Langarm-Unterhemden im Test11 Modelle zwischen 28 und 126 Euro

Jörg Spaniol

 · 05.02.2023

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Foto: Jörg Spaniol

Nur in einem engen Temperaturbereich bringt der Körper seine volle Leistung. Schweiß und Bekleidung regeln seine Temperatur. Radsport in der Kälte ist dabei eine echte Herausforderung für die hautnächsten Funktionstextilien. Die elf Langarm-Unterhemden im Test zeigen, wie unterschiedlich die Hersteller damit umgehen.

Langarm-Unterhemden: Kurz & Knapp

Vor allem auf langen Ausfahrten bei kalten Bedingungen beeinflusst das Unterhemd stark das Wohlbefinden. Unser Praxistest mit mehr als 50 Mustern, kombiniert mit Labormessungen, führte zu klaren Empfehlungen. Doch die Ergebnisse sind nicht auf andere, vermeintlich ähnliche Produkte übertragbar. Die Erfahrungen mit den diversen Strickarten und Fasermischungen zeigen aber, dass die meisten Hersteller die Funktion gezielt steuern können.

Das wärmste Langarm-Unterhemd, Uyn Ambityon Base LayerFoto: Jörg Spaniol
Das wärmste Langarm-Unterhemd, Uyn Ambityon Base Layer

Test Langarm-Unterhemden

Wie unsexy ist das denn? Langarm-Funktionshemden sind nicht unbedingt das Radsportmaterial, das Haben-­Reflexe auslöst: grau, dunkelblau oder schwarz, meistens aus Plastik, und oft müffeln sie schon nach einer Stunde schweißig. Viele Modelle kommen und gehen im Laufe der Jahre durch den persönlichen Bestand. Doch dann ist da das eine, das bleibt: ein mindestens zehn Jahre altes Unterhemd, durch zahllose Waschgänge verfärbt, am Kragen ausgeleiert – aber einfach ein Lieblings­teil.

Was es dazu macht, erschließt sich durch gründliches Nachspüren: Das Lieblings-Unterhemd puffert einen großen Temperaturbereich ab, wirft auch unter engen Trikots keine Falten und zwickt nirgends. Es stinkt kaum. Die Ärmel sind lang und eng genug und der Kragen hat die richtige Höhe. Das ist eigentlich alles. Doch was so einfach klingt, ist in der Praxis eher die Ausnahme. Die Angelegenheit ist ziemlich individuell, denn das Favoriten-Shirt des einen taugt längst nicht jedem anderen. Also alles Zufall? Nein, das dann auch wieder nicht. Und damit wird es interessant.

Das trockenste Langarm-Unterhemd, Gore Base Layer Thermo ShirtFoto: Jörg Spaniol
Das trockenste Langarm-Unterhemd, Gore Base Layer Thermo Shirt

TOUR hat von den einschlägigen Herstellern Langarm-­Funktionshemden angefordert, die sich nach deren Meinung besonders gut für das Radtraining bei kaltem Wetter eignen. Auf den ersten Blick wirkt das Ergebnis ziemlich homogen: schmal geschnitten, schwarz, grau, überwiegend Kunstfaser. Doch wenn der zweite Blick aufs Material-Etikett fällt, wird es interessant. Anders als Trikots, bei denen nur zwei bis drei Faserarten verwendet werden, bestehen die Hemden im Test aus insgesamt sieben verschiedenen Materialien, bis zu fünf davon in einem einzigen Hemd!

Welche Mischung zum Einsatz kommt, hat sicher auch etwas mit Rohstoffpreisen, Lieferbedingungen und etwaigen Schwierigkeiten bei der Verarbeitung zu tun. Doch ganz wesentlich für die Materialwahl ist die Frage, was das Langarm-Unterhemd am Ende leisten soll. Und das ist eine durchaus komplexe Angelegenheit.

Das günstigste Langarm-Unterhemd, Van Rysel Winter RaceFoto: Jörg Spaniol
Das günstigste Langarm-Unterhemd, Van Rysel Winter Race

Der Körper als Kraftwerk ist auf etwa 37 Grad Kern­temperatur optimiert. Wenn die Temperatur zu hoch oder zu niedrig ist, sinkt nicht nur die Leistung, sondern es wird auch schnell lebensgefährlich. Gleichzeitig arbeitet die Maschine Mensch in einem sehr breiten Drehzahlbereich, und sie erzeugt sehr wechselhafte Mengen an Abwärme. Am Schreibtisch sitzend, soll die Heizleistung etwa 100 Watt betragen, während die Abwärme schon bei einer mittleren Tretleistung von 200 Watt um die 600 Watt liegt – mehr als 25 Prozent Wirkungsgrad hat der Mensch nicht.



