Neue Shimano 105 Di2Rennrad-Gruppe jetzt 12fach und als Funk-Schaltung

Stefan Loibl

 · 29.06.2022

Neue Shimano 105 Di2: Rennrad-Gruppe jetzt 12fach und als Funk-SchaltungFoto: Shimano
Die neue Di2-Version der Shimano 105 Rennrad-Schaltung.

Shimano stellt mit der neuen 105 seine Rennrad-Gruppe mit dem besten Preis-Leistungsverhältnis erstmals auch als kabellose Di2-Version vor. Zudem erbt die Schaltung die Technologie der Top-Gruppen und bekommt eine 12fach-Kassette.

Zum 40. Jahrestag ihrer Markteinführung (1982 unter dem Beinamen Golden Arrow) spendiert Shimano der Rennrad-Gruppe 105 ein elektronisches Upgrade. Die neue Shimano 105 Di2 mit dem Kürzel R7100 wird es damit erstmals als elektronische Schaltung geben. Bisher war die Di2-Technologie (”Digital Integrated Intelligence”) seit ihrer Einführung im Jahre 2009 alleine den Top-Rennrad-Gruppen Dura-Ace und Ultegra vorbehalten. Ab 2023 wechselt erstmals auch die 105er-Shimano-Gruppe die Gänge nicht mehr mechanisch, sondern elektronisch. Und sogar kabellos. Denn die neue 105 Di2 erbt die drahtlose Kommunikation zwischen Schaltern und Schaltwerk, die Shimano im vergangenen Jahr bei der Top-Gruppe Dura-Ace R9200 und der aktuellen 12fach-Ultegra Di2 präsentierte. Außerdem bekommt die Shimano 105 ein Ritzel an der Kassette dazu und reiht sich damit in Riege der 12fach-Rennrad-Schaltungen ein. Gleichzeitig treibt das Di2-Upgrade aber auch den Preis in die Höhe. Denn in der Vergangenheit war die Shimano 105 immer die Rennrad-Schaltung der Japaner, die hochwertige Technik zum fairen Preis lieferte und deshalb an vielen Einsteiger-Rennrädern verbaut war. Das preiswerte mechanische Ensemble soll laut Shimano aber bis auf Weiteres als Elffach-Schaltung weiter gebaut und angeboten werden.

Keine Kabel mehr am Rennrad-Cockpit: Das ist nun auch mit der Shimano 105 Di2 möglich.Foto: Shimano
Keine Kabel mehr am Rennrad-Cockpit: Das ist nun auch mit der Shimano 105 Di2 möglich.

105 Di2: Mischung aus Funk und Kabel

Wie die anderen Elektro-Schaltgruppen von Shimano setzt auch die neue 105 Di2 nicht komplett auf wireless, wie es beispielsweise die Sram Elektro-Schaltungen (eTap AXS und XPLR) tun. Stattdessen kommt ein kombiniertes System zum Einsatz: Die Schalthebel kommunizieren per Funk mit Schaltwerk und Umwerfer, den Strom bekommen Umwerfer und Schaltwerk aber per Kabel aus einem zentralen Akku, der meist im Sattelrohr untergebracht ist. Die neue 105 Di2 dürfte also ähnlich schnell und präzise schalten wie die Ultegra Di2 R8100 im TOUR-Test beweisen konnte.

Zentrale Komponente der 105 Di2 ist das Schaltwerk. Das empfängt nicht nur die Funksignale der Schalthebel und gibt sie auch an den Umwerfer weiter. Zudem wird das Ladekabel direkt am Schaltwerk angeschlossen. Wie bei den anderen Shimano Di2-Antrieben lässt sich das System per E-Tube-App nach den eigenen Vorlieben konfigurieren (z.B. Anzahl der Schaltvorgänge bei gedrückt gehaltener Taste oder Synchro-Shift-Funktion). Auch die Schalt-Bremshebel bekommen bei der 105 Di2 das überarbeitete Design der Top-Gruppen. Höher gezogene Hörnchen und eine ergonomischere Hebelform sollen dafür sorgen, dass man sie leichter und intuitiver bedienen kann und eine weitere Griffposition hat.

Die neue Shimano 105 Di2-Kurbel gibt es mit Abstufungen von 50-34 und 52-36 Zähnen.
Foto: Shimano

Übersetzungen der neuen 12fach-Schaltung

Da die neue 105 Di2 nicht mehr mit elf, sondern 12 Ritzeln an der Kassette kommt, schließt sie zu Shimano Top-Gruppen und dem aktuellen Stand der Technik auf. Wie bei der Ultegra gibt es in der 105er Di2-Serie nur noch zwei Ritzelpakete: Die Abstufungen sind allerdings etwas “zahmer” und liegen bei 11-34 und 11-36 Zähnen. Auch bei der 12fach-Kurbel der neuen Shimano 105 gibt es nur noch zwei Varianten: Die Kompakt-Version mit 50/34 Zähnen und eine sportlichere 52/36-Abstufung. Im Hinblick auf die Laufräder sind die 12fach-Komponenten abwärtskompatibel. So können vorhandene Rennrad-Laufräder mit 11-fach Freilauf auch mit den neuen 12fach-Kassetten genutzt werden.

Was passiert mit der mechanischen Shimano 105?

