Eschborn-Frankfurt 2023Kragh Andersen siegt aus Spitzengruppe heraus

Eschborn-Frankfurt 2023: Kragh Andersen siegt aus Spitzengruppe herausFoto: GettyVelo
Sören Kragh Andersen (l.) gewinnt Eschborn-Frankfurt vor Patrick Konrad (Bora-Hansgrohe) und Alessandro Fedeli (Q36.5 Pro Cycling Team).

Die Streckenänderung bei Eschborn-Frankfurt hat genau das erreicht, was sie sollte: Spannung bis ins absolute Finale. Denn auch fünf Kilometer vor dem Ende war nicht klar, ob das Hauptfeld die kleine Lücke zu den Ausreißern noch schließen könnte. Doch es sollte reichen für die Gruppe, aus der sich der Däne Sören Kragh Andersen knapp vor Patrick Konrad und Alessandro Fedeli durchsetzte. Georg Steinhauser und Georg Zimmermann wurden als beste Deutsche Sechster und Siebenter.

“Es war am Ende dann doch mehr zu klettern, als ich das erwartet hatte”, zeigte sich auch Kragh Andersen auf der Sieger-Pressekonferenz überrascht. “An der zweiten Feldberg-Überfahrt habe ich richtig gelitten. Aber ich habe nie aufgegeben und so endete das Rennen in der Gruppe dann perfekt für mich. Der Sieg bedeutet mir viel, weil ich schon lange nicht mehr gewonnen habe.“ Zuletzt beendete der Däne 2020 ein Rennen als Erster.

Das Profil von Eschborn-FrankfurtFoto: Veranstalter
Das Profil von Eschborn-Frankfurt

Vorentscheidng fällt in Mammolshain

Max Walscheid (Cofidis) eröffnete das Rennen bei wechselhaften, aber überwiegend trockenen Bedingungen schon kurz nach dem scharfen Start und bildete mit fünf weiteren Fahrern eine Spitzengruppe, die maximal acht Minuten Vorsprung zugestanden bekam. Obwohl der Vorsprung schon nach der ersten Feldberg-Überquerung deutlich geschrumpft war, schaffte es die Gruppe noch über die ersten beiden Mammolshainer, um dann in der Anfahrt zum zweiten Feldberg gestellt zu werden. Für Walscheid reichte es zum Gewinn der Bergwertung.

Im zweiten Feldberg setzten sich etwa 30 Fahrer vom Hauptfeld ab, von den Sprintern war lediglich Michael Matthews vertreten (Team Jayco-AlUla). Entsprechend lief die Gruppe nicht rund und wurde 52 Kilometer vor dem Ziel gestellt. Am letzten Mammolshainer Stich bildete sich dann erneut eine Spitzengruppe, die zehn Fahrer umfasste. Zimmermann und Steinhauser zählten ebenso dazu wie Konrad und der Schweizer Marc Hirschi (UAE Team Emirates).

Hauptfeld kommt bis auf 20 Sekunden ran

Die Gruppe erreichte Frankfurt mit rund einer Minute Vorsprung, auf die letzte 6,6 Kilometer lange Schlussrunde gingen sie aber nur noch mit 20 Sekunden auf ein reduziertes Hauptfeld mit etwa 30 Fahrern. Doch die reichten. Auf den letzten zwei Kilometern versuchte sich Zimmermann nochmal mit einer Attacke, doch auch die wurde nochmal gestellt. Dann kam Kragh Andersen und fuhr den Sprint souverän lange von vorne nach Hause. Arnaud De Lie führte das Hauptfeld mit 18 Sekunden Rückstand ins Ziel.

John Degenkolb (Team DSM) kam bei seinem Heimrennen als 18. ins Ziel. “Ich habe richtig gelitten. Wie erwartet war der Charakter des Rennens ein anderer als sonst, auch wenn man das in der Startliste nicht gesehen hat”, sagte der 34-Jährige. “Ich musste sehr lange im roten Bereich fahren, aber ich habe mitbekommen, dass es den anderen auch nicht besser ging und die Berge Spuren hinterlassen haben. Es war nicht komplett aussichtslos, aber ich war auch kurz davor komplett in die Luft zu fliegen. Aber da kommt dann der Heimvorteil zum Tragen: Ich kenne jede Kurve, weiß immer, wie steil es ist. Die Unterstützung war phänomenal. Es ist schon geil, so ein Heimrennen zu haben.”

Kurz vor dem Rennen der Elite fuhr die U23 ihr Eschborn-Frankfurt aus. Auch dort siegte mit Joshua Gudnitz ein Däne, sein Landsmann Gustav Wang wurde Zweiter.

Weitere Stimmen zu Eschborn-Frankfurt

Patrick Konrad (Bora-Hansgrohe, Zweiter): “Es war ein sehr spannender Sekundenkrimi. Es war in erster Linie mein Plan, mit der Gruppe durchzukommen und entsprechend viel habe ich dann auch investiert. Ich wusste, dass Sören der Mann ist, der geschlagen werden muss. In dem Moment, als ich dann im Sprint auf seine Höhe kam, sah es auch gut aus. Aber er hat stark gegengehalten und ist der verdiente Sieger.”

Alessandro Fedeli (Q36.5 Pro Cycling Team, Dritter): “Das ist mein bestes Ergebnis auf der World Tour bisher. Deswegen bin ich natürlich überglücklich. Ich möchte der Organisation für das fantastische Rennen danken, es gab nirgendwo risikoreiche Passagen, die Straßen waren gut. Ich freue mich auch für das Team. Wir wollen dieses Programm jetzt erfolgreich fortsetzen.”

Georg Zimmermann (Intermarche-Circus-Wanty, Siebter): “Mein Fazit ist zwiegespalten. Wir kreiseln durch die letzten ein, zwei Kilometer und plötzlich höre ich im Radio von Lorenzo, dass wir eine kleine Lücke haben. Ich fahre dann voll drüber und bin auch ein paar Meter raus, aber Hirschi fährt die Lücke zu. Ich weiß nicht, ob es schlauer gewesen wäre, sitzenzubleiben. Hat man dann aber wirklich eine realistische Chance, das Rennen dann zu gewinnen? Der neue Kurs hat mir jedenfalls gefallen, der kann gerne so bleiben.”

Ergebnis Eschborn-Frankfurt 2023:

  1. Sören Kragh Andersen (Alpecin-Deceuninck) 4:51:27
  2. Patrick Konrad (Bora-Hansgrohe) +0:00
  3. Alessandro Fedeli (Q36.5 Pro Cycling Team) +0:00
  4. Marc Hirschi (UAE Team Emirates) +0:00
  5. Lorenzo Rota (Intermarche-Circus-Wanty) +0:00
  6. Georg Steinhauser (EF Education EasyPost) +0:00
  7. Georg Zimmermann (Intermarche-Circus-Wanty) +0:00
  8. Stephen Williams (Israel-Premier Tech) +0:00
  9. Ben Hermans (Israel-Premier Tech) +0:00
  10. Martin Marcellusi (Green Project - Bardiani CSF - Faizane) +0:00