Faktor sechs also zwischen Ruhe und Training, und damit eine technische Herausforderung. Zu geringe Temperaturen kompensieren wir durch Kleidung, zu hohe durch Verdunstung. Der Schweiß, den wir dafür produzieren, sollte für die beste Wirkung möglichst dicht am Körper verdunsten. Die schwierige Aufgabe für die Textil-Ingenieure: Funktions-Shirts müssen diese Kühlung unterstützen, aber gleichzeitig so schnell trocknen, dass sie in Ruhephasen nicht weiterkühlen. Eine fast unlösbare Aufgabe, denn nicht nur die Abwärme, sondern auch Art und Anzahl der Bekleidungsschichten und das Wetter wechseln häufig.

Bei den Schnitten hätte ich einen Wunsch: Je dicker und wärmer so ein Baselayer ist, desto höher sollte konsequenterweise auch der Kragen sein. (Sandra Schuberth, Online-Redakteurin)

Zuoberst in der Textil-Werkzeugkiste liegen die Fasermaterialien. Aus Laborversuchen ist bekannt, dass beispielsweise Elasthan, das die Passform unterstützt, schlecht trocknet. Oder dass Polypropylen praktisch kein Wasser aufnimmt, während Polyester und Polyamid das in Maßen tun. Auch das Verhalten von Wolle oder Baumwolle ist gut untersucht, ebenso das Tragegefühl all dieser Stoffe. Keine Faser leistet alles Gewünschte, quer durch alle Eventualitäten von Feuchtigkeit und Temperatur. Also sind die Textilexperten gezwungen, ihr Produkt schon durch die Materialwahl und den Materialmix auf bestimmte äußere Randbedingungen und für bestimmte Trainingsintensitäten zu optimieren.

Dazu kommt die große Bedeutung der Struktur des Gestricks. Viele Funktionshemden im Test sind auf der Innenseite anders strukturiert als außen: Grobe Maschen oder Schlingen sollen den Schweiß durch Kapillarkraft auf die Hemdoberfläche leiten, wo er – zwar hautnah, aber nicht direkt auf der Haut – kühlend verdunstet oder an die nächste Kleidungsschicht weitergeleitet wird.

Ich habe es schon oft probiert, aber Wolle funktioniert für mich nicht beim Radfahren. Zum Wandern würde ich vielleicht ein Merino-Shirt anziehen. (Christoph Allwang, Leiter Labor und Werkstatt)

Merinowolle spielt in diesem Werkzeugkasten eine Sonderrolle. Diese besonders feine Schafwolle lagert in ihren Fasern relativ viel Feuchtigkeit ein, bevor sie klatschnass ist und damit kaum noch isoliert. Ein Merinohemd mit beispielsweise 50 Prozent Feuchtigkeit wird sich deshalb angenehmer tragen als ein Baumwollshirt mit demselben Wassergehalt.

Auch von Kunstfasern unter­scheidet sich das Tragegefühl. Doch Wolle polarisiert: Während das Odlo-Modell als Haut­schmeichler gelobt wurde, wurden Sportful und Icebreaker teils als kratzig kritisert. Dicke Wollhemden wie das von Odlo oder Icebreaker würden wir zudem wegen ihres Trocknungsverhaltens nur eingeschränkt für stark Schwitzende oder inten­sives Training empfehlen.

Langarm-Unterhemden: Manche riechen, manche nicht

Unbestreitbarer Vorteil von Merinowolle, aus der drei unserer elf Muster ganz oder überwiegend gestrickt sind: Das Naturmaterial entwickelt praktisch keinen Schweiß­geruch. Der entsteht nämlich aus der Zersetzung von Schweiß durch Bakterienstämme – die sich auf Wolle nicht ansiedeln, auf Kunstfaser allerdings gerne. Auf welcher Kunstfaser sie das bei wem tun, ist kaum vorherzusagen. Oft entwickelt sich die Geruchs­anfälligkeit zudem erst nach vielen Wäschen. Zwei Hemden (GripGrab und UYN) waren antibakteriell ausgerüstet – ein hautärztlich umstrittenes Extra, da es die natürliche Haut­flora stören soll. Zudem verliert sich die Wirkung ohnehin mit der Zeit.

