Lüttich-Bastogne-Lüttich 2023Giganten-Duell fällt aus: Evenepoel nach Pogacar-Sturz der Dominator

Sebastian Lindner

 · 23.04.2023

Lüttich-Bastogne-Lüttich 2023: Giganten-Duell fällt aus: Evenepoel nach Pogacar-Sturz der Dominator
Remco Evenepoel gewinnt Lüttich-Bastogne-Lüttich wie im Vorjahr als Solist. Foto: Getty Velo

Im Grunde gab es nur zwei Dinge, die das geschichtsträchtige Ardennen-Triple von Tadej Pogacar verhindern konnten. Ein Sturz und ein Remco Evenepoel in Topform. Gleich beide trafen bei Lüttich-Bastogne-Lüttich zum Abschluss der Woche in den Ardennen ein.

Das Rennen war noch weit entfernt von der heißen Phase, als es bereits zu einer Vorentscheidung im Kampf um den Sieg bei der “Doyenne”, dem ältesten noch ausgetragenen Eintagesrennen der Welt, kam. Unbeobachtet von den TV-Kameras platzte dem Dänen Mikkel Honore in einer Abfahrt ein Reifen. Er stürzte und räumte damit auch Pogacar (UAE Team Emirates) ab, der das Rennen daraufhin aufgeben musste und in Genk bereits am Handgelenk operiert wurde. Zwei gebrochene Knochen hatte ein Untersuchung ans Tageslicht gebracht.

UAE-Teamchef Mauro Gianetti, der den Unfall geschildert hatte, wollte sich noch nicht zu einer Ausfallzeit seines Topstars äußern. Die Tour de France im Juli, Pogacar großes Saisonziel, sollte aber nicht gefährdet sein. Ohnehin hätte der Slowene nach Lüttich eine längere Pause eingelegt und erst zur Slowenien-Rundfahrt durch seine Heimat Mitte Juni ins Renngeschehen zurückkehren wollen.

Evenepoel erster Titelverteidiger seit 25 Jahren

“Ich wünsche ihm und den anderen gestürzten Fahrern alles Gute”, sagte Evenepoel (Soudal - Quick Step), der den Sturz hinter sich hörte (”Ein schreckliches Geräusch”), im Ziel. Er selbst musste bei seiner Solofahrt, die er mit einer Attacke an der Cote de la Redoute, dem drittletzten Anstieg des Tages 34 Kilometer vor dem Ziel, gestartet hatte, auf den mittlerweile nassen und schmierigen Straßen in Belgien mehrmals seine Steuerkünste und die Beherrschung seiner Rennmaschine unter Beweis stellen, um sicher ins Ziel zu kommen.

An der Cote de la Redoute attackiert Remco Evenpoel (l.), nachdem sein letzter Helfer Ilan Van Wilder (r.) seine Arbeit getan hat. Nur Thomas Pidcock (dahinter) kann nochmal kurz zum Weltmeister aufschließen, um den späteren Sieger an der nächsten Steigung endgültig ziehen lassen zu müssen. Foto: Getty Velo
An der Cote de la Redoute attackiert Remco Evenpoel (l.), nachdem sein letzter Helfer Ilan Van Wilder (r.) seine Arbeit getan hat. Nur Thomas Pidcock (dahinter) kann nochmal kurz zum Weltmeister aufschließen, um den späteren Sieger an der nächsten Steigung endgültig ziehen lassen zu müssen. Foto: Getty Velo

Das erreichte der Vorjahressieger betont lässig und, obwohl er die letzten Kilometer nur noch ausrollte, mit mehr als einer Minute Vorsprung, was in Lüttich seit mehr als zehn Jahren nicht mehr vorgekommen ist und zuletzt Andy Schleck 2009 gelang. Noch wesentlich länger her war die letzte Titelverteidigung beim letzten Radsport-Monument des Frühjahrs, die dem erst 23-Jährigen Belgier nun geglückt ist - bei zwei Starts, wohlgemerkt. Zuletzt war es der Italiener Michele Bartoli, der 1998 seinen Sieg aus dem Vorjahr wiederholte.

Gelegenheiten für Duelle zwischen Pogacar und Evenepoel rar

Bei der Souveränität, die Evenepoel im Trikot des Weltmeisters an den Start legte, stellt sich zudem die Frage, ob selbst Pogacar hätte mithalten können. Zumindest, so viel ist klar, hätte er anders als beim Amstel Gold Race und dem Fleche Wallonne aber an seinen Grenzen gehen müssen, um Paroli zu bieten. Im bisherigen Saison sind die beiden Topstars noch nicht aufeinandergetroffen.

Und allzu viele Gelegenheiten werden sich auch nicht mehr bieten, obwohl die Saison noch jung ist. Während Pogacar zum dritten Mal die Tour gewinnen will, verzichtet Evenepoel auf Frankreich und will stattdessen in zwei Wochen beim Giro d’Italia angreifen, um dort dort nach dem Sieg bei der Vuelta a Espana 2022 seine zweite Grand Tour zu gewinnen.

Evenepoels Giro-Konkurrenten mit durchwachsenen Resultaten bei Lüttich-Bastogne-Lüttich

Einige Konkurrenten, die mit Evenepoel in Italien um den Gesamtsieg kämpfen wollen, waren auch in Lüttich dabei. So etwa Santiago Buitrago (Bahrain-Victorious) und Ben Healy (EF Education EasyPost), die den Klassiker als Dritter und Vierter beendeten. Während Buitrago als Co-Kapitän zum Giro fährt, ist für Healy nur eine Helferrolle angedacht.

Für Aleksandr Vlasov, der Bora-hansgrohe ab dem 6. Mai anführen wird, reichte es nach einem Sturz lediglich zu Platz 46 bei Lüttich-Bastogne-Lüttich. Dem Russen, der für seine Teilnahme in Belgien sogar die Tour of the Alps vorzeitig beendet hatte, fehlte im Finale die Kraft, um mit der Konkurrenz mitzuhalten. Sein Teamkollege Patrick Konrad, der ebenfalls den Giro fahren wird, wurde hingegen Achter.

Lüttich-Bastogne-Lüttich 2023 Ergebnisse

  1. Remco Evenepoel (Soudal-Quick Step) 6:15:49
  2. Thomas Pidcock (Ineos Grenadiers) +1:06
  3. Santiago Buitragi (Bahrain-Victorious) +1:06
  4. Ben Healy (EF Education EasyPost) +1:08
  5. Valentin Madouas (Groupama-FDJ +1:24
  6. Guillaume Martin (Cofidis) +1:25
  7. Tiesj Benoot (Jumbo-Visma) +1:37
  8. Patrick Konrad (Bora-hansgrohe) +1:48
  9. Mattias Skjelmose (Trek-Segafredo) +1:48
  10. Marc Hirschi (UAE Team Emirates) +1:48