Wiebke Lühmann ist Bike-Abenteurerin. Sie liebt diese Art der Herausforderung, bei der es nicht darum geht, schneller als andere zu sein. Vielmehr rücken neue Erfahrungen, Begegnungen und das Erkunden unbekannter Gegenden in den Fokus. Bei ihren Radreisen und Bikepacking-Trips geht es immer auch um die eigene Entwicklung und die Auseinandersetzung mit sich selbst. Mit ihrem bepackten Gravelbike, einem Wilier Triestina Jena, begab sie sich im August 2022 auf eine 3500 Kilometer lange Tour von Hamburg zum Nordkap. Dafür hatte sie 30 Tage Zeit.
Auf der Reise prasselten unzählige Regentropfen auf sie ein, sie begegnete neuen Menschen und verspeiste jede Menge Nudelsuppe und Schokolade. Im Gepäck hatte sie neben der notwendigen Ausrüstung eine GoPro-Kamera; auf den letzten vier Tagen begleitete sie Fabienne Engel, Freundin und Fotografin. So entstand der inspirierende Film „On Her Own“, der auf YouTube veröffentlicht wurde.
Das ideale Bikepacking-Rad verkörpert für Wiebke Lühmann ein Gefühl von Freiheit. Für sie ist ihr Gravelbike die perfekte Begleitung für all ihre Abenteuer: „Ich kann alle Wege nehmen, habe viele Möglichkeiten für Gepäckmitnahme und sitze bequem“, sagt sie. Egal ob sie eine kleine Trainingsrunde dreht, ein verlängertes Bikepacking-Wochenende unternimmt oder gar auf eine mehrwöchige Reise startet – immer wieder fällt die Fahrradentscheidung auf ihr Gravelbike.
1. Ein passender und gemütlicher Sattel – Wiebkes Wahl ist der Selle Italia Diva Flow. „Ich fahre nur schmerzfrei, und der Sattel muss einfach passen.“
2. Gewinde an der Gabel. Hier werden je nach Länge der Tour Gabeltaschen montiert: „Ich liebe meine Fork Packs von Ortlieb (5,8 Liter), die ich dort ganz leicht montieren kann.“
3. Plattform- oder Kombi-Pedale. Entgegen vieler Meinungen vermisst Wiebke Lühmann ihre Klickpedale nicht. Im Gegenteil, so muss kein weiteres paar Schuhe ins Gepäck. „Ich fahre keine Rennen und habe festgestellt, dass ich keine Klickpedale brauche bzw. nur sehr selten mit Klickpedalen fahre.“
In der brandneuen Carbon-Variante lässt das Focus Atlas die große Schwäche des gleichnamigen Alu-Modells hinter sich, denn für seine Preisklasse ist das Rad konkurrenzfähig leicht. Auch die Sitzposition fällt sportlicher aus, wodurch ein dynamischerer Fahreindruck entsteht. Mit vielen Gewindeösen und Rahmenprotektoren gibt sich das Focus dennoch reise- und abenteuerlustig. Eine Besonderheit ist ein eigenes Trägersystem, das je einen Fünf-Liter-Packsack von Ortlieb an die Kettenstreben gurtet.
Eine Zweite ist das breitere Einbaumaß der Naben (vorne 110 statt 100, hinten 148 statt 142 Millimeter), das stabile Laufräder ermöglicht, aber die Nachrüstoptionen einschränkt. Die 500 Euro günstigere Variante ist etwas schwerer, bietet aber sonst kaum Nachteile; das kaum leichtere Top-Modell kommt mit elektronischer 1x12-Sram-Rival-Schaltung für 4299 Euro.
Stärken: Robuste Komponenten; durchdachtes Taschensystem als Option
Schwächen: Wenig Auswahl bei den Ausstattungen; ungewöhnliches Einbaumaß schränkt die Laufradwahl ein
>> Das Focus Atlas Carbon 8.8 bekommt eine TOUR-Gesamtnote von 1,9
Wer ein möglichst komfortables Gravelbike für lange Tage im Sattel sucht, sollte sich das Giant Revolt näher anschauen. Die weit ausgezogene Sattelstütze schluckt Fahrbahnstöße äußerst effektiv; die Sitzposition ist eher aufrecht und entspannt. Weil sich das Rad mit leichten Carbon-Laufrädern und feinprofiligen Reifen vergleichsweise spritzig und zügig bewegen lässt, kommen aber auch Fans der flotteren Gangart auf ihre Kosten.
In schwerem Gelände oder Schlamm stoßen die Reifen schnell an Grenzen, der Rahmen lässt aber bis zu 53 Millimeter breite Pneus zu. Der Radstand des Revolt ist am hinteren Ende einstellbar, in gewissen Grenzen kann das Fahrverhalten zwischen wendiger Lenkung und besserem Geradeauslauf variiert werden. Schön ist die große Auswahl an Varianten zwischen 2300 und 6000 Euro, im Top-Modell steckt sogar eine Federgabel.
Stärken: Sehr komfortabel abgestimmt; viele Ausstattungsoptionen; lange Garantie
Schwächen: Serienreifen bei Schlamm und Matsch überfordert
>> Das Giant Revolt Advanced Pro 1 bekommt eine TOUR-Gesamtnote von 2,0
Auch der US-Konzern Trek setzt mit seinem Modell Checkpoint auf ein besonders komfortables Fahrerlebnis. Das am unteren Ende extrem schlanke Sitzrohr ist mit einem Kugellager beweglich am Oberrohr angebunden und kann Erschütterungen bei Geländefahrten spürbar glätten. Erst bei gröberen Schlägen gerät das Konzept an Grenzen. Auf ruppigem Terrain überzeugt das Rad mit unerschütterlichem Geradeauslauf, verwinkelte Cross-Kurse sind dagegen nicht seine Stärke.
Das Rahmen-Set verfügt über etliche Befestigungspunkte für Gepäck, auch Schutzbleche sind vorgesehen. Ein Staufach im Unterrohr nimmt Werkzeug auf. Im Gegensatz zu vergleichbaren Konzepten der Konkurrenz ist die Sitzposition auf dem Trek relativ gestreckt; sitzt man nicht auf einer der sehr teuren Top-Versionen, bremst das hohe Gewicht des Rades sportliche Ambitionen aber schnell aus.
Stärken: Sehr komfortabel; praktische Details; viele Ausstattungsoptionen
Schwächen: Relativ schwer
>> Das Trek Checkpoint SL6 AXS bekommt eine TOUR-Gesamtnote von 1,9
*Gewogene Gewichte
**Herstellerangabe, Testgröße fett
***STR (Stack/Reach) projiziertes senkrechtes/waagerechtes Maß von Mitte Tretlager bis Oberkante Steuerrohr: 1,36
bedeutet eine sehr gestreckte, 1,60 eine sehr aufrechte Sitzposition.
****Laufradgewichte inklusive Bereifung, Kassette, Schnellspanner/Steckachsen und ggf. Bremsscheiben.