Bei kalten Temperaturen ist ein Langarm-Unterhemd Gold wertFoto: Jörg Spaniol
Bei kalten Temperaturen ist ein Langarm-Unterhemd Gold wert

Neben der Fasermischung trägt auch der Sitz erheblich zum Tragekomfort bei. Wie auflackiert sitzende Shirts fördern durch ihren flächigen Hautkontakt prinzipiell die Thermo-Regulierung, außerdem dürfen sie in der Übergangszeit mit ihrer Armstulpen-Optik unter Kurzarmtrikots hervorschauen. Sehr konsequent gehen Falke, GripGrab, UYN und Van Rysel diesen Weg. Diese hochelastischen, nahtarmen Hemden sind, gerade bei feuchter Haut, etwas umständlich anzuziehen. Nicht jede und jeder mag den engen Sitz, doch funktional sind drei der vier bei den Testbesten.

Den einen, einzigen Testsieger kann es in diesem Produktbereich kaum geben. Zu vielfältig sind die Randbedingungen, zu individuell die Voraussetzungen persönlichen Wohlgefühls. Trotzdem sind wir sicher, dass unsere Empfehlungen helfen, Fehlkäufe zu vermeiden – in unerwartetem Schulterschluss mit den Herstellern. Viele von ihnen geben in den Tiefen der Produktbeschreibung Hinweise auf den Einsatzbereich ihrer Langarm-­Unterzieher. Sie stimmen weitgehend mit unseren Erkenntnissen überein.

Langarm-Unterhemden - So testet TOUR

>> Die Anforderung: Für den Test von Langarm-­Radunterhemden für Radsportler waren die Hersteller weitgehend frei in der Wahl der Muster. Weder das Grundmaterial noch der Einsatzbereich wurden vorgegeben.

>> Der Praxistest: Weil Labortests nur Teilaspekte der Funktion der Langarm-Unterhemden überprüfen können, orderte TOUR jedes Muster in vier- bis sechsfacher Ausführung. Insgesamt wurden mehr als 50 Muster an erfahrene Radsportler und Radsportlerinnen ausgegeben, die das Shirt am Ende des jeweiligen Trainings auf Fragebögen beurteilten. Die dabei gewonnenen Erkenntnisse, etwa zu Passform, Haptik und Körperklima, wurden mit den Probanden diskutiert. Eine zweite Stufe des Praxistests erfolgte auf dem Ergometer bei gleichbleibender Leistung und Außentemperatur.

Jedes Shirt wurde draußen, aber auch unter kontrollierten Ergometer-Bedingungen gefahren.Foto: Jörg Spaniol
Jedes Shirt wurde draußen, aber auch unter kontrollierten Ergometer-Bedingungen gefahren.

>> Die Labortests: Die Feuchtigkeitsaufnahme und der Trocknungsverlauf geben Hinweise auf den Einsatzbereich. Wir haben die Hemden eine halbe Stunde lang untergetaucht gewässert, abtropfen lassen und kurz in der Waschmaschine angeschleudert, um Staunässe zu eliminieren. Während des weiteren Trocknens wurden die Hemden in regelmäßigen Abständen gewogen und der Feuchtigkeitsanteil protokolliert.

Nach vier Stunden lag die Feuchtigkeit in fast allen Fällen unter fünf Prozent des Materialgewichts. Die Mehrzahl der Shirts ist zweiflächig gestrickt. Innen- und Außenseite unterscheiden sich in Struktur und teilweise Material. Das Ziel ist eine geringe, definierte Feuchtigkeit im unmittelbaren Hautkontakt durch Ableitung des Schweißes in die nächste Textilschicht. Diese Eigenschaft wurde in einem Spraytest mit Wasser überprüft und verglichen.

Messungen zu Feuchtigkeitsaufnahme und Trocknungsverhalten ergänzten die PraxistestsFoto: Jörg Spaniol
Messungen zu Feuchtigkeitsaufnahme und Trocknungsverhalten ergänzten die Praxistests

>> Die Ergebnisse: Labortests und Praxisbewertungen ergänzen und stützen sich. Doch trotz der hohen Zahl an Mustern und Probanden enthalten die Ergebnisse stark subjektive Anteile. Zudem zeichnen sich auch technisch gut konstruierte Shirts durch unterschiedliche Einsatzbereiche aus – dargestellt in den Empfehlungen für “Temperatur” und “Intensität”.

