Jörg Wenzel
· 13.10.2023
Sie liegen nur etwa 100 Kilometer vor Marokkos Küste und sind deshalb ein Ganzjahresrevier mit durchschnittlich schon 20 Grad im Januar. Wir empfehlen dort zwei sehr unterschiedliche Reviere: das vergleichsweise flache Lanzarote und das bergige, wilde Gran Canaria.
Lanzarote ist eine winterliche Zuflucht für ausdauersportliche Zugvögel, viele Jahre lang vor allem Triathleten, die auf der nördlichsten Kanareninsel Anfang Mai den Ironman-Startplatz für Hawaii ergattern können und dafür schon im Winter eifrig trainieren. Mittlerweile hat sich aber herumgesprochen, dass die Insel auch das beste Rennrad-Ziel des Archipels sein dürfte. Bei Haria präsentiert sie sich als nordafrikanische Palmenoase, am stürmischen Strand von Famara als weltentrückte Sandwüste und in den Feuerbergen als Verweis auf die Marsoberfläche. Es ist zwar auch auf Lanzarote kaum möglich, eine 100-Kilometer-Runde mit weniger als 1.000 Höhenmetern zusammenzustellen, anders als auf dem extrem schroffen Gran Canaria sind Lanzarotes Steigungen jedoch moderat und erreichen nur ausnahmsweise zweistellige Prozentzahlen. Der längste Anstieg der Insel überwindet etwa 600 Höhenmeter. Kraftraubender als die Berge kann jedoch der Wind sein. Daher sind große Ritzel Pflicht. Letzteres gilt in noch stärkerem Maße für Gran Canaria, wo sich die wenigen ebenen Passagen landschaftlich unattraktiv zwischen dem Flughafen und den Touristenzentren der Südküste befinden. Wer die Schönheit der Insel erleben will, muss ins Landesinnere aufbrechen – und das bedeutet auf dem Vulkankegel Gran Canaria nun einmal: klettern. Eine 100-Kilometer-Tour zu finden, nach der man weniger als 1.500 Höhenmeter in den Beinen hat, ist nahezu unmöglich, Rampen von 20 Prozent sind keine Seltenheit. Aber die Fahrt durch die wild zerklüfteten Berge und der Rausch auf den kurvenreichen Abfahrten hinab in die Schluchten oder ans Meer sind einfach zum Jauchzen.
Lanzarote mag ideal sein, wenn man Grundlage trainieren will. Ich sehe aber nicht nur den Trainingsaspekt. Deshalb liebe ich die Schluchten und Bergstraßen Gran Canarias – auch wenn meine Frühjahrsform so gar nicht zu den Anstiegen dort passt. - Jörg Wenzel, TOUR-Reiseredakteur
Saisonstart: Ganzjahresziel. Im Gegensatz zu Lanzarote besitzt Gran Canaria eine Wetterscheide, an der sich der Nordostpassat staut. Die Berge trennen den trockenheißen Süden vom kühleren und regenreicheren Norden
Temperaturen: 19 Grad (März), 20 Grad (April) sind durchschnittliche Maximaltemperatur an der Küste, in den Bergen Gran Canarias sind die Temperaturen oft noch einstellig.
Anreise: Direktflüge in viereinhalb Stunden nach Lanzarote oder Gran Canaria, je nach deutschem Flughafen ab 300 bis 450 Euro (hin und zurück, ohne Radtransport).
Topografie: Flach bis hügelig (Lanzarote), extrem bergig (Gran Canaria).
Standorte: Auf Gran Canaria die Südküste rund um Maspalomas, auf Lanzarote Puerto del Carmen, Las Caletas, Costa Teguise, Club La Santa..
Wochenpreis für Hotel und geführte Touren: Ab 700 Euro pro Person im Doppelzimmer mit Halbpension; nur wenige Veranstalter (etwa Huerzeler auf Lanzarote oder free motion auf Gran Canaria und Lanzarote) bieten Unterkunft plus geführte Rennradtouren.
Radverleih: Ein Dutzend Radverleiher (z. B. free motion, Cyclo Canaria, Lanzarote Bike oder Huerzeler) – sechs Tage Radmiete kosten etwa 110 Euro (Carbonrahmen mit Shimano-105-Gruppe), Top-Renner bis 240 Euro.