielfalt an Einsatzmöglichkeiten für Rennräder im Breitensport, die teils abweichende Fahrradtypen erfordern.

Wichtig: Wer mit seinem Rennrad im Straßenverkehr unterwegs sein möchte, muss sein Bike mit Fahrradlichtern ausstatten. Auch wenn die meisten Modelle ohne Licht geliefert werden, sieht die StVO vor, dass diese nachgerüstet werden, sofern der Sportler auf den normalen Straßen unterwegs ist.

Rennräder im Profi-Radsport: Von der Tour de France bis zum Ironman

Profi-Rennradfahrer brauchen Rennräder sowohl für das für Training als auch für Wettkämpfe. Wer Zeitrennen fährt, beziehungsweise an einem Triathlon teilnimmt, stellt dabei andere Anforderungen an sein Rad als eine Person, die einen Rennrad-Marathon oder bekannte Etappenrennen wie die Tour de France bestreiten möchte.

Welche Typen an Rennrädern gibt es?

Von pfeilschnellen Aero-Racern bis hin zu geländegängigen Gravels ist alles dabei. Bei der Vielfalt an Rennradtypen und -marken sind nicht nur Rennrad-Einsteiger, sondern auch erfahrende Amateur-Racer schnell überfragt. Der folgende Überblick kann dabei unterstützen, sich selbst einzuordnen und das passende Rennrad zu finden.

Die Grenzen sind zwar teilweise fließend, jedoch lassen sich Rennräder grob in folgende Kategorien unterteilen:

  1. Race-Rennrad
  2. Aero-Rennrad
  3. Triathlon-Rennrad
  4. Zeitfahrrad
  5. Endurance-Rennrad
  6. Gravel-Bike
  7. Cyclocross
  8. Fitness-Rennrad
  9. E-Rennrad

Beim Racer, Aero-Bike, Triathlo- Rennrad und Zeitfahrrad handelt es sich überwiegend um Wettkampfräder. Sie sind daher häufig im Profibereich und ambitionierten Amateurbereich anzutreffen. Endurance-Bikes, Gravels, Cyclocross, Fitness-Bikes und E-Rennräder kommen hingegen überwiegend im Breitensport vor.

Übrigens: Viele dieser Bike-Typen gibt es auch als Damen-Rennräder. Diese haben meist eine kleinere Rahmengröße beziehungsweise geringere Rahmenhöhe als herkömmliche Rennräder. Allerdings sind immer mehr Fahrradhersteller überzeugt, dass Frauen mit einem Unisex-Rahmen die gleiche Leistungen abrufen können wie mit einem Women-Bike – vorausgesetzt, sie ergänzen den Rahmen um individuell passende Komponenten wie Sattel, Lenker und Vorbau.

Race-Rennrad: Der Klassiker mit astronomischen Höchstgeschwindigkeiten

Das Race-Rennrad ist die wohl ursprünglichste Form des Rennrads. Denn wie der Name schon vermuten lässt, kommt es aus dem Profi-Rennradsport. Der klassische Racer zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass es besonders leicht ist. Das Gewicht wird dabei vor allem durch Komponenten aus Carbon eingespart.

Höherpreisige Modelle erreichen durch die Kombination aus besonderem Rahmenbau und ultraleichten Komponenten das UCI-Limit von 6,8 kg und werden daher gerne auf der Tour de France gefahren. Als Race-Rennrad lassen sich aber prinzipiell alle Rennräder bezeichnen, die für Wettbewerbe konzipiert wurden – egal ob im Profi- oder Amateursegment.

Aero-Rennrad: Das pfeilschnelle Kurzstreckenwunder

Auch beim Aero-Rennrad steckt das Alleinstellungsmerkmal bereits im Namen. Es zeichnet sich nämlich durch eine besonders aerodynamische Bauweise aus. So ist der Lenker im Verhältnis zum Sattel sehr niedrig. Auf diese Weise entsteht eine besonders gebeugte Sitzposition, der Fahrer liegt beinahe auf seinem Renner. Diese aggressive Sitzposition reduziert die Angriffsfläche für den Gegenwind, wodurch der Sportler noch höhere Geschwindigkeiten erzielen kann.

