In unserer Schrauber-Serie vermitteln wir Insider-Wissen aus dem Werkstatt-Alltag. Hier zeigen wir, wie man einen Rennrad-Sattel richtig montiert und einstellt.
Werkzeug, das man zu Hause haben sollte
Die meisten Einstellarbeiten an Lenker und Rennrad-Sattel kann jeder selbst erledigen, das nötige Werkzeugarsenal ist überschaubar. Ein Überblick, was Sie dafür im Haus haben sollten.
Foto: Kerstin Leicht
Innensechskante oder Torx-Schlüssel, je nach Modell. Das “Y”-Werkzeug vereint die meistgenutzten Größen 4, 5 und 6 Millimeter und spart bei einfachen Arbeiten Zeit; das Werkzeug gibt es auch für Torx-Schrauben.
Für die meisten Verbindungen ist ein maximales Drehmoment vorgeschrieben, das man nicht überschreiten sollte. Ein kleiner Drehmomentschlüssel (bis ca. 10 Nm) ist deshalb Pflicht.
Montagepaste (auch Carbonpaste genannt) erhöht mit kleinen Partikeln die Reibung zwischen den Teilen und schützt nebenbei vor Korrosion. Bei Carbonkomponenten ein Muss, hilft aber auch bei Alu-Lenkern.
Fett gehört an alle Schraubengewinde; Alu-Sattelstützen schützt es außerdem davor, in Metallrahmen festzubacken. Von Carbonteilen fernhalten!
Wasserwaage als Hilfsmittel für die Position von Rennrad-Sattel und Lenker; für manche Arbeiten ist auch ein Maßband sinnvoll.
Die wichtigsten Drehmomente
Foto: Kerstin Leicht
Schaltgriffe 5–6 Nm
Lenkerklemmung 4–6 Nm
Vorbaukappe 1–2 Nm
Vorbauklemmung 4–6 Nm
Sattelstütze 3–5 Nm, variiert stark je nach Klemmprinzip
Sattel 5–7 Nm (bei zwei Schrauben)
Allgemeine Profi-Tipps
Entwickeln Sie mithilfe des Drehmomentschlüssels ein Gefühl dafür, wie fest die einzelnen Schrauben angezogen werden müssen. Das vermeidet Fehler, wenn unterwegs nur ein Minitool zur Hand ist.
Verwenden Sie keine korrodierten oder beschädigten Schrauben. Fetten Sie alle Schraubengewinde, auch unter dem Schraubenkopf. Das verringert das notwendige Drehmoment, sensible Bauteile klemmen dann erst sicher.
Manche Schrauben sind ab Werk mit Schraubensicherung versehen - dann wird das Gewinde nicht gefettet. Tragen Sie nur unter dem Schraubenkopf etwas auf.
Sicherheitsrelevante Klemmungen (Lenker, Schaltgriffe, Gabelschaft) und Carbonteile immer fettfrei halten! Im Zweifel Montagepaste verwenden.
Klemmverbindungen setzen sich nach einiger Zeit, die Spannkraft der Schrauben lässt nach. Kontrollieren Sie deshalb nach rund 200 bis 300 Kilometern das Drehmoment sowie den festen Sitz der Teile.
Ist der Rennrad-Sattel einmal richtig eingestellt, ist alles gut, doch der Weg dahin kann steinig sein. Hier steht, wie Sie typische Tücken bei der Sattelmontage vermeiden.
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Foto: Kerstin Leicht
Rennrad-Sattel richtig einstellen
Bei Stützen mit zwei Schrauben stellen Sie die Neigung ein, indem Sie die Schrauben entsprechend unterschiedlich anziehen. Dabei mit geringen Drehmomenten arbeiten und anschließend mit dem Drehmomentschlüssel gleichmäßig anziehen. Bei Stützen mit seitlichen Klemmbacken (Bild unten) verspannen sich die inneren Aufnahmen beim Anziehen in der Stütze. Der Sattel sollte beim Rennrad waagerecht stehen (mit Wasserwaage prüfen), wenn das Rad auf ebenem Grund steht. Drückt die Sattelnase im Schritt, kann sie auch minimal nach unten zeigen.
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Passende Klemmung am Rennrad-Sattel beachten
Sattelgestelle sind meist rund (Durchmesser 7 mm), Carbongestelle häufig hochoval (7 x 9 mm). Die meisten Sattelstützen, die das Gestell von oben und unten in zwei Rinnen aufnehmen, sind für beides geeignet. Von der Seite klemmende Stützen benötigen jedoch für hochovale Gestelle spezielle Aufnahmen.
Foto: Kerstin LeichtStütze mit seitlichen Klemmbacken
Profi-Tipps: Rennrad-Sattel einstellen & warten
Bei Stützen mit seitlichen Klemmbacken fressen sich die Einzelteile leicht in der Stütze fest. Um die Neigung einzustellen, muss der Rennrad-Sattel demontiert und die Klemmung meist komplett zerlegt werden. Oft ist ein leichter Schlag nötig, damit sich die Klemmung überhaupt löst. Ziehen Sie die Schraube anfangs nur ganz leicht an, damit sich die Neigung noch einstellen lässt.
Achten Sie auf Klemmungen, die das Sattelgestell großflächig umschließen. Schmale Stege oder scharfe Kanten können die Gestelle insbesondere von Leichtbausätteln beschädigen. Das Sattelgestell muss im dafür vorgesehenen Bereich geklemmt werden - auf keinen Fall in einem der Bögen!
Sattelklemmung und Rennrad-Sattel sind häufig Quellen störender Geräusche. Die Klemmung ist Schmutz und Wasser vom Hinterrad ausgesetzt, sie sollte regelmäßig zerlegt, gereinigt und leicht eingefettet werden. Verwenden Sie an Carbongestellen Montagepaste. Wenn das Knarzen vom Sattel kommt, ist es meist das Gestell in der Aufnahme an der Satteldecke. Dann hilft etwas Silikonspray oder Sprühöl an den entsprechenden Stellen.