Die Wetteraufzeichnungen belegen es: Seit mittlerweile zwölf Jahren gab es keinen Winter mehr, in dem die Temperaturen im Schnitt unter Null Grad lagen. Was Wintersportler zunehmend frustriert, weil die Schneedecke in den Bergen immer dünner oder eben künstlicher wird, spielt uns Bikern in die Karten mit dem positiven Effekt einer verlängerten Radsaison.
Dennoch bleibt Rennrad-Spaß im Winter eine Frage der richtigen Ausrüstung, und die finden Sie auf den folgenden Seiten. Wir haben aktuelle Winterschuhe und Handschuhe getestet und geben wertvolle Tipps zur Wahl der passenden Klamotten. Zudem bringen wir mit unserer Lampen-Kaufberatung Licht auf die dunklen Straßen und Schotterwege. Damit gibt es wirklich keine Ausreden mehr, das Wintertraining ausfallen zu lassen, selbst wenn die Temperatur gegen doch unter den Gefrierpunkt fallen sollte.
Zwischen Herbst und Frühling sind wetterfeste Winterschuhe die Versicherung für warme und trockene Zehen. Grundsätzlich empfehlen wir für den Wintereinsatz auch fürs Rennrad den Gebrauch von Mountainbike-Schuhen, da sie mehr Grip beim Laufen bieten und MTB-Pedale schmutzresistenter als die Rennradvariante sind. Die beiden Flat-Pedal-Modelle von Northwave und Vaude dürften die Gruppe ansprechen, die lieber ohne Klick unterwegs sind.
Wuchtig, schwer und robust wie ein Wikingerschild kommt der 45Nrth Ragnarök daher. Die beiden Laschen des Boa-Verschlusses bringen ordentlich Zug auf die Füße, die Sohle ist sehr steif, so tritt man flott durch die Winterlandschaft. Das breite Profil erzeugt Grip und einen sicheren Stand auf dem Pedal wie im Gelände. Ultimativ warm sind die 45Nrth MTB-Winterschuhe aber nicht, zudem drang bei starkem Regen Wasser an den Nähten ein. Durch die robuste Konstruktion flext der Schuh kaum beim Treten oder Laufen – er ist daher kein Komfortwunder.
Warm, griffig, wasserdicht – Gaerne liefert mit dem G.Ice-Storm absolut empfehlenswerte Winterschuhe made in Italy. Das Obermaterial ist geschmeidig und flexibel, lässt sich per Boa-Drehrad und Klett ideal an den Fuß anpassen und bietet so für hohen Fahrkomfort. Dank weit öffnendem Einstieg schlüpft man geschmeidig in den Schuh. Die Vibram-Sohle vereint gute Kraftübertragung mit hohem Grip beim Laufen. Alles perfekt also? Fast: der Schaft könnte etwas höher ausfallen. Zudem dürfte die sehr schmale Passform bei weitem nicht zu allen Füßen passen.
Giro denkt mit dem Blaze Winterschuhe völlig neu und verquickt einen "normalen" Race-Schuh mit einer Art wasserdichtem Überzug. Für die nötige Wärme sorgen Primaloft-Futter und eine isolierte Einlegesohle. Der Tragekomfort ist für einen Winterschuh phänomenal. Die Außenhaut blockt Schmutz und Wasser zuverlässig ab – bei Dauerregen schlägt der Giro dann aber doch Leck. Unter dem arg flexiblen Obermaterial leider die Kraftübertragung, beim Gehen stört das wenig griffige Profil.
Ähnlich wie der Giro baut auch der Shimano auf einem klassischen Raceschuh auf. Für Wetterschutz sorgt hier eine großflächige Klettabdeckung, die zudem den Einstieg enorm erleichtert. Die Passform ist Shimano-typisch sehr gelungen und bequem. Die MW7 MTB-Winterschuhe bringen die Kraft gut aufs Pedal und bieten trotz hohem Neoprenschaft viel Flex beim Treten – top Trainingspartner für nasskaltes Wetter also, zumal sie Regen zuverlässig abwehren. Nur eine Nahtkreuzung hielt nicht dauerhaft dicht. Die Sohle ist schmal und kipplig und nicht zum Laufen gemacht.
