Marc Schneider
· 04.03.2023
TOUR Transalp-Streckenchef Marc Schneider hat für 2023 eine Route voller Herausforderungen und Panoramen zusammengestellt. Viel zu Schade, nur für das Rennen. Deswegen stellen wir die sieben Rennrad-Etappen über die Alpen zum Nachfahren vor. Hier die 1. Etappe.
“Ruhe, Unberührtheit und Ursprünglichkeit. Man wird kaum einen anderen Ort in Tirol finden, der authentischer und echter ist”, schreibt der Tourismusverband Osttirol auf seiner Homepage über das Defereggental. Der Taleinschnitt führt mitten hinein in den Nationalpark hohe Tauern und er bildet das Herzstück dieser 1. Etappe. Da zieht viel unberührte Bergwelt an einem vorbei, wenn man sich Stück für Stück hinaufkurbelt zum Staller Sattel, dem höchsten Punkt an diesem Tag auf 2000 Metern Höhe. Dort oben ist nicht nur das Tal sondern auch Osttirol zu Ende.
Hier verläuft die Grenze zwischen Österreich und Italien. Nach Südtirol hinab fällt der Sattel jetzt etwas steiler ab und eine schmale Bergstraße windet sich hinab zum Antholzer See. Eine Ampel sorgt hier für eine Einbahnregelung, also ist etwas Geduld gefragt, bis es weiter geht über die Grenze. Bereit machen für den Szenewechsel: Am Antholzer See streift man eines der größten Sportzentren Südtirols, das Weltcup-Biathlon-Stadion. Hier kann man sich im Sommer nur schwer ausmalen, was in der Weltcup-Woche im Winter los ist. Aber natürlich sind der See und das Stadion auch im Sommer Pilgerstätten, die Touristen hier hinauf ziehen.
Nicht nur der Biathlonsport, auch die Landschaft verfehlen dabei ihre Magnetwirkung nicht. Mit den 3000er Gipfeln der Riesenferner-Gruppe im Rücken geht die schmale Bergstraße jetzt in eine gut ausgebaute Landstraße über, die aus dem Antholzer Tal hinausführt in den Talgrund des Pustertals, bis nach Olang am Fuße des Kronplatz. Die Pustertaler Staatsstraße ist eine Hauptverkehrsader, aber es gibt auch versteckte Seitenstraßen, die ohne den großen Verkehr weiterführen bis Niederdorf und über einen Hügel am Talrand noch ein paar Höhenmeter sammeln.
Nun führt die Hauptstraße flach über Toblach und Innichen zurück zur Landesgrenze. Wieder zurück in Österreich sind es jetzt nur noch wenige Kilometer bis Sillian. Wer es ab Niederdorf ruhiger angehen will, kann den Rest der Strecke auch auf dem Radweg bewältigen, sollte aber ein Auge für andere Radfahrer mitbringen. Die Route Innichen-Lienz ist sehr beliebt, der Spaß am Radfahren kennt hier definitiv keine Grenzen.
In Lienz erübrigt sich der “Gastro-Tipp” - die Auswahl an Restaurants ist zu groß, um ihr in der Kürze gerecht zu werden. Kurzum: jeder findet etwas nach seinem Gusto. Aber auch auf der Strecke wird man nicht verhungern. Im Defereggental reihen sich einige Gasthöfe entlang der Straße auf und in St. Jakob kann man auch in einem Supermarkt an der Straße einen schnellen Snack einkaufen. Aber es lohnt sich, die Einkehr etwas zu verzögern und erst am Staller Sattel, im Alpengasthof Obersee, eine Pause einzulegen.
Von allen Gasthäusern an der Strecke hat der die schönste Lage am Ufer des kristallklaren Bergsees. Enzianhütte, Tirolerhütte oder Huberalm - am Antholzer See mit dem Biathlonstadion kann man in dem urigen Ambiente eine Rast einlegen, das auch im Winter die Biathlonfans beim Weltcup in Verzückung bringt. In Olang gibt es einen alteingesessenen Würstlgrill, zu dem sich der Abstecher von rund einem Kilometer lohnt (gegenüber von Rathaus und Touristinfo in der Bahnhofstraße).
