Julian Schultz
, Jens Klötzer
· 22.12.2022
In keiner anderen Gattung finden sich so unterschiedliche Konzepte wie beim Marathon-Rennrad. Wir haben das Specialized Roubaix Comp getestet.
“We call it a Klassiker.” Müsste man das Roubaix in wenigen Worten umschreiben, nichts würde treffender passen als der von Franz Beckenbauer bekannte Spruch. Geometrie, Sitzposition, Federkonzept: Der US-Hersteller konzipierte sein Modell als prototypisches Komfortwunder. Die Ideen von einst für mehr Fahrkomfort muten heute skurril an, inzwischen ist ein echtes Federungssystem dafür zuständig.
Es ist schon beeindruckend, mit welcher Nonchalance das Specialized auf verschiedene Straßenbeläge reagiert. Speziell auf Kopfsteinpflaster oder Schotterwegen profitiert der Dauerbrenner von der variablen Future-Shock-Federung zwischen Vorbau und Steuerrohr, kein anderes Rennrad bietet am Lenker derart viel Federweg. Dank der tief geklemmten Carbonsattelstütze mit langem Auszug federt auch das Heck Unebenheiten auf Top-Niveau ab. Komplettiert wird das gelungene Komfortkonzept durch eine rückenschonende Sitzposition und souveräne Laufruhe.
Technik kostet, so auch im Fall des Roubaix Comp. Das Rad mit der SRAM-Komponentengruppe Rival eTap in Bergübersetzung ist für 5600 Euro das zweitteuerste Rad in diesem Vergleich. Die Konkurrenz bietet zu ähnlichen Preisen besser ausgestattete Räder an - allerdings ohne ein ähnlich komfortables Fahrwerk. Für seinen Preis ist das Roubaix vergleichsweise schwer. Das Limit für die Reifenbreite liegt bei 33 Millimetern.
Der Name ist Programm: Auf Kopfsteinpflaster, schlechten Straßen und für epische Ausfahrten ist das Roubaix Comp ein treuer Begleiter, der Kräfte und Kondition seines Fahrers schont. Diese Qualitäten haben sich herumgesprochen, das Rad ist notorisch ausverkauft.
Stärken: exzellenter Federkomfort, viele Rahmengrößen
Schwächen: schweres Future-Shock-System, relativ teuer
Im Test der Endurance-Rennräder hatten wir neben dem Specialized Roubaix Comp auch das Giant Defy Advanced 1, das Canyon Endurace CF 7 All-Road, das Cannondale Synapse Carbon 2 RL, das Cube Agree C:62 und das Trek Domane SLR 7.
*Gewogene Gewichte.
**Herstellerangabe, Testgröße fett.
***Stack/Reach projiziertes senkrechtes/waagerechtes Maß von Mitte Tretlager bis Oberkante Steuerrohr; STR (Stack to Reach): 1,36 bedeutet eine sehr gestreckte, 1,60 eine sehr aufrechte Sitzposition.
****Laufradgewichte inklusive Bereifung, Kassette, Schnellspanner/Steckachsen und ggf. Bremsscheiben.