Unter den zahlreichen Winterschuhen der Italiener findet sich mit dem Multicross endlich auch ein Flat-Pedal-Modell. Passform, Verarbeitung und Konstruktion sind hervorragend. Der hohe Neopren-Schaft hält absolut dicht, die Vibram-Sohle bringt ordentlich Kraft und Grip aufs Pedal. Beim Einstieg in den engen Schaft helfen zwei Ösen, der Drehverschluss ist aber fummlig – gerade mit dicken Handschuhen. Das gibt Abzüge beim Handling. Auf rutschigen Wurzeln oder Fels findet die profillose Sohle der MTB-Winterschuhe nur wenig Halt.
Rundum verstärkt und mit Cordura-Gewebe gefertigt darf es mit dem Vaude gerne auch in grobes Gelände gehen. Dank waffelstruktur greift das Profil der MTB-Winterschuhe auch am Boden gut. Der Grip am Pedal ist dafür nur mittelmäßig, genauso wie die Kraftübertragung. Warm mit Primaloft gefüttert und mit Sympatex-Membran ausstaffiert trotzt er mühelos Wind und Wetter – nur bei sehr starkem Regen drang Wasser an den Zehen ein. Die Passform ist recht weit, der Schuh wegen des störrischen Materials nicht optimal anpassbar. Vorher anprobieren ist hier Pflicht!
Wir haben fünf Paar Handschuhe getestet, die nicht nur warm und trocken halten, sondern auch die Bedienung von Smartphone und GPS-Geräten ermöglichen.
Bei touchscreenkompatiblen Langfingerhandschuhen gibt es mittlerweile eine große Auswahl. Unsere fünf Testkandidaten kosten zwischen 40 Euro und 80 Euro. Am günstigsten ist das Modell von Canyon, der Hestra kostet im Handel doppelt so viel. Bei den meisten Modellen dominiert das Lagenprinzip aus Futter, dampfdurchlässiger Membran und wasserabweisender Außenhaut, um die Hände vor Fahrtwind und Regen zu schützen. Große Unterschiede gibt es bei der Touchfunktion. Nicht alle der speziell ausgerüsteten Fingerspitzen kommen mit allen Displayoberflächen gleich gut klar.
Bestes Preis-Leistungs-Verhältnis; fällt normal aus, kurzer, etwas enger Bund; sehr guter Wetterschutz; zuverlässige Touchfunktion dank gut leitender Daumen- und Zeigefingerspitzen; viel Ausstattung inklusive Frottee-Daumen.
Fällt normal bis groß aus; robuste Struktur, gut gepolsterte Innenhand; einstellbare Bundweite; sehr gute Touch-Eigenschaften mit jeweils drei Fingern links und rechts; Top-Wetterschutz; teuerstes Modell im Test.
Fällt normal bis schmal aus, für schlanke und lange Finger, schön langer Bund; Roubaix-Futter wärmt gut, Top-Wetterschutz; Tippen und Wischen funktionierten sehr gut, beim Scrollen brauchte es manchmal zwei Anläufe.
Frieren, schwitzen, frieren – die richtige Bekleidung im Winter zu finden ist eine Herausforderung und in manchen Fällen ist weniger tatsächlich mehr. Wir hatten Softshell Kombis für den Winter im Test.
Die Ärmel bieten kräftigen Armen Platz, der Rücken ist ausreichend lang, Rückentaschen und Reißverschlüsse sind gut zu handhaben.
Das Polster ist vergleichsweise groß und fühlt sich beim Treten in der elastischen Hose etwas schwammig an; für milde und trockene Tage.
Technisch identisch zum Damenmodell, das Polartec-Futter fühlt sich sehr flauschig an, mit Reflexmaterial ist Agu sehr sparsam.
Ab Größe M passt das Polster proportional zur Hose, es könnte etwas weicher sein; Wetterschutz und Isolation fallen gering aus.
Guter Rennradschnitt, Reißverschlüsse und Taschen lassen sich gut bedienen; keine RV-Tasche, mittlere Isolation.
Das Polster passt gut, hoher Tragekomfort, tolle Träger, Reißverschlüsse unten erleichtern das Anziehen; nicht warm.
Technisch identisch zum Frauenmodell; elastischer und bequemer, hoch geschnittener Kragen.