Die Fußgängerzone von Innichen ist auch ohne Hunger einen Abstecher wert. Und auch im Ziel in Sillian ist die Auswahl an Gasthäusern groß. Wer sich kulinarisch auf die kommenden Transalp-Tage in Italien einstimmen will, geht ins Casale Pizzeria & Ristorante im Kulturzentrum Sillian, wo auch schon Pasta-Parties für die TOUR Transalp stattgefunden haben.
Abkürzen kann man diese Etappe nicht. Wer einmal ins Defereggental in Richtung Staller Sattel eingebogen ist, muss weiter bis nach Südtirol und kann erst im Antholzertal über Varianten nachdenken. Eine nennenswerte Abkürzung bedeuten aber auch diese nicht. Variationen bieten sich erst im Talgrund des Pustertals an, ab der Querung der verkehrsreichen Staatsstraße. Wer hier der Hauptader nur 300 Meter in Richtung Toblach folgt, kann gleich links auf eine kleine Panorama-Straße abbiegen, die am Rand des Pustertals hinauf nach Taisten und wieder hinab bis Welsberg führt.
Von Welsberg folgt auch die Rennstrecke dem Radweg bis Niederdorf. Dort geht es im Rennen wieder auf die Hauptstraße. Aber auch der Radweg führt parallel dazu weiter. Etwas kurviger schlängelt sich der über Toblach und Innichen ins Ziel nach Sillian. Mit dem Vorteil, den Straßenverkehr zu umgehen und das historische Zentrum von Innichen (lohnenswerter Abstecher) nicht suchen zu müssen.
Diese Etappe kann man auch als Tagestour planen, ohne auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen zu sein. 30 Kilometer extra sind es dann auf dem Radweg von Sillian zurück nach Lienz. Da Sillian rund 400 Meter höher liegt als die Hauptstadt Osttirols führt der meist leicht bergab und es kommen nicht mehr viele Höhenmeter hinzu. Wer starke Beine hat, verlässt in Abfaltersbach den Talradweg und packt noch die Pustertaler Höhenstraße drauf. Dann hat die Hammer-Runde Lienz-Sillian-Lienz mehr als 150 Kilometer und rund 3000 Höhenmeter.
Für eine zweitägige Rundtour gibt es eine tolle Variante. Nach der Übernachtung in Sillian, bietet sich die Strecke der Dolomiten-Radrundfahrt in umgekehrter Richtung an. Durch das Gailtal gelangt man über die Länder-Grenze nach Kärnten, rauscht im Lesachtal auf der anderen Seite hinab bis Kötschach-Mauthen. Der Gailbergsattel führt nun wieder zurück nach Osttirol. Und von Oberdrauburg ist es im Drautal nicht mehr weit bis zurück nach Lienz.
Bergwasser spielt im Defereggental eine große Rolle und man findet etwas abseits der Straße Wasser-Ruheplätze, an denen man die Füße im Wasser und die Seele baumeln lassen kann. Zum Beispiel der Wasser-Ruheplatz Zollwirt - von St. Jakob kommend links 200 m in Richtung Rinderschinken und gleich nach der Brücke rechts.
Am 11. Juni 2023 startet in Lienz die 35. Dolomitenrundfahrt, ein Jedermann-Rennen über 112 Kilometer und 1870 Höhenmeter. Bereits zum siebten Mal wird aber auch parallel der SuperGiroDolomiti ausgetragen. Mit einer Extraschleife über den Plöckenpass zum Monte Zoncolan und zurück wird daraus eine Monster-Brett von 5450 Höhenmetern auf 228 Kilometern Länge.
Alle Infos zu touristischen Angeboten in Osttirol, Übernachtungsmöglichkeiten, Einkehrstationen, weitere Aktivitäten, öffentliche Verkehrsmittel, Taxi-Adressen listet die Homepage des Tourismusverbandes.
Die 1. Etappe vom Lienz nach Sillian, 113,68 km und 1934 Hm. Höhenprofil und GPS-Daten gibt es ab dem 18. Juni zum Download. Wer es sich doch noch überlegt vom Touri- in den Race-Modus umzuschalten, findet alle Details zum Rennen unter www.tour-transalp.de.