Nicht alle Produkte sind für exakt denselben Zweck gemacht. Auf eine Bewertung in Dezimalnoten wurde deshalb verzichtet.


Interview mit Sasa Stefanovic: “Die Struktur des Gestricks macht einen Riesenunterschied”

Das Interview wurde geführt von Jörg Spaniol

TOUR: Kann man als Käufer eigentlich schon am Etikett mit den Materialangaben erkennen, wie sich ein Hemd verhalten wird?

Sasa Stefanovic: Das geht höchstens bei Wolle. Ein reines Wollshirt wird sich im Zweifel immer ähnlich verhalten, weil die Fasereigenschaften weitgehend festliegen. Bei Kunstfasern sind beispielsweise die Dicken und Querschnitte des Garns einstellbar. Und damit ändern sich die Eigenschaften des Shirts.

TOUR: Wie entscheidend ist die Struktur des Gestricks, also beispielsweise ein glattes Gestrick wie bei einem T-Shirt im Vergleich zu aufgerauten Innenseiten?

Stefanovic: Die Struktur des Gestricks macht einen Riesenunterschied: Maschenweite, etwaige Schlaufen, die Verzwirnung eines Garns – alles das beeinflusst die Trage­eigenschaften massiv. Als Kunde kann man das aber kaum vorab beurteilen.

Sasa Stefanovic leitet die Strickerei beim österreichischen Sportkleidungshersteller LöfflerFoto: Löffler
Sasa Stefanovic leitet die Strickerei beim österreichischen Sportkleidungshersteller Löffler

TOUR: Löffler bietet viele verschiedene Fasermischungen für Funktionswäsche an, auf dem gesamten Markt gibt es noch mehr. Wonach entscheidet sich die Mischung?

Stefanovic: Konzipiert wird das für den jeweiligen Einsatzbereich, also eine bestimmte Temperatur und Intensität. Intern muss es auch für die Produktion passen, also Näherei, Zuschnitt und so weiter. Davon abgesehen, ist das ein Ergebnis langer Entwicklungen und vieler Tragetests. Die machen wir sowohl intern als auch mit von uns unterstützten Sportlern.

TOUR: Sind wenigstens die sich am Ende einig?

Stefanovic: Was den Tragekomfort angeht, ist jeder Mensch anders. Und genau wie dem einem immer die Jeans der Marke A gut passen, dem anderen aber Marke B, bevorzugen auch Profis sehr unter­schied­­liche Materialien bei der Funktions­wäsche. Selbst wenn der Schnitt und die Haptik gleich sind, hängt die Wahl doch stark von persönlichen Vorlieben ab.


Langarm-Unterhemden im Test: Die Modelle und Ergebnisse im Detail

Castelli Flanders Warm

  • Preis: 75 Euro >> bei Rose erhältlich*
  • Herstellungsland: Moldawien
  • Größen (Männer/Frauen): XS–XXL / XS–XL
  • Material/Zusammensetzung: 100% Polyester
Castelli Flanders WarmFoto: Jörg Spaniol
Castelli Flanders Warm
  • Empfohlene Temperatur: 2 bis 8 Grad
  • Empfohlene Trainingsintensität: niedrig bis mittel

TOUR-Bewertung

  • Haptik: 3 von 8 Punkten
  • Passform: 5 von 8 Punkten
  • Klima: 3 von 8 Punkten

>> Ergibt das Gesamturteil: befriedigend

Fazit: Normalerweise ist Castelli eine Marke, die mit hoher Funktionalität glänzt. Das “Flanders Warm” kommt angesichts dieser Erwartungen eher bescheiden weg. Das reine Polyestermaterial trocknet zwar rasant, doch die verfilzte Innenseite nimmt den Schweiß nur sehr zögernd auf. Er bleibt auf der Haut und wird schnell nasskalt. Daher sehen wir den Einsatzbereich im weniger schweißtreibenden Drehzahlbereich. Die Passform orientiert sich Castelli-typisch an schlanken Sportlerinnen und Sportlern, doch das Langarm-Unterhemd ist aufgrund des nur querelastischen Materials wenig flexibel und “figurtolerant”. Bei der Haptik kritisierten mehrere Versuchspersonen unelastische, kratzende Nähte. Doch einer Testerin war das Shirt offenbar auf den Leib geschneidert: Sie machte es zu ihrem Favoriten.


