Jörg Wenzel
· 16.10.2023
Westlich und östlich von Málaga tragen die Costa de la Luz (Lichtküste) am Atlantik und die Costa del Sol (Sonnenküste) am Mittelmeer schon Licht und Sonnenstunden im Namen. Zum guten Wetter gesellen sich welliges Terrain zum Einrollen und spektakuläre Bergstraßen. Wer im Frühjahr an der Form feilen will, ist an und hinter Andalusiens Küsten bestens aufgehoben.
Andalusien ist die südlichste und landschaftlich vielfältigste autonome Gemeinschaft auf der Iberischen Halbinsel, mit langen Sandstränden, Wüsten, Wäldern, Weiden – und sogar Hochgebirge. An der Atlantikküste Costa de la Luz reichen ruhige Nebenstrecken von den Stränden bis weit ins hügelige Hinterland – ideal für einen entspannten Saisonauftakt. Endlos kann man dort im Grundlagenmodus dahingleiten, abgesehen von ein paar knackigen Rampen hinauf in eines der vielen Pueblos Blancos, der „weißen Dörfer“ mit verwinkelten Gassen und weiß getünchten Häusern, die oft exponiert auf Hochplateaus liegen und schon von Weitem sichtbar sind. Die zumeist hervorragend asphaltierten Bergstraßen der Sierra de Grazalema hingegen erfordern mit langen Steigungen eine gute Kondition, belohnen dafür mit grandiosen Ausblicken auf die karstige Bergwelt Andalusiens, den schimmernden Atlantik und die hinter der Straße von Gibraltar aufragenden Bergspitzen Afrikas.
Auch die Costa del Sol ist ein ideales Terrain für den Frühling, weil Bergketten sie vor kalten Nordwinden schützen. Die Straßen sind bisweilen erstaunlich breit, andere, wie die in Málaga unter Radfahrern legendäre MA-3101, eher handtuchschmal. Ein wenig Form für die umliegenden Anstiege kann aber nicht schaden, denn der Küstenstreifen an der Costa del Sol ist deutlich schmaler als an der Costa de la Luz – und deshalb auch verkehrsreicher. Dort entlangzufahren, ergibt nur Sinn, um die Küste Richtung Hügel und Berge zu verlassen. Aber dahinter wird es einsam. Die Anstiege vom Mittelmeer ins Hinterland sind bisweilen knackig, mit Rampen um die 15 Prozent. Gleiches gilt für die kleinen Sträßchen in der verkarsteten Sierras Subbéticas, unserem 120 Kilometer von Málaga entfernten Geheimtipp, der sich aber aufgrund der Höhenlage zwischen 500 und 1.000 Meter eher für die Monate April und Mai eignet.
Andalusien zählt für mich zu den schönsten Revieren: die urigen Korkeichen im Alcornocales-Park und die Sierra de Grazalema, die so grün ist, weil sie sich als Barriere feuchter Atlantikluft entgegenstellt - Martin Roos, TOUR-Reiseautor
Saisonstart: März, April.
Temperaturen: 18 Grad (März), 20 Grad (April) sind durchschnittliche Maximaltemperaturen an der Küste, in den Bergen kann es deutlich kälter sein.
Anreise: Direktflüge nach Jerez de la Frontera und Málaga in drei Stunden, je nach deutschem Flughafen ab rund 200 oder 400 Euro (hin und zurück, ohne Radtransport).
Topografie: Flach bis bergig.
Standorte: Ciclana de la Frontera, Málaga, Torrox.
Wochenpreis für Hotel und geführte Touren: Ab 540 Euro pro Person im Doppelzimmer mit Halbpension; nur wenige Veranstalter (etwa Huerzeler und Velo Andaluz) mit diesem Rad-Paket.
Radverleih: Weniger als ein Dutzend Stationen (z. B. Huerzeler, Starbikes, ToroBike2.0, bike2malaga) an den Küsten – sechs Tage Radmiete kosten ab etwa 120 Euro (Alu-Rahmen mit Shimanos 105-Gruppe), Top-Renner bis 240 Euro.