Julian Schultz
· 29.06.2022
Kurz vor dem Auftakt der Tour de France präsentiert Scott mit dem neuen Foil RC das schnellste Rennrad der Firmengeschichte. Das Aero-Wettkampfrad soll nicht nur um 20 Prozent schneller als sein Vorgänger sein, sondern auch leichter und komfortabler. TOUR konnte einen exklusiven Prototypen bereits Probe fahren.
Als erster große Hersteller wagt sich Scott kurz vor dem Grand Depart der Tour de France in Kopenhagen aus der Deckung und präsentiert mit dem Foil RC ein Aero-Rennrad der Superlative – zumindest wenn man den Ankündigungen der Schweizer folgt. Die Neuentwicklung soll vor allem eines geworden sein: schnell. Laut Scott hängt das neue Aero-Rennrad fürs Modelljahr 2023 den Vorgänger auf einem 40 Kilometer langen Kurs um 78 Sekunden ab. Das Foil RC, das Team DSM bei der Tour de France einsetzen wird, dürfte damit den Sprung in die Top Ten der schnellste Serien-Rennräder im TOUR-Test schaffen. Die Bestenliste wird vom Simplon Pride II (199 Watt) angeführt, auf dem geteilten zehnten Platz liegen das Specialized S-Works Tarmac SL7 und die BMC Timemachine Road 01 Two (beide 210 Watt).
Scott profitierte in der Entwicklung seines Aero-Boliden vom neuen UCI-Reglement, wonach die Rahmenformen seit 2021 aerodynamischer ausfallen können. In Zusammenarbeit mit dem britischen Aerodynamik-Spezialisten Drag2Zero gingen die Schweizer beim Rahmenbau „bis an die Grenzen“. Neben optimierter Rohrformen – beispielsweise erinnert das flächige Steuerrohr an das Simplon Pride II – setzte Scott das Foil RC zudem auf Diät. Für den leichtesten Carbonrahmen wird ein Gewicht von lediglich 915 Gramm angegeben, das Komplettrad (Foil RC Premium) soll bei 7,2 Kilogramm liegen. Angesichts des Aero-Rahmens ein beeindruckender Wert. Zum Vergleich: Das Pride II als schnellstes Serien-Rennrad bringt knapp 600 Gramm mehr auf die Waage.
Komplettiert wird die Scott-Rennrad-Neuheit durch hochwertige Komponenten von Syncros. Der Clou ist die zweiteilige Aero-Sattelstütze: Demnach besteht der tragende Teil aus Carbon, „das sich bei Unebenheiten biegt und so die Vibrationen im Sattel reduziert“, so Scott. Optional kann zudem ein Rücklicht integriert werden. Auch das flexende Aero-Cockpit soll den Komfort erhöhen. Serienmäßig rollt das Foil RC auf 25 (vorne) und 28 (hinten) Millimeter breiten Reifen, der Rahmen ist aber für bis zu 30-Millimeter-Pneus freigegeben.
Bei unseren exklusiven Probefahrten der Neuheit - Scott stellte uns einen Prototypen in Erlkönig-Lackierung zur Verfügung – konnte das Foil auf Anhieb überzeugen. Mehrere Testfahrer bescheinigten dem bombensteifen Aero-Modell eine beeindruckende Beschleunigung. Wie ein junges Rennpferd wartet der Renner darauf, an seine Grenzen gebracht zu werden. Durchschnittsgeschwindigkeiten jenseits der 30 km/h waren fast mühelos drin. Kurzum: Das neue Scott Aero-Rennrad ist eine echte Kampfansage an die Konkurrenz.
Das Scott Foil RC wird in fünf Ausstattungsoptionen erhältlich sein, Preise für die 2023er-Modelle des Wettkampf-Rennrads sind noch nicht bekannt. Zwei Modelle (RC Premium und RC 20) sind mit Schaltgruppen von SRAM (Red eTap bzw. Rival eTap) gelistet, zwei Modelle (RC Pro und RC 10) mit Antrieben von Shimano (Dura-Ace Di2 bzw. Ultegra Di2). Zur Ausstattung der Einsteigerversion (Foil RC 30) machte Scott bei der Präsentation keine Angaben. Der Grund: Das günstigste Modell des Scott Foil RC (Gewicht: 8,5 kg) ist mit der neuen Shimano 105 Di2 Elektro-Schaltung ausgestattet. Damit wechseln alle fünf Foil RC-Versionen die Gänge mit E-Schaltungen, ein Modell mit mechanischem Antrieb gibt es nicht. Sieben Rahmengrößen von 47 bis 61 Zentimeter (XXS-XXL) kommen in den Handel.