Craft Active Extreme X CN LS

  • Preis: 60 Euro >> bei Rose erhältlich*
  • Herstellungsland: Litauen
  • Größen (Männer/Frauen): S–XXL / XS–XXL
  • Material/Zusammensetzung: 100% Polyester (PES, z. T. recycelt)
Craft Active Extreme X CN LSFoto: Jörg Spaniol
Craft Active Extreme X CN LS
  • Empfohlene Temperatur: 3 bis 10 Grad
  • Empfohlene Trainingsintensität: mittel bis hoch

TOUR-Bewertung

  • Haptik: 6 von 8 Punkten
  • Passform: 6 von 8 Punkten
  • Klima: 5 von 8 Punkten

>> Ergibt das Gesamturteil: gut

Fazit: Fußball-Veteran Franz Beckenbauer prägte über das Duell Deutschland–England den unvergessenen Satz “We call it a Klassiker”. So ein Klassiker ist auch das seit Jahren fast unveränderte Craft-Hemd. Die aktuelle Version enthält viel Recycling-Poly­ester und ein wenig Netzgestrick, insgesamt bleibt es bei der bewährten Funktion. Im Training nimmt das leichte Hemd fühlbar Feuchtigkeit auf, wodurch es etwas kühlt. Die Herstellerempfehlung sieht den Einsatz bei intensiverer Belastung und kühlen, aber nicht eiskalten Temperaturen vor, was auch der Erfahrung unserer Probanden entspricht. Das reine Polyestershirt ohne Elasthan sitzt nicht ganz so straff wie andere, doch dafür trocknet es schnell. Abseits der Belastung kann das Tragegefühl nicht ganz mit den Hautschmeichlern im Test konkurrieren.


Falke Langarmshirt Warm

  • Preis: 55 Euro >> bei Sport Schuster erhältlich*
  • Herstellungsland: Türkei
  • Größen (Männer/Frauen): S–XXL / XS–XL
  • Material/Zusammensetzung: 69 % Polyamid (PA), 26 % PES, 5 % Elasthan
Falke Langarmshirt WarmFoto: Jörg Spaniol
Falke Langarmshirt Warm
  • Empfohlene Temperatur: 2 bis 9 Grad
  • Empfohlene Trainingsintensität: mittel bis hoch

TOUR-Bewertung

  • Haptik: 5 von 8 Punkten
  • Passform: 6 von 8 Punkten
  • Klima: 7 von 8 Punkten

>> Ergibt das Gesamturteil: gut

Fazit: Wer laborfixiert nur auf die Faser­­­mischung und die Trocknungszeiten des Falke-Shirts schaut, wird es total unterschätzen: Es “feuchtelt” länger als andere Kunstfasermodelle. Dass es trotzdem ein Favorit des Testteams ist, verdankt es seiner gu­­ten Schweißableitung und seinem sehr eng anliegenden Sitz – bei feuchter Haut ist es sogar schwer anzuziehen. Die volle Passform-­Punktzahl verfehlt es wegen des etwas zu weiten Halsbereichs und einer vorderen Länge, die sich in Tights leicht wulstig zusammenrollt. Der Hersteller bewirbt es für milde bis kalte Bedingungen und hohe Trainingsintensität. Das entspricht weitgehend unseren Erkenntnissen. Bei der Temperatur korrigieren wir die Empfehlung etwas in Richtung Wärme. Insgesamt sehr sportlich, aber kein Favorit für vielstündiges Grundlagentraining.


Gore Base Layer Thermo Long Sleeve Shirt

  • Preis: 65 Euro >> bei Alltricks erhältlich*
  • Herstellungsland: Türkei
  • Größen (Männer/Frauen): S–XXL / 34-42
  • Material/Zusammensetzung: 92 % Polypropylen (PP), 8 % Elasthan
Gore Base Layer Thermo Long Sleeve ShirtFoto: Jörg Spaniol
Gore Base Layer Thermo Long Sleeve Shirt
  • Empfohlene Temperatur: 2 bis 9 Grad
  • Empfohlene Trainingsintensität: niedrig bis hoch

TOUR-Bewertung

  • Haptik: 6 von 8 Punkten
  • Passform: 7 von 8 Punkten
  • Klima: 7 von 8 Punkten

