Robert Kühnen
· 04.03.2022
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Für viele Hobbysportler war die Messung der Herzfrequenz der Einstieg ins gezielt gesteuerte Rennrad-Training. Sie leistet – unter anderen Vorzeichen – auch heute noch gute Dienste. Im Test: sechs Brustgurte zur Pulsmessung.
Radfahren kommt von Radfahren – so lautet eines der vielen geflügelten Worte aus der Geschichte des Radsports. Dass Rennradfahren aber nicht nur stumpfes Treten in die Pedale bedeutet, sondern irgendwas mit komplexen Vorgängen im menschlichen Körper zu tun haben muss, wurde für eine breite Radsport-Öffentlichkeit spätestens bei der Tour de France 2003 sichtbar. Damals boten die Fernsehsender mächtig Technik auf, um den Zuschauern die aktuellen Pulsdaten ausgewählter Profis live auf den Bildschirm zu bringen. Die Rennfahrer trugen Pulsmessgurte um die Brust, die Messdaten wurden über Empfangsgeräte an den Kamera-Motorrädern übermittelt. Trainingsmethodik und -steuerung haben sich seither rasant weiterentwickelt, längst markieren Powermeter den Gold-Standard der Leistungsmessung. Aber auch knapp zwanzig Jahre nach der damaligen TV-Innovation nutzen die Profi-Teams die konsequente Pulsüberwachung ihrer Rennfahrer in Wettkampf und Training.
Auch für Hobby-Radsportler kann die Herzfrequenz immer noch ein wichtiger Indikator der Trainingssteuerung sein. Ein Pulsmessgurt ist deutlich günstiger als jeder Powermeter, kommt nahezu ohne Installationsaufwand aus und erhebt mittlerweile eine Fülle von Daten über die Herzfrequenz hinaus. So zeichnet der HRM-Pro von Garmin*, zugleich mit 129 Euro der teuerste der sechs Gurte aus unserem Test, auch Bewegungsdaten auf und leitet aus der Herzfrequenz weitere interessante Kennzahlen wie die Herzfrequenzvariabilität ab. Lauf- und Schwimmfunktionen machen den Gurt für Triathleten interessant; von der guten Garmin-internen Vernetzung profitieren Sportler, die bereits mit Uhren oder GPS-Geräten dieser Marke unterwegs sind. Auch seine Speicherkapazität von bis zu 18 Stunden setzt Maßstäbe.
Im Handling unterscheidet sich das hochpreisige Modell jedoch nicht von anderen Brustgurten. Alle Modelle messen den Puls über zwei in den Gurt eingearbeitete Elektroden, die rechts und links am Brustkorb anliegen sollen. Je nach Marke und Modell fällt der Gurt minimal breiter aus, die Elektroden variieren in Größe und Anordnung um wenige Zentimeter. Auf das Tragegefühl hat dies, ebenso wie das nur in geringem Maße schwankende Gewicht, keine Auswirkung. Auch bei der Befestigung gehen fast alle Hersteller den gleichen Weg: Die Gurte werden mit einer Schlaufe eingehakt und die Gurtlänge manuell angepasst. Die einzige Ausnahme bildet der Wahoo Tickr X*, bei dem die Messeinheit den Gurt per Clip zusammenhält. Eine praktische Konstruktion, da so durch die beim Einrasten blinkenden Leuchten die Funktionsfähigkeit des Akkus signalisiert wird.
Wichtig: Nur wenn der Brustgurt so eng anliegt, dass er selbst in Bewegung und beim -tiefen Ausatmen nicht verrutscht, liefert er verlässliche Daten. Für eine präzise Messung müssen die Elektroden innen im Gurt unterhalb der Brustwarzen permanent Hautkontakt haben. Der Sensor, der die Daten an die Uhr am Handgelenk oder den Bordcomputer am Lenker sendet, liegt mittig auf dem Brustbein. Viele Hersteller empfehlen, die Elektroden vor dem Anlegen kurz anzufeuchten, um einen guten Kontakt zur Haut sicherzustellen.
Als vor einigen Jahren die ersten Smartwatches mit Handgelenksmessung auf den Markt kamen, schienen Brustgurte zum Auslaufmodell zu werden. Dass die kleinen Computer am Handgelenk den klassischen Herzfrequenzmessern noch nicht den Rang abgelaufen haben, liegt – neben dem Preisunterschied – zweifellos an der Genauigkeit der Messung. Und die funktioniert bei Smartwatches so: Leuchtdioden auf der Uhrenrückseite senden Licht durch die Haut, dessen Reflektion auf einen optischen Sensor trifft. Der ermittelt unter Berücksichtigung des Blutvolumenflusses den Puls. Dies führt nur dann zu exakten Messwerten, wenn die Uhr fest genug anliegt und der Sensor nicht beschmutzt oder von Haaren oder Tätowierungen bedeckt ist. Da die Messeinheit am Handgelenk weiter vom Herzen entfernt ist, sind die Pulswerte zudem leicht verzögert.
In Summe ist der Brustgurt, insbesondere für hochintensive Einheiten, die bessere Wahl, die Smartwatch kann hingegen mit funktionaler Vielfalt punkten.
Wir haben alle Brustgurte bei Radfahrten mit GPS-Computern von Garmin, Hammerhead und Wahoo sowie Trainingssoftware gekoppelt. Auch die Aufzeichnung über die jeweilige firmeneigene App haben wir bei Lauf- und -Radrunden überprüft. Im Quervergleich untereinander und zu einer externen Referenz erwiesen sich alle Brustgurte als sehr akkurat, weshalb wir auf das Kriterium der Genauigkeit in den Testbriefen verzichtet haben – zumal wohl kaum jemand verschiedene Brustgurte zur Pulsmessung heranziehen dürfte.