Marc Schneider
· 24.05.2023
TOUR-Transalp-Streckenchef Marc Schneider hat für 2023 eine Route voller Herausforderungen und Panoramen zusammengestellt. Viel zu Schade, nur für das Rennen. Deswegen stellen wir die sieben Etappen zum Nachfahren vor. Diesmal die 6. Etappe.
Die Vegetation dieser sechsten Etappe spricht eine klare Sprache. Die Transalp ist jetzt heraus aus den hohen, kalten Bergen und spielt nur noch mit den sonnigen Lagen der Täler, in denen Weintrauben und Äpfel prächtig gedeihen. Das Val di Non, das Nonstal, ist die große Apfelkammer des Trentino, aber auch am Kalterer See werden Äpfel angebaut und selbst am kleinen Lago di Terlago im Ziel pflegen Apfelbauern ein paar kleinere Plantagen. Weingärten säumen den Weg, nicht nur in Kaltern auch bei Mezzocorona, auf der sonnigen Seite des Etschtals. Diese Etappe ist mediterran. Wenn der Wind weht, ist er warm, wenn die Sonne scheint, hat sie Kraft. Eintönig ist die Etappe nicht. Für spannende Eindrücke sorgt gleich zu Beginn die Mendelpass-Straße.
Der Pass erreicht nur eine Höhe von 1363 Metern, nicht viel in alpinen Dimensionen. Da aber die Etsch und der Kalterer See auf nur rund 200 Metern Höhe liegen, raubt einem der Tiefblick von über 1000 Meter weiter oben den Atem. Unterstützt vom Weitblick in die schroffen Spitzen der Dolomiten auf der anderen Seite des Etschtals. Kurzum: Der Mendelpass macht trotz geringer Gipfelhöhe richtig was her. Auf der anderen Seite fällt die Passstraße viel flacher ab ins Nonstal. Wer sich jetzt auf eine reine Apfelplantagen-Tour einstellt, wird freudig überrascht, wenn er auf dem Weg zum Passo Predaia in bezaubernde Pinien-Wälder hineinkurbeln darf. Einen wirren Kontrast bildet dann einige Kilometer weiter südlich die Fahrt durch Trento, die wuselige Hauptstadt.
Doch wird die nur am Rande durchfahren. Im Westen erhebt sich der Monte Bondone über der Stadt und nach der Stadtgrenze rollt man nur noch durch Wälder und kleine Dörfer. Auf dieser Seite ist mit der Stadt schnell Schluss, anders als z.B. entlang der Etsch mit Staatsstraße und Autobahn oder auf der östlichen Talseite mit den Villensiedlungen. Das Valle dei Laghi ist hier von der Stadtgrenze nur einen Steinwurf entfernt. Die Hauptstädter fahren auf der vierspurigen Tunnel-Schnellstraße ab der Stadtgrenze mit dem Auto nur fünf Minuten und sie sind am Lago di Terlago, einem bei ihnen beliebten Badesee. Mit dem Rad geht es auf ruhigeren Straßen über die Schulter des Monte Bondone, bis in Candriai die Abfahrt über Sopramonte und Cadine zum Lago di Terlago beginnt. Das ist noch einmal eine kurze, knackige Kraftprüfung am Ende, aber der Gedanke an ein erfrischendes Bad im See mag vielleicht noch ein wenig Motivation bringen.
Am Mendelpass gibt es mehrere Einkehrmöglichkeiten, z.B. den Gasthof Schönblick an der Bergstation der Mendelbahn mit Panoramaterrasse. In den Ortschaften entlang der Straße aus dem Nonstal hinauf zum Passo Predaia gibt es die eine oder andere Bar. Oben am Pass findet man das Ristorante Solarium Predaia (solariumpredaia.it). Wer einen lohnenden Abstecher nach Trento, die Hauptstadt des Trentino wagt, wird rund um den Domplatz von einem überbordenden kulinarischen Angebot erschlagen. Im Ziel, am Ufer des Lago di Terlago, wartet schließlich die Bar Lido 2.0.
Kurz und direkt führt der Etschtalradweg am Fluss entlang bis Trento. Wer den Mendelpass erklimmen, den Passo Predaia aber auslassen will, kann bei Dermulo auch im Nonstal weiterfahren. Der Radweg trifft in Mollaro wieder auf die Strecke. Achtung! In Dermulo besteht ein wenig die Gefahr, auf der viel befahrenen Staatsstraße zu bleiben. Deswegen gut Ausschau nach dem Radweg halten.
Noch am gleichen Tag vom Lago die Terlago mit dem Rad nach Kaltern zurück ergibt wenig Sinn. Allenfalls kann man der Hauptstadt Trento einen wirklich lohnenden Besuch abstatten und auf dem Talradweg nach Kaltern zurückrollen. Oder von Trento mit dem Zug zurück nach Auer oder Bozen und von da zurück nach Kaltern. Aber warum der Stress? Wirklich lohnend ist es, ab Mezzocorona auf der Weinstraße über die Weindörfer Margreid, Kurtinig und Tramin zurück zum Kalterer See und Kaltern zu rollen. Da bleibt eben auch Zeit, in einem der Weindörfer einzukehren oder ein Bad im Kalterer See zu wagen.
Eine lohnende Rundtour führt vom Valle dei Laghi nach Sarche und klettert über Ponte Arche und Tione durch das Val Rendena bis Pinzolo und schließlich hinauf nach Madonna di Campiglio. Schöne Extra-Höhenmeter bietet der Passo Daone zwischen Ragoli (bei Tione) und Spiazzo im Val Rendena. Von Madonna di Campiglio über den Passo Campo Carlo Magno nach Dimaro. Im Val di Sole auf dem Talradweg aus dem Tal heraus bis zur Ponte Mostizzolo kurz vor Cles. Nun darf man über Revo, Romallo, Cloz und Fondo das Nonstal erkunden, die große Apfelkammer des Trentino. Hinter Fondo steht noch der kurze Anstieg zum Mendelpass an mit toller Abfahrt zurück nach Kaltern. Varianten im Nonstal: Über Laurein und das Brezer Joch nach Castelfondo und weiter nach Fondo oder von Fondo über den Gampenpass ins Etschtal und von Lana im Etschtal zurück nach Kaltern. (Je nach Variante 3 bis 4 Tage).
Der Lago der Terlago am Ziel dieser Etappe ist schon ein hübscher Badesee. Ein absolutes Naturjuwel ist aber der unwirklich türkis leuchtende Lago di Lamar, ein kleiner versteckter See im Wald oberhalb von Terlago. Wer ihn nicht gesehen hat, hat das Valle dei Laghi nicht erlebt. Ein wirklich lohnender Abstecher.
Am 1. Juli findet in der Region Garda Trentino der Climb Cup statt, ein Rennradrennen, bei dem es unter anderem im Valle dei Laghi einige Uphill-Zeitprüfungen zu bewältigen gilt. Alle Infos unter: gardatrentino.it/de/event/climb-cup_51811
Alle Infos zu Unterkünften, Dienstleistungen, Sportangeboten listet die Homepage des Tourismusverbandes auf: gardatrentino.it
Die 6. Etappe von Folgaria nach Kaltern, 112,29 km und 2535 Hm. Höhenprofil und GPS-Daten gibt es ab dem 18. Juni zum Download: Wer es sich doch noch überlegt vom Touri- in den Race-Modus umzuschalten, findet alle Details zum Rennen unter www.tour-transalp.de.