Mit der Einführung der neuen Di2-Version der 105 stellt sich natürlich die Frage: Verschwindet die mechanische Version? Nein! Die bestehende, mechanische Shimano 105 R7000 wird es auch weiterhin geben. Die Rennrad-Gruppe läuft als mechanische 11fach-Schaltgruppe weiter und dürfte damit weiterhin an vielen Einstiegs-Rennrädern zwischen 1000 bis 2000 Euro zu finden sein.

Die Gewichte der Shimano 105 Di2 im Überblick

  • Schaltwerk: 302 Gramm
  • Umwerfer: 142 Gramm
  • Kurbelgarnitur (50/34 Zähne/172,5 mm): 766 Gramm
  • Kassette (11-34): 361 Gramm
  • Kette: 252 Gramm
  • Schalt-Bremshebel (Paar): 423 Gramm
  • Scheibenbremsen (Paar): 392Gramm
  • Bremsscheiben (Paar): 286 Gramm
  • Akku: 53 Gramm
  • Kabel/Kleinteile: 19 Gramm
Foto: Shimano

Die Gewichte sind Herstellerangaben. In Summe soll die neue Shimano 105 Di2 als Komplettgruppe mit Scheibenbremsen 2743 Gramm auf die Waage bringen. Im TOUR-Testlabor haben wir für die Ultegra Di2 R8100 etwa dieses Gewicht ermittelt. Da die einzelnen Komponenten der 105 Di2 alle einige Gramm schwerer sind als die der Ultegra, dürfte sich das reelle Gewicht am Ende um die 3000 Gramm einpendeln. Damit würde das Mehrgewicht der 105 Di2 im Vergleich zur Ultegra Di2 etwa bei 300 Gramm liegen. Damit wäre der Unterschied in etwa so groß wie von der Dura-Ace (2435 Gramm/TOUR-Messung) zur Ultegra (2789 Gramm/TOUR-Messung).

Das kostet die neue Shimano 105 Di2

Shimano hat uns UVP-Preise für die neuen Di2-Komponente der 105er genannt. Zum Vergleich: Die mechanische Elffach-Version der 105 kostet aktuell bei Online-Shops etwa 700 Euro.

  • Kassette CS-R7100: 79,95 Euro
  • Umwerfer FD-R7150: 164,95 Euro
  • Kurbelgarnitur FC-R7100: 184,95 Euro
  • Schaltwerk RD-R7150: 284,95 Euro
  • Kette CN-M7100: 38,95 Euro
  • Schalt-Bremshebel inkl. Scheibenbremse (einzeln): 359,95 Euro
  • Bremsscheibe SM-RT70: 36,95 Euro
  • Akku BT-DN300: 194,95 Euro
  • Kabel: 35-40 Euro

Als erster Komplettradhersteller nannte Cannondale bereits Preise für seine Modelle mit der neuen Shimano 105 Di2. So soll das SuperSix EVO 4.299 Euro kosten, das Marathon-Modell Synapse LE liegt bei 4.699 Euro.

Auch die 105er-Scheibenbremsen erhalten Technik-Update

Wie bei den im Vorjahr vorgestellten Shimano-Gruppen kommt auch die neue 105 mit überarbeiteten und verbesserten hydraulischen Scheibenbremsen. Sie sollen kraftvoller , weniger anfällig für Geräusche und leichter zu entlüften sein als die Vorgänger-Version. Sie dürften damit ähnlich bissig zupacken und feinfühlig zu dosieren sein wie die Scheibenbremsen der Dura-Ace, die TOUR bereits getestet hat.

Foto: Shimano

Neue, preislich attraktive Carbon-Laufräder

Zur Markteinführung der 105 Di2 präsentiert Shimano erstmals auch zwei neue Carbon-Laufräder im mittleren Preisniveau, die an keine Gruppe gebunden sind. Wie bei den Schaltgruppen transformieren die Japaner dabei die Technologien von den Top-Produkten auf preiswertere Komponenten. Das niedrigere C32-Laufrad soll sich durch sein geringeres Gewicht an Kletterer richten, das neue Allround-Modell C46 orientiert sich an den bekannten C50-Laufradsätzen von Dura-Ace und Ultegra.

Shimano Carbon-Laufrad C32

  • 32 mm Felgenhöhe
  • Innenbreite 21 mm
  • 11fach & 12fach kompatibel
  • Gewicht: 665 g (Vorderrad)/ 839 g (Hinterrad)
  • Gesamtgewicht: 1502 Gramm
  • Tubeless ready
  • Preis: 1249 Euro
Bild NaN
Foto: Shimano

Shimano Carbon-Laufrad C46

  • 46 mm Felgenhöhe
  • Innenbreite 21 mm
  • 11fach & 12fach kompatibel
  • Gewicht: 719 g (Vorderrad)/ 893 g (Hinterrad)
  • Gesamtgewicht: 1610 Gramm
  • Tubeless ready
  • Preis: 1249 Euro
Die neuen C46 Carbon-Laufräder enthalten die Technik der Top-Laufräder, sind preislich aber deutlich attraktiver.Foto: Shimano
Die neuen C46 Carbon-Laufräder enthalten die Technik der Top-Laufräder, sind preislich aber deutlich attraktiver.