Windbreaker vorne schützt effektiv vor Fahrtwind; lässt sich nicht so leicht anziehen wie die Frauenhose.
Sehr guter Rennradschnitt; der lange Rücken schützt gut vor Spritzwasser, 5 Trikottaschen, 2 Reißverschluss-Taschen, tolle Ärmelbündchen.
Sehr elastisch, hält das Polster nicht gut in Position und fühlt sich schwammig an, nur für trockene und milde Tage geeignet.
Sehr guter Rennradschnitt; der lange Rücken schützt gut vor Spritzwasser; Extras wie Innenweste und Buff, sehr schwer, sehr warm. Bestes Herren-Set
Sitzt komfortabel, sehr gute Träger; das schmale Polster fühlt sich etwas schwammig an.
Die Extremitäten leiden am meisten unter der Kälte. Sie gilt es im Winter besonders zu schützen. Bewährtes und Durchdachtes für drunter.
Warm und rundum winddicht, bedeckt den Kopf großflächig, Druckstellen an Stirn und Schläfen möglich, kaum Windgeräusche
Rundum-Wetterschutz in Stirnbandform, oben dampfdurchlässig, hoher Tragekomfort, Allround-Passform, in zwei Größen erhältlich, auch in Signalfarbe, macht Windgeräusche
Rundum winddicht und wasserabweisend, tolles Tragegefühl ohne Druckstellen, bedeckt den Kopf großflächig, macht Windgeräusche, zwei Größen erhältlich
Die sehr fein und straff gestrickte Socke von Endura besteht aus einem Mix fünf verschiedener Garne, darunter Seide und eines auf Basis von Primaloft Gold, einem watteähnlichen Material. Dadurch trägt sich die Socke sehr angenehm, mit einem leichten Kompressionsgefühl, wobei der Schaft an dicken Waden etwas drücken kann. Die Socke isoliert gut, ohne im Schuh dick aufzutragen; der Faser-Mix ist pflegeleicht und benötigt keine Spezialbehandlung.
Der Tiefwinter-Strick aus ganz viel Merinowolle fühlt sich schon in der Hand schön warm an, benötigt im Schuh aber viel Platz; wird’s zu eng, isoliert er nicht mehr gut. Das Material ist nicht betont elastisch, sitzt an normal gebauten Füßen und Knöcheln aber gut. Ein Argument pro Merino ist, dass es wenig müffelt; dafür muss man die Naturfaser sorgsamer waschen, und der Schweißtransport ist nicht so gut wie bei Textilien aus Kunstfaser.
Die Marke ist bislang vor allem bei Läufern und Wanderern bekannt. Der Clou bei der Coolmesh II Crew sind die zwei Gewebelagen, die Blasen an den Füßen verhindern sollen. Radsportler haben damit eher weniger Probleme; die angenehm leichte und sehr robuste Socke isoliert sehr gut (Einsatzbereich zwischen 5 und 15 Grad). Für mildere Temperaturen gibt es eine Variante mit kurzem Schaft.
Damit die Heizsohlen von Therm-ic ihren Weg passgenau in den Radschuh finden, müssen sie mit einer scharfen Schere zugeschnitten werden. Dafür sollte man sich Zeit nehmen, damit die Sohle am Ende auch satt und rutschfrei im Schuh liegt. Im Labortest wird die Sohle in der höchsten Stufe bis zu 50 Grad warm, in der niedrigsten noch 30 Grad. Das klingt erst mal viel, relativiert sich jedoch, wenn Minusgrade die Wärme aus dem Schuh saugen.
Licht ist Pflicht auf deutschen Straßen. Doch wer vom Radweg auch in den Trail abbiegen möchte, braucht mehr Licht, als gewöhnliche StVZO-Lampen hergeben. Die müssen nämlich so ausgerichtet sein, dass sie den Gegenverkehr nicht blenden. Im Umkehrschluss bedeutet das: Alles, was über Lenkerhöhe liegt, bleibt im Wald für Biker unsichtbar. Die Lösung: Strahler mit Fernlicht. Sie werfen ihren Lichtkegel bis weit oberhalb der blendfreien Hell-Dunkel-Grenze, damit der Spaß nicht am nächsten Ast ein jähes Ende nimmt. Lupine und Supernova haben zwei Lampen im Programm, die einen wahren Lichttunnel ins Gelände schneiden und sowohl mit separatem Akku als auch mit Anbindung an den E-Bike-Akku zu haben sind.
