Marc Schneider
· 26.04.2023
TOUR-Transalp-Streckenchef Marc Schneider hat für 2023 eine Route voller Herausforderungen und Panoramen zusammengestellt. Viel zu Schade, nur für das Rennen. Deswegen stellen wir die 7 Etappen zum Nachfahren vor.
Und wieder ein Tag voller Überraschungen, an dem man am Start nicht im Ansatz erahnen kann, wie es im Ziel aussieht. Zu Füßen des Monte Grappa gedeihen die Prosecco-Reben und die Cypressen in der Sonne, belüftet von einer mediterranen Brise. Auf der Alpe Cimbra stehen die Kühe auf der Hochebene in frischer Bergluft und grasen die Kräuter von den Weiden ab, dass der Käse, der aus ihrer Milch gemacht wird, auch nach etwas schmeckt. Die Etappe ist untypisch für eine Transalp-Etappe, weil sie zunächst die großen Berge meidet, mit dem Fuß des Monte Grappa gegen den Uhrzeigersinn spielt und nur kleine Hügel, seine Ausläufer, im Weg stehen.
Erst wenn die Strecke des Vortages bei Caupo und Fonzaso gequert ist und bald danach der Fluss Brenta erreicht ist, steht der erste und einzige große Anstieg an. Aus dem Valsugana kommend zwängt sich der Fluss bei Primlano durch seine engste Stelle, bis er sich bei Bassano del Grappa in die weite Ebene ergießt. Hinab zu seinem Ufer führen die Scale di Primolano, einige runde Kehren, die Spaß machen, wenn man sie schwungvoll bewältigt. Nun beginnt der Anstieg über Enego hinauf nach Foza, auf die weite Hochebene, 1000 Meter über den Tälern ringsum. Das ist das Gebiet der Sette Communi, der sieben Gemeinden mit dem Hauptort Asiago, in denen sich noch Reste eines altdeutschen Dialekts finden lassen. Der sich zum Beispiel auf den Ortsschildern noch ablesen lässt, wenn da zum Beispiel neben Foza auch „Vüsche“ geschrieben steht, oder neben Asiago auch „Sleghe“, die Ortsnamen im Dialekt. Und man ins Grübeln kommt, mit welchen heute gebräuchlichen Verben diese Namen in Verbindung zu bringen sind.
Jetzt ist die Hochebene erklommen, das weite Grün, das sich weit bis in den Westen erstreckt dann und übergeht in die Alpe Cimbra hoch über dem Etschtal mit den Orten Luserna, Lavarone und Folgaria. Das ist übersetzt die Alp der Kimbern. Im Namen steckt der Verweis auf die Völkerwanderung des germanischen Stammes, von dem sich vor langer Zeit Teile in der Region niedergelassen haben. Viel Geschichte ist hier oben geschrieben worden. Vor rund 100 Jahren ist ein dunkler Abschnitt hinzu gekommen, weil der erste Weltkrieg seine Spuren hinterlassen hat. Markant dokumentiert ist diese Zeit durch die Festungen auf den Aussichtshügeln. An einer davon, dem Forte Verle am Passo Vezzena, führt die Transalp-Strecke vorbei. Die Landschaft ist jetzt ganz anders als in den Dolomiten oder am Monte Grappa. Kupiertes Almgelände, gespickt mit Wäldern und einigen braunen Feldern bedeuten auch eine willkommene Abwechslung. Eine Woche Transalp bedeutet eben nicht nur große Berge anstarren. Es ist der Wechsel, der den Reiz ausmacht. Bei dieser Etappe ist der wieder besonders ausgeprägt.
Auf den ersten 40 bis 50 Kilometern findet man immer wieder eine Bar am Straßenrand. Im Anstieg zur Hochebene geht es nach rund 60 Kilometern durch Enego, einen größeren Ort mit Bars, Restaurants und Supermärkten. Am Hauptplatz von Foza, nach dem langen Anstieg reihen sich einige Bars und Restaurants auf, wo man draußen sitzen und dem Treiben zusehen kann. In Gallio und besonders in Asiago, dem Hauptort der Hochebene, kann man nicht verhungern. Ruhiger und mit mehr Landschaftserlebnis sitzt man am Passo Vezzena im Hotel Vezzena (hotelvezzena.com) oder im Ristorante Al Verle (ristorante-al-verle.business.site). Einen Espresso vorm letzten Pass bekommt man in der Bar Al Cornetto in Carbonare. Im Ziel in Folgaria ist die Restaurant-Auswahl immens. Feinschmecker lassen sich vom John Caffé (www.johncaffe.it) direkt an der Ziellinie der Transalp den Gaumen schmeicheln.
Eine etwas kürzere Variante führt an der Südflanke des Monte Grappe entlang nach Bassono del Grappa, dessen historische Altstadt einen Besuch wert ist. Nun am Ufer des Flusses Brenta entlang bis Valstagna und nun den extravaganten Anstieg hinauf nach Foza. Das ist die wohl einzige Straße, die den Namen Serpentinen ehrlich verdient, weil die Straße zwischen den Kehren auch noch Schlangenlinien macht.
Wer am gleichen Tag zurück nach Pederobba will, braucht ein Taxi. Die Homepage alpecimbra.it listet unter „Anreise“ eine Reihe von Taxi-Unternehmen auf.
Für einen Mehrtagestrip lohnt es sich, auf den Spuren früherer Transalp-Etappen zu fahren, und zwar in umgekehrter Richtung. Von Folgaria über den Passo Coé und die Valico di Valbona bis Melignon und auf der kleinen, spektakulären Bergstraße hinab nach Arsiero. Jetzt auf der anderen Talseite über ebenso spektakuläre Serpentinen hinauf nach Rotzo und über Roana weiter nach Asiago. Bis Foza auf der Strecke des Vortages, nun aber die wilden Kehren im steilen Fels hinab nach Valstagna und weiter nach Bassano del Grappa. Von Bassano nach Pederobba bieten sich mehrere Möglichkeiten an: 1. Direkt am Fuße des Monte Grappa über Crespano del Grappa und Possagno nach Pederobba. 2. Noch einmal den Monte Grappa einbauen, z.B. mit Anstieg von Romano d’Ezzelino und Abfahrt nach Semonzo. 3. Spielen mit den Cypressenhügeln im Alpenvorland und vielleicht noch den historischen Kern von Asolo auf einem Hügel anschauen. Je nach Variante bietet sich eine Übernachtung in Bassano del Grappa an.
Die Alpe Cimbra ist ein weitläufiges Bauernland, in dem viele Leckereien erzeugt werden. Neben Speck gehört besonders der Käse zu den Spezialitäten der Region. Der „Vezzena“ ist sogar benannt nach einem Pass auf der Strecke. Ihn zu Probieren ist da fast ein Muss.
Am 23. Mai passiert der Giro d’Italia die Alpe Cimbra. Am 10. und 11. Juni startet der MTB-Marathonklassiker 100 Km dei Forti in Lavarone (100kmdeiforti.it/de/). Vom 2. bis 3. September findet ebenfalls in Lavarone der „Triathlon Cross & Sprint“ statt.
Alle Infos zu Unterkünften, Dienstleistungen, Sportangeboten listet die Homepage des Tourismusverbandes auf: alpecimbra.it.
Die 4. Etappe von Pederobba nach Folgaria, 141,95 km und 2670 Hm. Höhenprofil und GPS-Daten gibt es ab dem 18. Juni zum Download: Wer es sich doch noch überlegt vom Touri- in den Race-Modus umzuschalten, findet alle Details zum Rennen unter www.tour-transalp.de.