Neben der Rahmengeometrie hat das Aero-Bike seine Schnelligkeit noch weiteren Eigenschaften zu verdanken. Dabei ist hervorzuheben, dass bei diesem Fahrradtyp der Carbon-Rahmen Standard ist. Auch die Steifigkeit des Bikes und damit die Kraftübertragung sind beim Aero bemerkenswert. Zudem ist ein Aero für die Windschnittigkeit meist mit hohen Felgen ausgestattet. Das Ergebnis ist ein wahres Kurzstreckenwunder. Nur wenige andere Rennrad-Typen können mit den Spitzengeschwindigkeiten eines Aeros mithalten. Das Ganze hat allerdings auch seinen Preis.

Zeitfahrrad: Mit schwindelerregenden Geschwindigkeiten immerzu im Kreis

Ähnlich wie das Aero-Rennrad sind auch Zeitfahrräder (engl. Timetrial-Bike) für kurze und schnelle Rennen auf der ebenen Fläche konzipiert. Auch hier ist die Rahmengeometrie sehr aggressiv, wodurch der Luftwiderstand so gering wie möglich gehalten werden soll. Zeitfahrräder können aber nicht nur beim Einzel- oder Mannschaftszeitfahren eingesetzt werden, sondern auch bei anderen Wettkämpfen über kürzere Strecken.

Triathlonrad: Der Exot mit dem individualisierten Cockpit

Das Triathlonrad wird häufig mit dem Zeitfahrrad zusammengefasst. Allerdings reglementiert der UCI die Konstruktion der Triathlon-Bikes im Profi-Radsport anders als beim Zeitfahrrad nicht. Die Rahmen verzichten daher häufiger auf ein Sattelrohr und greifen auf eine Schwingenlösung zurück.

Der viel größere Unterschied liegt jedoch im Einsatzzweck der Bikes: Ein Triathlonrad wird in einem Triathlon gefahren. Auf das Radrennen folgt hierbei noch der abschließende Lauf. Um diesen bewältigen zu können, müssen die Triathleten während der Fahrt mit Material, Getränken und Nahrung versorgt werden. Entsprechend hält das Triathlon Bike Vorrichtungen für Flaschen und Ähnliches bereit. Die Ausstattung des Timetrial-Bikes ist hierzu recht spartanisch.

Endurance-Bike bzw. Marathonbike: Das Fahrrad mit dem langen Atem

Das Endurance-Bike ist der Langstreckenläufer unter den Rennrädern. Es wird auch als Marathon-Bike bezeichnet. Auf diesem Rennrad kann der Radsportler teils sehr lange und streckenweise unebene Etappen bewältigen. Das Geheimnis liegt in der aufrechteren Sitzposition, die einen höheren Komfort bietet. Auch das Handling ist etwas einfacher, kleinere unruhige Lenkbewegungen fängt das Bike gut ab.

Das Endurance-Rennrad zeigt sich zudem sehr stabil, langlebig und bei unterschiedlichen Untergründen und Witterungsbedingungen äußerst nachgiebig. Einsteiger und Breitensportler bekommen mit diesem Bike ein wahres Allround-Talent. Einzig wer Bestzeiten fahren möchte und sich ambitioniert auf den nächsten Wettkampf vorbereitet, sollte sich bei den sportlich-aggressiveren Modellen umschauen.

Gravelbike: Offroad unterwegs und dennoch flink

Das Gravelbike bezeichnen viele als Rennrad mit Mountainbike-Genen. In der Tat kommen bei diesem Typ der leichte Rennrad-Rahmen ohne Federgabel mit den breiten Reifen des Mountainbikes zusammen.

Häufig sind die Gravelbikes aufgrund des teils rutschigen Untergrund mit Scheibenbremsen ausgestattet, zum Beispiel Shimano Ultegra Scheibenbremsen. Damit sind diese Rennräder ideal für alle Fahrer, die hohe Geschwindigkeiten erreichen möchten und sich trotzdem auch einen Abstecher über Waldwege oder Schotter erlauben.