>> Ergibt das Gesamturteil: sehr gut

Fazit: So konsequent wie kein Mitbewerber setzt Gore auf schnell trocknendes Material. Dass das innen rau strukturierte Polypropylen den Schweißtransport noch einmal beschleunigt, verstärkt das im Vergleich sehr trockene Hautgefühl. Vor allem unter Regenkleidung, die ansonsten einen Nässestau provoziert, kann das Material damit punkten. Die Herstellerempfehlung für hohe Trainingsintensität würden wir im Vergleich zu stärker kühlenden Modellen relativieren, doch dafür funktioniert das Gore-Shirt auch auf längeren Runden als erste Lage. Kritikpunkte waren das etwas “plastikmäßige” Trage­gefühl und Schnittdetails wie der etwas niedrige T-Shirt-Kragen. Außerdem dauert es eine Weile, bis beim Anziehen die Ärmel so weit zurechtgezupft sind, dass sie keine störenden Falten mehr werfen.


Gripgrab Expert 2 Thermal Seamless

  • Preis: 63 Euro >> bei Wiggle erhältlich*
  • Herstellungsland: China
  • Größen (Männer/Frauen): XS–XXL (3 Größen, Unisex)
  • Material/Zusammensetzung: 56 % PP, 40 % PA, 4 % Elasthan, antibakteriell ausgerüstet
Gripgrab Expert 2 Thermal SeamlessFoto: Jörg Spaniol
Gripgrab Expert 2 Thermal Seamless
  • Empfohlene Temperatur: -2 bis 5 Grad
  • Empfohlene Trainingsintensität: niedrig bis mittel

TOUR-Bewertung

  • Haptik: 6 von 8 Punkten
  • Passform: 7 von 8 Punkten
  • Klima: 4 von 8 Punkten

>> Ergibt das Gesamturteil: gut

Fazit: Die gute Nachricht zuerst: Kein anderes Hemd erhielt für die Passform und den Sitz so viel Lob wie dieses. Es liegt gut an, ohne irgendwo einzuschneiden und hat die richtigen Proportionen für Sportlerinnen- und Sportler-Körper, inklusive Toleranz nach oben. Ungewaschen riecht es etwas chemisch, was mit der umstrittenen antibakteriellen Ausrüstung zusammenhängen könnte. Nach mehreren Wäschen verflüchtigte sich dieser Duft weitgehend. Etwas weniger euphorisch sind auch die in der Praxis gesammelten Einschätzungen zum Körperklima: Trotz der inneren und äußeren Strick-Strukturen und des hohen Anteils an schnell trocknendem Polypropylen saugt sich das relativ dicke GripGrab-Hemd auch hautnah voll und kann sich klamm anfühlen. Es erhielt für intensivere Dauerbelastung wenig Lob.


Icebreaker Zone Knit 200

  • Preis: 126 Euro >> bei Bergzeit erhältlich*
  • Herstellungsland: China
  • Größen (Männer/Frauen): S–XXL / XS-XL
  • Material/Zusammensetzung: 100 % Merinowolle
Icebreaker Zone Knit 200Foto: Jörg Spaniol
Icebreaker Zone Knit 200
  • Empfohlene Temperatur: -3 bis 2 Grad
  • Empfohlene Trainingsintensität: niedrig bis mittel

TOUR-Bewertung

  • Haptik: 5 von 8 Punkten
  • Passform: 3 von 8 Punkten
  • Klima: 5 von 8 Punkten

>> Ergibt das Gesamturteil: befriedigend

Fazit: Das teure Merinohemd vereint in sich die Vor- und Nachteile von Wolle: Das Icebreaker-Modell trocknet kaum schneller als ein Baumwoll-T-Shirt, fühlt sich feucht aber deutlich wärmer an. Weil Merinowolle sich nicht so ausgefuchst “zweiflächig” verstricken lässt wie manche Kunstfaser, bleibt diese feuchte Wärme hautnah spürbar. Für Starkschwitzer und hohe Intensitäten würden wir es deshalb nicht empfehlen. Die Haptik von Merinowolle polarisiert. Ein ansonsten unempfindlicher Tester empfand das Netzgestrick am Rücken als kratzig. Andere lobten das Tragegefühl des trockenen Shirts – Wolle als Funktionsfaser bleibt Gefühlssache. Der Schnitt des (sehr groß ausfallenden) Icebreaker-Hemdes ist sportlich, aber nicht radspezifisch und vor allem an Bauch und Hüfte eher leger als hautnah.


