Die Côte d’Azur ist einer der schönsten Abschnitte des Mittelmeers. Sie reicht von Marseille bis an die italienische Riviera. Hinter dem sonnenverwöhnten, mondänen Küstenstreifen offenbart sich ein charmantes Frankreich mit Bergen, hübschen Dörfern und der spektakulären Verdon-Schlucht. Da Radreiseveranstalter fehlen, bleibt das Revier ein Ort für Individualisten.
Die Côte d’Azur verdankt ihren Namen dem Dichter Stéphen Liégeard, der 1887 vom azurblauen Wasser vor der Küste schwärmte. Für französische Radsportler ist sie eine Alternative zu Mallorca. Mit einem entscheidenden Unterschied: Weil Radreiseveranstalter fast gänzlich fehlen, muss man sein Trainingscamp individuell organisieren. Wer das nicht scheut, sollte neben der Sonnencreme auch etwas Form einpacken. Auch Touren, die direkt am Meer beginnen, sind meist anspruchsvoll und führen über Hügel und Berge. Dort wird es aber ruhig – wohltuend im Vergleich zum Trubel an der Küste. Viele Straßen sind neu asphaltiert, auch weil die Tour de France hier war, nur manch kaum befahrene Abschnitte sind etwas holperiger. Die Anstiege kommen moderat daher, bewegen sich fast ausschließlich bei einstelligen Prozentzahlen. Dennoch kann, wer Frühform besitzt, auf einer Hundert-Kilometer-Runde mehr als 2.000 Höhenmeter sammeln. Nicht umsonst gilt das Hinterland von Nizza unter Profis als eines der Top-Trainingsreviere. Im westlichen Teil der Côte d’Azur, zwischen Toulon und Fréjus, ist es ruhiger als rund um Nizza. Dort, im Département du Var, erhebt sich hinter dem legendären Küstenort Saint-Tropez das Massif des Maures, dessen bewaldete Hügel bis auf knapp 800 Meter Höhe reichen. Etwas weiter im Norden, im Haut Var, rund um den spektakulären Grand Canyon du Verdon, wird die 1.000-Meter-Marke geknackt – im März oft noch zu früh, um kurz-kurz zu fahren. Den besonderen Reiz der Region machen neben der Landschaft auch Bilderbuch-Dörfer und -Städtchen wie Cotignac, Tourtour, Seillans oder Collobrières aus.
Berge oder Meer? Die Côte d’Azur mischt beides zu einer Sinfonie der Sinne: Landschaften voller Farben und Düfte, Strecken mit wunderschöner Aussicht sowie jede Menge Gaumenfreuden. Klingt großartig? Ist es! - Joscha Weber, TOUR-Reiseautor
Saisonstart: Frühestens März, besser ab April. Verleiden kann einem das höchstens der Mistral, der im Februar am häufigsten auftritt, ein stürmischer Fallwind aus Nordwesten, der die Temperaturen schlagartig um bis zu zehn Grad senkt.
Temperaturen: 12 Grad (März), 15 Grad (April) sind durchschnittliche Maximaltemperatur an der Küste, in den Bergen sind die Temperaturen oft noch einstellig.
Anreise: Direktflüge, z. B. ab Frankfurt/Main, in eineinhalb Stunden nach Marseille oder Nizza ab 300 Euro (hin und zurück, ohne Radtransport). Mit dem Auto sind es von Frankfurt rund 1.000 Kilometer bis Nizza, mit der Bahn ist man dort bei Radmitnahme in zwölfeinhalb Stunden.
Topografie: Hügelig bis bergig.
Standorte: Nizza, Tourrettes-sur-Loup (im Hinterland), Moissac-Bellevue (südlich Verdon-Schlucht), Bormes-les-Mimosas (nahe Côte d’Azur), Collobrières (Massif des Maures), Saint-Raphaël (Küste bei Fréjus).
Wochenpreis für Hotel und geführte Touren: Außer CoolTourCycling (neuntägiges Trainingscamp für rund 1.800 Euro inklusive Busanreise) und Quäldich (Hotel, sieben geführte Touren ab 1.425 Euro) haben wir keinen deutschsprachigen Veranstalter gefunden.
Radverleih: Sechs Tage Radmiete kosten ab etwa 220 Euro (Alu-Rahmen mit Shimano-105-Gruppe bei francebikerentals.com), Top-Renner bis 460 Euro (Café du Cycliste in Nizza: Cervélo R5/Caledonia 5 Disc Ultegra Di2). Cycles Evasion (in Cogolin, südlich des Massif des Maures) verleiht Giant- und BMC-Modelle vom Feinsten.