Oftmals lassen sich Gravelbikes mit Satteltaschen nachrüsten. Daher greifen immer mehr Sportler für ihren Bikepacking-Urlaub auf ein Gravelbike zurück. Allgemein ist das Rad mit seiner angenehm-aufrechten Sitzposition ideal geeignet für den Einstieg in das Rennradfahren.

Cyclocross: Ass im Ärmel bei Wettkämpfen über Stock und Stein

Das Cyclocross ist dem Gravel sehr ähnlich. Es ist ebenfalls mit breiteren profilierten Reifen ausgestattet und hat damit Geländequalitäten. Es ist aber noch näher mit den klassischen Race-Rennrädern verwandt.

Das zeigt sich vor allem an der Geometrie des Rahmens: Das Cyclocross bringt den Fahrer in eine weitaus sportlichere Sitzposition. Auf diese Weise kann der Fahrer bei Cyclocross-Rennen immer noch sehr sportliche Geschwindigkeiten erreichen. Für Bikepacking oder Touren sind diese Rennräder allerdings weniger ausgelegt.

Fitness-Rennrad: Bringt das Gefühl von Fliegen in den Alltag

Beim Fitness-Rad ist der Name Programm. Es ist ein Bike für den Freizeitsportler, der gerne flott unterwegs ist und seine körperliche Ausdauer steigern möchte. Streng genommen ist das Fitness-Bike kein Rennrad. Es ist aber sehr eng mit dem Rennrad verwandt. Ähnlichkeiten liegen vor allem in den schmalen Reifen und dem agilen Handling von Schaltung und Bremsanlage.

Im Unterschied zum Rennrad hat das Fitness Bike einen geraden Lenker. Das erzeugt – ähnlich wie beim Gravel oder Endurance-Rennrad – eine bequeme Sitzposition, ideal für längere Radtouren oder für die Fortbewegung im Alltag.

E-Rennrad: Der kleine extra Boost für gemeinsame Abenteuer

Beim Rennradfahren stellen Steigung und Gegenwind die größten Herausforderungen dar. Da wünscht sich mancher Sportler die Unterstützung durch einen Elektromotor. Mittlerweile haben fast alle Hersteller E-Varianten ihrer gängigen Modelle im Sortiment. E-Gravels und E-Aeros sind damit keine Seltenheit mehr. Vor allem zum Rennradeinstieg, nach einer verletzungsbedingten Pause oder zum Abschluss einer langen Rennradkarriere kommen E-Rennräder infrage.

Insbesondere wenn in einem Team größere Leistungsunterschiede bestehen, können Rennräder mit elektrischer Unterstützung von Vorteil sein. Denn sie bringen schwächere Mitglieder auf ein ähnliches Level. Wer sich auspowern möchte, gesund ist und bereits eine gute Grundfitness mitbringt, greift hingegen besser zu einem Modell ohne E-Antrieb. Der Motor macht die Rennräder nämlich deutlich schwerer, sodass es wenig sinnvoll ist, ein Rad mit dem Motor auszustatten, ohne eine intensive Nutzung des Antriebs zu beabsichtigen.

Fazit: Rennräder – kleinste Nuancen machen den Unterschied

Egal ob Einsteiger, ambitionierter Amateur oder professioneller Rennrad-Fahrer – das richtige Rennrad zu finden, ist gar nicht so einfach. Schließlich kommt es auf die Passung von Fahrertyp und Rennradtyp an, ob nun ein Carbon- oder Aluminium-Renner mit oder ohne Felgenbremsen besser passt. Entscheidend für den Fahrspaß ist nicht zuletzt die passende Rahmengröße.

Während Profis und Breitensportler mit Wettkampfambitionen eher mit einem Race-Rennrad oder einem Aero-Bike auf ihre Kosten kommen, werden Freizeitsportler und Anfänger häufig mit einem Endurance-Bike aus Aluminium oder einem Gravel glücklich. Um eine informierte Entscheidung zu treffen, lohnt es sich, einen Überblick über die existierenden Rennradtypen der verschiedenen Hersteller zu gewinnen und über Trends und Innovationen informiert zu bleiben.

Gravel Bike

E-Rennrad

Rennrad Damen

Aero Rennrad

Marathonbike/Endurance Rennrad

Fahrertyp