Löffler Transtex Hybrid

  • Preis: 80 Euro
  • Herstellungsland: Österreich
  • Größen (Männer/Frauen): 46-60 / 32-46
  • Material/Zusammensetzung: 36% PP, 29% Lyocell, 17% PA, 15% Baumwolle, 3% Elasthan
Löffler Transtex HybridFoto: Jörg Spaniol
Löffler Transtex Hybrid
  • Empfohlene Temperatur: 1 bis 8 Grad
  • Empfohlene Trainingsintensität: niedrig bis hoch

TOUR-Bewertung

  • Haptik: 6 von 8 Punkten
  • Passform: 5 von 8 Punkten
  • Klima: 6 von 8 Punkten

>> Ergibt das Gesamturteil: gut

Fazit: Die österreichische Firma Löffler ist ein Pionier der Funktionswäsche und verarbeitet in der eigenen Strickerei diverse Faserarten. Beim “Transtex Hybrid” fällt vor allem der Anteil der aus Holz gewonnenen Faser Lyocell und von Baumwolle auf. Die Fasern sind zweiflächig verarbeitet, Innen- und Außenseite des Shirts unterscheiden sich deutlich. Nach Ansicht der Testerinnen und Tester leitet diese Struktur die Feuchtigkeit gut von der Haut weg, auch wenn das Hemd sich außen klamm anfühlt. Der Schnitt ist schlank und enganliegend, aber nicht komprimierend. Die Ärmel dürften für eine sportliche Sitzposi­tion länger sein – es ist kein rad­spezifischer Schnitt. Der Hersteller empfiehlt es für mittlere bis hohe Aktivität. Eine Vorgabe, die weit­gehend mit unseren Erfahrungen und Messungen übereinstimmt.


Odlo Natural 100 % Merino Warm

  • Preis: 85 Euro >> bei Rose erhältlich*
  • Herstellungsland: Rumänien
  • Größen (Männer/Frauen): S-XXL / XS-XL
  • Material/Zusammensetzung: 100 % Merinowolle
Odlo Natural 100 % Merino WarmFoto: Jörg Spaniol
Odlo Natural 100 % Merino Warm
  • Empfohlene Temperatur: -2 bis 2 Grad
  • Empfohlene Trainingsintensität: niedrig bis mittel

TOUR-Bewertung

  • Haptik: 7 von 8 Punkten
  • Passform: 4 von 8 Punkten
  • Klima: 5 von 8 Punkten

>> Ergibt das Gesamturteil: gut

Fazit: Odlos reines Merinohemd gewinnt ziemlich klar die Hautschmeichler-­Wertung – zumindest im gemäßigten Einsatz. “Fast seidige Oberfläche” und “Baumwollgefühl” steht in den Testbögen. Auch die Merino-Mit­bewerber Icebreaker und Sportful er­reichen nicht solche Haut-Sympathiewerte. In der Trocknungsmessung liegt das Hemd im Mittelfeld, auf ähnlichem Niveau wie etwa Falke, GripGrab oder Löffler. Unter Trainingsbelastung entwickelt es trotzdem das wolltypische feuchtwarme Treibhausklima. Der Hersteller hat es völlig zutreffend für moderate Anstrengung entwickelt. Auch der Schnitt ist eher zivil, wie bei einem Langarm-T-Shirt mit schlanken Ärmeln. Im Schulterbereich sowie am Bauch kann es unter engen Trikots Falten werfen. Ein Hemd für kühle Grundlagen-Einheiten.


Sportful Merino Layer Tee

  • Preis: 110 Euro
  • Herstellungsland: Kroatien
  • Größen (Männer/Frauen): XS-XXXL / XXS-XXL
  • Material/Zusammensetzung: 75% Wolle, 18% Polyamid (PA), 7% Elasthan
Sportful Merino Layer TeeFoto: Jörg Spaniol
Sportful Merino Layer Tee
  • Empfohlene Temperatur: -1 bis 7 Grad
  • Empfohlene Trainingsintensität: niedrig bis mittel

TOUR-Bewertung

  • Haptik: 4 von 8 Punkten
  • Passform: 6 von 8 Punkten
  • Klima: 5 von 8 Punkten

