Julian Schultz
· 01.03.2023
Eines der erfolgreichsten Rennräder der noch jungen World-Tour-Saison ist nun auch offiziell vorgestellt. Das neue Cannondale SuperSix Evo soll in der vierten Ausbaustufe leichter und aerodynamischer als sein Vorgänger sein. TOUR konnte die Neuheit bereits testen.
Bereits seit Wochen war das neue Cannondale SuperSix Evo im World-Tour-Zirkus zu sehen. Und das nicht nur irgendwo im Getümmel des Hauptfeldes, sondern in steter Regelmäßigkeit an der Spitze. Zehn Saisonsiege fuhr das Team EF Education-Easypost schon auf seinem neuen Arbeitsgerät ein - und übertrumpfte damit nach wenigen Rennen das Resultat aus dem Vorjahr. Hätten sich die Marketingexperten von Cannondale ein Szenario für die Präsentation des neuen Wettkampf-Rennrads wünschen können, es hätte vermutlich genauso ausgesehen.
In der vierten Generation will der US-amerikanische Hersteller “eine neue Ära an Rennrad” einläuten und verspricht das leichteste und aerodynamischste SuperSix der Geschichte. In Zahlen: Die Top-Version Lab71 - dazu gleich mehr - trifft das UCI-Limit von 6,8 Kilo. Der lackierte Rahmen in Größe 56 ist mit 770 Gramm rekordverdächtig leicht. Das Cannondale zählt damit zu den leichtesten Bikes im Peloton. Die dritte Generation des SuperSix brachte laut Herstellerangaben 600 Gramm mehr auf die Waage.
Unter Lab71 führt der 1971 gegründete Fahrrad-Hersteller aus Bethel/Connecticut eine Premium-Marke ein, die sich durch High-End-Materialen, Top-Komponenten und individuellem Design von den übrigen Modellen abheben soll. Klingt bekannt? Richtig! US-Konkurrent Specialized verfolgt mit seinem S-Works-Portfolio bereits seit Jahren eine ähnliche Strategie. Das Lab71 SuperSix Evo, dessen Rahmenset aus einem neuen Carbonfaser- und Nanoharz-Verbund namens “Series 0” besteht, ist das erste Rennrad unter dem Luxuslabel. Modelle aus dem Gravel- und MTB-Bereich sollen folgen.
Die neue Rennmaschine ist nicht nur leichter geworden, sie soll auch deutlich schneller sein. Laut Herstellerangaben ist die vierte Ausbaustufe des SuperSix um 12 Watt (bei Tempo 45 km/h) schneller als der Vorgänger, für den TOUR eine Aero-Leistung von 219 Watt ermittelte. Zudem soll es flotter als das Specialized S-Works Tarmac SL 7 sein, das im GST-Windkanal in Immenstaad auf eine Aero-Leistung von 210 Watt kommt.
Möglich wird der Aero-Sprung durch optimierte Rohrformen an Steuer- und Sitzrohr, integrierte Züge sowie neue Laufräder von Cannondales Eigenmarke Hollowgram. Den beiden Top-Modellen spendieren die US-Amerikaner eine extrem flaches Carbon-Cockpit, das in Kooperation mit den italienischen Motorsport-Spezialisten von Momo Design entwickelt wurde. Alle anderen Ausstattungsvarianten erhalten eine herkömmliche Lenker-Vorbau-Einheit, bei der die Züge unter dem Vorbau ins Steuerrohr geführt werden. Bis auf die beiden Basisversionen werden die Bikes zudem mit aero-optimierten Trinkflaschen ausgeliefert, in die Halterungen sollen auch runde Bidons passen.
Sind wir jetzt schon bergauf gefahren? Diese Frage stellten wir uns während der Testfahrten rund ums Rennrad-Mekka Girona tatsächlich. Denn vor allem bei Anstiegen macht das Cannondale SuperSix Freude und sammelt unaufgeregt einen nach dem anderen Höhenmeter. Wir testeten das HiMod 1, das in der Testversion mit geklemmten Lenker von Vision 7,1 Kilo auf die Waage brachte. Auch in der Ebene überzeugt der steife Wettkampfrenner, gleitet im Stile eines Aero-Boliden über den Asphalt und reagiert direkt.
Die Sitzposition ist rennmäßig, im Verhältnis zu vergleichbaren Race-Allroundern aber nicht zu extrem gestreckt. Auch beim Federkomfort leistet sich das Canndondale SuperSix Evo, das auf 25 Millimeter breiten Continental Grand Prix 5000 rollte, keine Schwäche und bügelt über rauen Asphalt sehr gut hinweg. Eher ungewöhnlich für einen auf Leichtbau getrimmten Wettkampfrenner ist die Kompatibilität mit dem schweren Smart-Sense-System von Cannondale. Wie beim Marathon-Rennrad Synapse ließe sich eine StVZO-konforme Lichtanlage und Abstandsradar integrieren, die über einen Akku am Unterrohr betrieben werden.
Einer, der in diesem Jahr schon etliche Kilometer auf dem Cannondale SuperSix Evo abgespult hat, ist Jonas Rutsch. Und der deutsche Profi vom Team EF Education-Easypost ist voll des Lobes über sein neues Arbeitsgerät. “Es ist die Verbindung aus System- und SuperSix. Es ist definitiv das beste Straßenrad von Cannondale, auf dem ich bislang gesessen bin”, sagte der 25 Jahre alte Klassikerspezialist am Rande der Präsentation. “Für mich als Fahrertyp war das SystemSix gerade auf Kopfsteinpflaster etwas zu hart. Mit dem neuen SuperSix haben wir nun den idealen Boliden”, ergänzt Rutsch, der zum Auftakt in die Frühjahrsklassiker den 24. Rang beim Omloop Het Nieuwsblad eingefahren hatte.
So ist der einzige Kritikpunkt bei den Preisen zu finden. Das Cannondale SuperSix Evo wird in fünf Varianten angeboten, wobei die “günstigsten” Versionen Carbon 1 und Carbon 2 mit 930 Gramm schwerem Rahmen bereits stolze 6799 Euro mit Ultegra Di2 bzw. 6999 Euro mit neuer Force AXS kosten. Die beiden HiMod-Modelle, deren Rahmen um 120 Gramm leichter ist, liegen mit Ultegra Di2 bei 8999 Euro und mit Red AXS sowie One-Piece-Cockpit bei 13499 Euro. Für die High-End-Variante Lab71 mit Dura-Ace Di2 werden phantastische 14999 Euro fällig. Das HiMod-Rahmenset kostet 4199 Euro, die Lab71-Version 5499 Euro.
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