Rennrad oder Gravelbike? Beides! Mit diesem Anspruch tritt das Cervélo Rouvida an. Cervélo spendiert der Neuheit dafür ein Flip-Chip-Ausfallende, womit sich je nach Einsatzgebiet des motorisierten Alleskönners die Fahreigenschaften verändern lassen. Das Vorderrad lässt sich in zwei Positionen in die Carbongabel stecken: In hoher Position, dem Road-Setup, soll das Rouvida direkter um Kurven steuern. In tiefer Position, dem Gravel-Setup, versprechen die Kanadier mehr Laufruhe.
Insgesamt variiert der Nachlauf, der als wichtige Kennzahl für das Lenkverhalten durch Lenkwinkel und Gabelvorbiegung bestimmt wird, in beiden Positionen zwischen vier Millimetern. Je nach Stellung des Vorderrads, das maximal 43-Millimeter-Reifen fasst, ergeben sich zudem unterschiedliche Sitzpositionen: Der STR-Quotient liegt für beide Einstellungen bei 1,51 (Road) und 1,55 (Gravel).
Andere Hersteller setzen auf ein vergleichbares Konzept: Beim Rondo Ratt kann die Lenkgeometrie ebenfalls über variable Ausfallenden an der Gabel angepasst werden, wobei sich der Nachlauf um extreme 16 Millimeter verändern lässt. Beim Giant Revolt oder Liv Devote sitzt das Flip-Chip-Ausfallende am Hinterbau, wodurch sich der Radstand um zehn Millimeter verändert und man zwischen agilem Fahrverhalten oder gutem Geradeauslauf wählen kann.
Neben der flexiblen Lenkgeometrie zeichnet sich das Cervélo Rouvida durch seinen leistungsstarken Motor aus. Der Fazua Ride 60, den der bayerische Hersteller eigentlich für den Einsatz an leichten E-Mountainbikes entwickelt hat, leistet bis zu 450 Watt. Das maximale Drehmoment liegt bei 60 Newtonmeter. Der Akku hat eine Kapazität von 430 Wattstunden. Mit rund 4,2 Kilogramm ist der Fazua-Motor, den unsere Kollegen von E-MTB in Labor und Praxis getestet haben, allerdings relativ schwer.
Über einen kleinen Schalter am Lenkerbogen können drei Fahrmodi ausgewählt werden. Das ins Oberrohr integrierte Display informiert über die ausgewählte Unterstützungsstufe und den Ladezustand des Akkus. Dank einer USB-C-Schnittstelle lassen sich außerdem Beleuchtung, Computer oder Smartphone laden.
Zum Vergleich: Der neue SL 1.2-Motor von Specialized, den der US-Hersteller am E-Gravelbike Turbo Creo 2 verbaut, leistet 320 Watt bei einem maximalen Drehmoment von 50 Newtonmetern. Der HPR50 von TQ, der an motorisierten Allroad-Bikes von BMC, Pinarello, Scott oder Trek zum Einsatz kommt, hat eine Maximalleistung von 300 Watt mit 50 Newtonmetern Drehmoment. Beide Motoren sind - auch wegen kleinerer Akkus - leichter als der Fazua.
Zum Gesamtgewicht des Cervélo Rouvida macht der Hersteller keine Angaben. Die leichteste Ausstattungsvariante mit hochwertigen Carbonkomponenten dürfte zwischen elf und zwölf Kilogramm wiegen. Die Neuheit wird ab Januar in zwei Konfigurationen für Straße und Gelände mit unterschiedlichen Reifen bzw. Reifenbreiten angeboten. Die Einfach-Antriebe von SRAM oder Shimano sind graveltypisch. Das Basismodell mit mechanischer Zwölffach-GRX und einfachen Alu-Laufrädern von Fulcrum kostet bereits 6799 Euro, für die Top-Version mit elektronischer Red XPLR AXS und Carbonlaufrädern der Eigenmarke Reserve werden 12499 Euro fällig.