Der Scheinwerfer kann dank drehbarem Reflektor auf oder unter dem Lenker montiert werden; bei Volllast wird er schnell heiß und benötigt entsprechende Kühlung; der Indikator im Druckschalter informiert grob über den Akku-Stand; lange Reserve
Längste Leuchtdauer, jedoch ohne Reserve, mehr als 6 Stunden Ladezeit; Indikator mit sehr einfacher Ladestandsanzeige; der Scheinwerfer wird weniger heiß als das Vorgängermodell, sein Halter lässt sich flexibel einstellen.
Die Ladestandsanzeige informiert präzise, eine Kombischaltung fürs optionale Rücklicht ist integriert; gute Reserve; das Haltegummi ist etwas kurz, der Scheinwerfer nicht schwenkbar; sehr leicht, günstig.
Bestes Display, gepaart mit einfachem Bedienkonzept: Leuchtstärke, Ladestand mit Restzeitanzeige in Stunden und Minuten plus Uhrzeit; der etwas klobige Halter bietet nur einen kleinen Schwenkbereich.
Homogenstes Leuchtprofil, praktische Fernbedienung, bei Aufblendlicht ist die Leuchtdauer relativ kurz; der optional doppelt so große Akku mit 70 Wattstunden hält doppelt so lange, kostet jedoch 190 Euro, kompakt und top verarbeitet.
Relativ großer, aber leichter Schein-werfer, Top-Verarbeitung, sehr gutes Leuchtprofil ab 20 km/h; Aufblend- licht erzeugt tolles Leuchtprofil. Das Kabel für die Fernbedienung ist etwas kurz, ein Rücklicht kann angeschlossen werden.
Wer auch im Winter auf dem Rennrad draußen trainiert, sollte ein paar Dinge wissen, damit die Kälte keine Schäden anrichtet.
Bei Erkältungen oder anderen Infekten herrscht Sportverbot. Wer aufs Rennrad steigt, obwohl er kränkelt, riskiert erstens, dass sich die Infektion verschlimmert. Zweitens kann sich der Krankheitserreger an den Herzklappen festsetzen und eine lebensbedrohliche Herzmuskelentzündung verursachen. Wirksam ist ein Training im angeschlagenen Zustand ohnehin nicht. Also lieber ausruhen und ein paar Tage später frisch in die Pedale treten!
Spätestens Anfang November teilen sich die Radfahrer in vier Gruppen auf. Ein paar wenige - meist die, die Geld damit verdienen - fliegen in die Sonne und überwintern dort. Andere steigen auf die Rolle und erst wieder ab, wenn die Krokusse blühen. Viele stellen das Rad in den Keller, solange die Uhren auf Winterzeit stehen. Die restlichen ziehen sich warm an. Und trainieren weiter draußen. “Ich fahre zwar lieber im Sommer, doch Ausfahrten im Winter haben auch was für sich”, sagt Sebastian Grospitz, Landesverbandstrainer der bayerischen U19-Fahrer.
Dann kramt er einen Spruch hervor, den schon Generationen von Trainern vor ihm aussprachen, an dem aber was dran ist: “Sieger werden im Winter gemacht. Wer zum Beispiel im April nach Mallorca will, sollte in den Monaten vorher auch draußen fahren und ausreichend Kilometer sammeln.” Ein paar Dinge gibt es allerdings zu bedenken, wenn man sich bei Kälte in den Sattel schwingen will. Da wäre zum einen der Windchill-Effekt, der Plus-Temperaturen in Frost verwandeln kann (siehe Grafik, unten). Zum anderen sind vor allem Hände, Arme, Füße und Gesicht beim Fahren mit dem Rennrad wenig in Bewegung und der Kälte besonders ausgesetzt.
Und dann wäre da noch die Tatsache, dass bei winterlichen Ausfahrten verdammt kalte Luft in die Lungen strömt. Französische und belgische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bestätigen nach Untersuchungen an Radprofis: “Unter kalten Umgebungsbedingungen ist es ratsam, Aufwärm-, Flüssigkeits- und Kleidungsstrategien zu entwickeln.” Und wie könnten die aussehen? Kluges Wintertraining geht eigentlich schon bei der Tourenplanung los.
