Eschborn-Frankfurt 2023: Vorschau auf den deutschen Klassiker
Sebastian Lindner
· 26.04.2023
Foto: GettyVelo
Sam Bennett hat Eschborn-Frankfurt 2022 gewonnen und tritt nun wieder an, um seinen Titel zu verteidigen.
Zum traditionellen Termin am 1. Mai steht mit Eschborn-Frankfurt Deutschlands einziger Klassiker im Profi-Radsport auf dem Plan. Das in jüngerer Vergangenheit von Sprintern dominierte Rennen ändert nun aber sein Profil, sodass auch andere Fahrertypen Chancen auf den Sieg haben.
Erstmals ausgetragen wurde die Veranstaltung 1962, damals noch unter dem Namen Rund um den Henninger Turm, angelehnt an den Brauerei-Sponsor, der das Rennen damals finanzierte. Erst 2009 änderte sich der Name hin zum Eschborn-Frankfurt City Loop, schon ein Jahr später trug es den Beinamen Rund um den Finanzplatz. Seit 2018 finden sich nur noch Start- und Zielort in der Bezeichnung wieder.
Ein Jahr zuvor mischte sich der Tour-de-France-Veranstalter in die Geschicke des Rennens ein. Die Amaury Sports Organisation (A.S.O.) übernahm die Gesellschaft zur Förderung des Radsports (GFR), die Eschborn-Frankfurt seit jeher organisiert hatte - und es auch heute noch tut. Der Einfluss der Franzosen wertete das Rennen auch in seiner sportlichen Bedeutung auf. Es gehört seit 2017 zur World Tour, zur höchsten Rennkategorie.
U23 wieder im Programm, Jedermann-Rennen längst ausgebucht
2023 geht Eschborn-Frankfurt in seine 60. Austragung. Die Corona-Pandemie verhinderte 2020 die Durchführung. 2015 musste kurzfristig abgesagt werden, weil der Polizei Hinweise auf einen geplanten Terroranschlag durch ein salafistisches Ehepaar vorlagen.
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Die sportlichen Schlagzeilen sollen in diesem Jahr aber wieder im Fokus stehen. Ein längst ausgebuchtes Jedermann-Rennen mit 8.000 Startern auf drei verschiedenen Strecken und die Rückkehr der U23-Version nach drei Jahren pandemiebedingter Pause sind genau wie zahlreiche Jugendrennen ein würdiger Rahmen für die Elite-Veranstaltung.
Rekordssieger Kristoff und Sprint-Weltmeister Philipsen am Start
Und die besticht durch ein namhaftes Feld, das von zwei starken Sprintern, die auch schon als Klassiker-Jäger auffällig wurden, angeführt wird. Mit Jasper Philipsen (Alpecin-Deceuninck) ist der erfolgreichste Sprinter der Saison am Start. Vier Siege, darunter zwei Etappen bei Tirreno-Adriatico, den Klassiker Brugge-De Panne sowie die inoffizielle Sprinter-WM, den Scheldeprijs, hat der Belgier gewonnen. Zudem wurde er Zweiter beim Pflasterstein-Monument Paris-Roubaix.
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Mit vier Siegen ist der Norweger Alexander Kristoff Rekordsieger von Eschborn-Frankfurt. Seinen letzten Titel holte er sich 2018 im Trikot des Europameisters, damals noch für das UAE Team Emirates.
Mit Alexander Kristoff (Uno-X Pro Cycling Team) steht zudem der Rekordsieger von Eschborn-Frankfurt am Start. Der Norweger hat das Rennen viermal gewonnen (2014 bis 2018). Bei acht Starts kommen dazu drei dritte Plätze (2019, 2021, 2022), bei seiner Premiere wurde 2012 wurde er Sechster. Hinter Kristoff ist Erik Zabel mit drei Siegen Zweiter und bester Deutscher in der ewigen Bestenliste. Zwei Siege konnten mehrere Fahrer feiern, unter ihnen Fabian Wegmann, der heute als Sportlicher Leiter bei Eschborn-Frankfurt fungiert.
Die Strecke von Eschborn-Frankfurt 2023
Nach dem Start in Eschborn macht der Kurs zunächst einen ersten Abstecher nach Frankfurt und durchs Ziel an der Alten Oper, ehe es in die Natur geht. Zwei Runden durch den Taunus sind geplant, dort warten dann auch die topografischen Schwierigkeiten des Tages.
Nach Jahren, in denen ein Massensprint aufgrund des Streckenprofils nahezu unausweichlich war, ändert sich das in diesem Jahr möglicherweise. Der Kurs ist im Vergleich zu den Vorjahren nicht nur länger, sondern auch schwerer geworden. 203,8 Kilometer sind in diesem Jahr zu absolvieren.
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Der Streckenverlauf von Eschborn-Frankfurt 2023
Mit dem 879 Meter hohen Großen Feldberg ist zweimal die höchste Erhebung im Taunus zu überfahren, dazu kommt dreimal der Mammolshainer Berg, eine relativ kurze, aber bis zu 15 Prozent steile Steigung.
Insgesamt stehen den Fahrern mehr als 3.000 Höhenmeter im Weg. Sie machen das Rennen in Kombination mit der Länge zu einem Klassiker, der seinen Namen auch verdient. Allerdings werden die meisten Höhenmeter in den ersten zwei Renndritteln absolviert, sodass immer noch die Chance besteht, das alles wieder zusammenläuft. Das Finale des Rennens bleibt zudem im Grunde unverändert und ist weitestgehend flach.
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Das Profil von Eschborn-Frankfurt
Eschborn-Frankfurt 2023: TV-Übertragung und Live-Stream
Eschborn-Frankfurt wird auf allen Kontinenten und in mehr als 150 Ländern der Welt live übertragen. In Deutschland zeigt der Hessische Rundfunkt das Rennen sogar von der ersten Minute an frei empfangbar. Ab 12 Uhr beginnt die lineare Übertragung im TV sowie im Live-Stream.
Eurosport 2 schaltet ab 14.15 Uhr ein, bei Discovery+ und GCN+ (beides über Bezahl-Abo) ist das Rennen ab 14 Uhr im Live-Stream zu sehen.
Dazu gesellen sich die Zweitdivisionäre Israel-Premier Tech, Lotto-Dstny, Bingoal WB, Burgos-BH, Green Project-Bardiani CSF-Faizane, Q36.5 Pro Cycling Team, Team Flanders - Baloise, TotalEnergies und Uno-X Pro Cycling Team.