Julian Schultz
· 31.05.2022
Mit SRAM, Shimano und Campagnolo haben alle großen Komponentenhersteller spezielle Gravelbike-Schaltungen im Programm. Doch wie unterscheiden sie sich – und wo liegen die Vor- und Nachteile? Der kompakte Überblick für Gravel-Antriebe.
SRAM bietet für alle Rennrad-Gruppen auch Übersetzungsoptionen fürs Gravelbike an. Die Bandbreite ist entsprechend groß und reicht vom günstigen mechanischen Ensemble bis zur technisch avantgardistischen Funkschaltung. Das Unternehmen konzentrierte sich in den vergangenen Jahren auf die Entwicklung der elektronischen Zwölffach-Gruppen Red und Force AXS. Zu den preiswerteren, mechanischen Systemen (Elf- und Zehnfach) klafft eine relativ große preisliche Lücke.
SRAM gehört zu den Pionieren bei Einfach-Antrieben am Mountainbike und Gravelbike, jedes System lässt sich auch mit einem Kettenblatt fahren, und es gibt passende Kassetten. Eine Besonderheit ist, dass sich Komponenten aus den Mountainbike- und Rennradgruppen mitunter mischen lassen, wodurch auch riesige Übersetzungsbandbreiten möglich sind. Die Bremsen sind standfest und funktionieren klaglos. Die Verschleißteile gelten erst mit den neueren XPLR-eTap-AXS-Schaltgruppen (in den Qualitätsstufen Red, Force und Rival) als hochwertig, sind aber relativ teuer.
Unter dem Label GRX bietet Shimano eine Vielzahl spezieller Schaltungen und Scheibenbremsen für Gravelbikes an. Die Qualität reicht vom günstigen bis zum High-End-Niveau; da sich viele Teile gut kombinieren lassen, sind sie nicht immer sortenrein an Kompletträdern montiert. Grob gliedern lassen sie sich in mechanische Zehn- und Elffach-Systeme sowie die elektronisch schaltende Elffach-Di2. Ansonsten liegen die Unterschiede der GRX 400, 600 und 800 hauptsächlich im Gewicht und im Oberflächen-Finish.
Alle Varianten lassen sich mit einem oder mit zwei Kettenblättern fahren, die Kombination 1x10 ist wegen der eingeschränkten Gängezahl wenig empfehlenswert. In Verbindung mit dem Doppel-Kettenblatt lassen sich extrem leichte Gänge realisieren. Die Bremsen der Shimano GRX-Gruppen gelten als fein dosierbar, aber empfindlich für Schleifgeräusche. Schwere Fahrer sollten auf die leichten Bremsscheiben mit Aluminiumkern verzichten. Alle Verschleißteile für Shimano-Gravel-Schaltungen sind günstig und leicht zu beschaffen.
Die Ekar, derzeit die einzige Gravelbike-Schaltung von Campagnolo, ist wertig, leicht und vergleichsweise hochpreisig. Die Italiener setzen auf ein klassisches, mechanisches System ohne Elektronik, edel wird die Gruppe durch eine Carbonkurbel und ein fortschrittliches Übersetzungskonzept. Der 1x13-Antrieb ist derzeit konkurrenzlos, das breit gefächerte Ritzelpaket minimiert die Einbußen des Einfach-Kettenblatts. Die verfügbaren Übersetzungsvarianten sind eher auf der sportlichen Seite, andere Hersteller bieten leichtere Berggänge. Viel gelobt wird die gute Ergonomie der Hebel; mit dem charakteristischen Daumentaster lassen sich mehrere Gänge auf einmal durchschalten. Die mit Magura entwickelten Bremsen der Campagnolo Ekar sind kräftig, standfest und bestens dosierbar, alle Verschleißteile der Gravelbike-Schaltung sind sehr haltbar, aber vor allem Ritzel und Kettenblätter teuer. Ein Nachteil ist die begrenzte Auswahl an Laufrädern, da die Kassette einen speziellen Freilauf benötigt.