>> Ergibt das Gesamturteil: gut

Fazit: Drei Viertel Wolle, dazu etwas Polyamid, das die Robustheit steigert und Elasthan für einen hautnäheren Sitz: Sportful hat mit dem Mix seines Merinoshirts gute Voraussetzungen für einen Erfolg geschaffen. Dass es trotzdem nur knapp zu einem “Gut” reicht, liegt an Schwächen in jedem Einzelbereich. Mehrere, aber nicht alle Testpersonen empfanden das Hemd als kratzig – auch bei Merinowolle gibt es unterschiedlich feine Faserqualitäten. Den Sitz des schnörkellosen und ausreichend elastischen Shirts lobte die Mehrheit, doch eine bessere Wertung scheitert an der geringen Länge, die nur mit Trägerhosen zuverlässig reicht (wer nur solche trägt, sollte keine Probleme haben). Obwohl das Hemd insgesamt sehr schnell trocknet, kritisierte die Mehrheit der Probanden den zu geringen Abtransport des Schweißes.


Uyn Ambityon Underwear Shirt

  • Preis: 79 Euro
  • Herstellungsland: Italien
  • Größen (Männer/Frauen): S/M-XXL / XS-L/XL (je 3 Größen)
  • Material/Zusammensetzung: 86% PA, 12% PP, 2% Elasthan, antibakteriell
Uyn Ambityon Underwear ShirtFoto: Jörg Spaniol
Uyn Ambityon Underwear Shirt
  • Empfohlene Temperatur: -5 bis 0 Grad
  • Empfohlene Trainingsintensität: niedrig bis mittel

TOUR-Bewertung

  • Haptik: 6 von 8 Punkten
  • Passform: 7 von 8 Punkten
  • Klima: 7 von 8 Punkten

>> Ergibt das Gesamturteil: sehr gut

Fazit: Die italienische Hightech-Strickerei hinter UYN protzt mit ihren technischen Möglichkeiten: diverse Oberflächenstrukturen, wechselnde Farben und Dicken ... Von diesen Feinheiten spürt man unterwegs wenig, doch unterm Strich ist das Shirt in diesem Vergleich die Empfehlung für gleichmäßiges Radeln in der Kälte. Das zweiflächige Gestrick leitet Feuchtigkeit in die äußeren Schichten weiter, weshalb es sich trotz seines schwachen Trocknungsverhaltens auf der Haut noch gut anfühlt. Der eher straffe, körpernahe Sitz unterstützt die Funktion. Zwei Kritikpunkte betreffen den Schnitt des für den Wintersport gemachten Hemdes: Die lange Vorderseite aus dem relativ dicken Material rollt sich in Tights wulstig hoch. Und bei einem so warmen Shirt wäre ein etwas höherer Kragen passend.


Van Rysel Winter Race

  • Preis: 28 Euro >> bei Decathlon erhältlich*
  • Herstellungsland: Rumänien
  • Größen (Männer/Frauen): S-XXL
  • Material/Zusammensetzung: 97 % PA, 3 % Elasthan
Van Rysel Winter RaceFoto: Jörg Spaniol
Van Rysel Winter Race
  • Empfohlene Temperatur: 3 bis 10 Grad
  • Empfohlene Trainingsintensität: mittel bis hoch

TOUR-Bewertung

  • Haptik: 6 von 8 Punkten
  • Passform: 7 von 8 Punkten
  • Klima: 4 von 8 Punkten

>> Ergibt das Gesamturteil: gut

Fazit: Rechts überholt: Für weniger als die Hälfte des Durchschnittspreises im Testfeld bietet Discounter Decathlon mit seiner Hausmarke Van Rysel ein konkurrenzfähiges Rad-Unterhemd an. Diejenigen, die es bei intensive­rem Training und mildem Wetter ausprobieren konnten, waren auch ohne Blick aufs Preisschild sehr angetan. Hat man die schlanke und sehr elastische Pelle erst einmal glattgezupft, überzeugt der radspezifische Schnitt mit ausgeprägt langen Ärmeln und körpernaher Schulterpartie sowie einem angenehm hohen Kragen. In Sachen Körperklima ist das Van Rysel allerdings eher für die Übergangszeiten als für den Winter gemacht. Es verteilt den Schweiß gut, hinterlässt aber einen eher leicht kühlenden als deutlich wärmenden Effekt – was sich mit den Angaben des Herstellers zum Einsatzbereich deckt.

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