Julian Schultz
, Jens Klötzer
· 24.12.2022
In keiner anderen Gattung finden sich so unterschiedliche Konzepte wie beim Marathon-Rennrad. Wir haben das Giant Defy Advanced 1 getestet.
Das Defy sei “wie geschaffen für Ausdauerfahrten auf allen Straßenarten”, so der größte Fahrradhersteller der Welt über das Rad. Schnell wird klar: Das Giant soll als unkomplizierter Generalist verstanden werden, der in vielen Kategorien – allen voran dem Fahrkomfort – vorne mitmischen will.
Diesen Eindruck bestätigt das Rad, im Modelljahr 2023 mit Shimanos neuer 105 Di2 ausgestattet, schon nach wenigen Kurbelumdrehungen. Das sehr lange Steuerrohr bringt einen in eine aufrechte, aber aufgrund des langen Vorbaus dennoch ausbalancierte Sitzposition. Die Heckdämpfung funktioniert dank Carbonsattelstütze mit D-förmigem Querschnitt und 32 Millimeter breiten Tubeless-Reifen tadellos. Das Giant fühlt sich damit auch in leichtem Gelände wohl. Wer öfter auf unbefestigten Straßen unterwegs ist, kann bis zu 35 Millimeter breite Pneus montieren. Das Fahrverhalten präsentiert sich als stimmige Mischung aus Spurtreue und Agilität. Der Fahrspaß wird jedoch – wie bei fast allen Rädern in diesem Vergleich – durch das relativ hohe Gesamtgewicht getrübt.
Das überarbeitete Defy schaltet jetzt mit Shimanos elektronischer 105 statt der mechanischen Ultegra und ist 400 Euro teurer geworden. Leider ist die neue 105 aber nicht sortenrein verbaut; eine schwere Kompaktkurbel sowie No-Name-Bremsscheiben, die das Potenzial der Bremse nicht ausschöpfen, stören das Bild, zumal angesichts des höheren Preises. Das Defy verfügt über Montageösen für Schutzbleche.
Das Defy ist das “Volksrad” unter den Marathonmodellen; ein sachlicher, unprätentiöser Begleiter für viele Gelegenheiten, dessen großes Gangspektrum mit 1:1-Übersetzung fürs Rasen, Rollen und Klettern geeignet ist.
Stärken: ausbalanciertes Fahrverhalten, guter Komfort
Schwächen: relativ schwer, einfache Bremsscheiben
Im Test der Endurance-Rennräder hatten wir nebem dem Giant Defy Advanced 1 auch das Canyon Endurace CF 7 All-Road, das Cannondale Synapse Carbon 2 RL, das Specialized Roubaix Comp, das Cube Agree C:62 und das Trek Domane SLR 7.
*Gewogene Gewichte.
**Herstellerangabe, Testgröße fett.
***Stack/Reach projiziertes senkrechtes/waagerechtes Maß von Mitte Tretlager bis Oberkante Steuerrohr; STR (Stack to Reach): 1,36 bedeutet eine sehr gestreckte, 1,60 eine sehr aufrechte Sitzposition.
****Laufradgewichte inklusive Bereifung, Kassette, Schnellspanner/Steckachsen und ggf. Bremsscheiben.