Grospitz empfiehlt beispielsweise, vor der Ausfahrt penibler als sonst den Wetterbericht zu prüfen und die Route zu wählen: “Gerade im Winter sollte man nicht einfach ins Ungewisse losfahren, sondern Strecken aussuchen, die man gut einschätzen kann. Auch die Windrichtung und -geschwindigkeit sollte man vorher herausfinden und Route und Kleidung daran anpassen.” Der Windchill-Effekt ist nicht zu unterschätzen: Bei Fahrgeschwindigkeiten von 30 Kilometern pro Stunde fühlen sich null Grad an wie minus sechs.
Kommt Gegenwind hinzu, wird es noch eisiger. Das Temperaturempfinden sei jedoch subjektiv, sagt Grospitz: “Während manche schon bei zehn Grad frieren, finden andere fünf Grad nicht so schlimm. Und zwei Grad fühlen sich bei Nieselregen natürlich ganz anders an als bei Sonnenschein.” Wer in den Bergen fährt, darf nicht vergessen, dass die Temperaturen oben niedriger sind: Pro 1000 Höhenmeter wird es je nach Luftdruck zwischen sechs und zehn Grad kälter.
Obwohl man im Winter auf dem Rennrad anfangs oft fröstelt, müssen sich Hobbyfahrer laut Grospitz auch bei Kälte nicht unbedingt vorher aufwärmen. “Die meisten fahren im Winter ohnehin nur im GA1-Bereich und keine Intervalle.” Die Frage, wie lange eine winterliche Ausfahrt dauern darf, kann der Trainer nicht pauschal beantworten: “Das kommt auf die Fitness, das Ziel und die Leidensfähigkeit an. Meine Junioren aus dem Bayernkader fahren auch im Winter ihre vier, fünf Stunden, wenn es das Wetter zulässt. Aber die müssen das auch und sind es gewohnt.” Alle, die nicht müssen, sollten sich fragen: Ist es wirklich nötig, im Januar bei Regen vier Stunden draußen zu fahren, oder reicht weniger? “Es kommt auf das Ziel an, aber mehr als zwei Stunden müssen es bei den meisten im Winter nicht sein”, sagt Grospitz.
Das liegt auch daran, dass die kühlen Temperaturen eine zusätzliche Belastung für den Organismus sind. “Bei Kälte benötigt der Körper viel Energie, um die optimale Temperatur in seinem Innern zu halten”, erklärt Dr. Milan Dinic, Sportmediziner und Kardiologe aus München. “Frieren beschleunigt den Abbau von Glykogen, das in der Leber und in den Muskeln zur Energieversorgung bereitgestellt wird.” Entsprechend hoch ist beim Wintertraining der Kalorienverbrauch. “Studien haben bewiesen, dass sich beim anhaltenden Frieren die Fettverbrennung verdoppelt und die Oxidation von Kohlenhydraten sogar um das Siebenfache steigt”, so Dinic.
Heißt für Winterradler: Lieber einen Energieriegel mehr in die Trikottasche packen. Auch den Wasserhaushalt beeinflusst das winterliche Wetter. “Bei kühlen Temperaturen muss man öfters Wasser lassen”, erklärt Dinic. “Weil man zudem aufgrund der eher trockenen Winterluft über die Atmung mehr Flüssigkeit verliert als im Sommer, ist es auch bei Kälte wichtig, unterwegs regelmäßig zu trinken”, erklärt Dinic. Zwar wirkt die Muskelarbeit der Beine beim Fahren wie ein inneres Heizkraftwerk.
Dennoch reagiert der Körper unterwegs auf dem Rennrad so, wie er immer auf Kälte reagiert: Um die Wärme in der Körpermitte zu halten und lebenswichtige Organe wie Herz und Lunge zu schützen, reduziert er die Blutzufuhr an der Hautoberfläche und in den Extremitäten (siehe Grafik unten). “Das Resultat sind eiskalte, gefühllose Hände und Füße und damit das Risiko einer schlechteren Radbeherrschung”, warnt Dinic. “Insbesondere das Bremsen und Schalten wird schwieriger und die Unfallgefahr steigt.” Ziel ist also, Hände und Füße bei Winterfahrten möglichst lange warm zu halten.