Thomas Goldmann
· 25.10.2022
Kask-Helme werden komplett in Italien gefertigt und “Made in Italy!” ist entsprechend der Slogan, mit dem Kask punkten will, während die meisten Konkurrenten in China ihre Helme bauen. TOUR hatte die Möglichkeit, bei einem der führenden Hersteller von Radhelmen hinter die Kulissen der Produktion zu blicken.
Die komplette Produktionskette des 2004 gegründeten Unternehmens mit Sitz in der Nähe des Lago d’Iseo befindet sich in Italien. TOUR hat Kask Anfang Oktober 2022 besucht und sich dort die Produktionsstätte der Italiener angeschaut.
Während die Herstellung von Styropor-Helmschale und Außenschale an einem Ort in einer Fabrikhalle in einem Industriegebiet nahe dem Lago d’Iseo bei Bergamo geschieht, findet die Endmontage bis zum fertigen Helm mit Polster und Gurtsystem an einem anderen Standort statt.
Der Prozess ist in drei Schritte aufgeteilt für die drei große Maschinen benötigt werden. An der ersten Station steht ein Kask-Mitarbeiter. Er schnappt sich einen vorgefertigten Kunststoffrohling, gibt diesen in eine Presse und kippt von oben Farbe in eine Form. Anschließend drückt die Maschine die Farbe auf den Rohling, dem noch nicht anzusehen ist, dass er später mal Teil eines Fahrradhelms sein wird. Es verwundert für Außenstehende, dass dieser Produktionsschritt aufgrund seiner Einfachheit von menschlicher Hand ausgeführt wird und noch nicht voll automatisiert ist.
An der zweiten Station ist zunächst nur ein Mensch zu sehen, der zwei große Hebel an einer Maschine bedient. Erst mit einem Perspektivwechsel wird klar, was hier geschieht. Der flache Kunststoffrohling mit der Farbe wird erhitzt und in seine spätere Form gepresst. Dies geschieht mittels einer Rohform der Innenschale des Helms, die von unten in den Plastikrohling gedrückt und wieder herausgezogen wird. Bei einem Blick in ein seitliches Fenster der Maschine wird das Innenleben sichtbar und klar, dass dieser Produktionsschritt für die Fahrradhelm-Außenschale nur wenige Sekunden dauert.
Die Rohform der Helmschale wandert aus der Maschine auf einen Tisch. Ein Kask-Mitarbeiter schneidet mit einem Messer das überschüssige Material ab. Von dort aus geht es weiter zur dritten Station, einem riesigen Glaskasten, in dem ein Roboterarm zum Einsatz kommt. Mit einer Fräse wird das spätere Unter- vom Oberteil der äußeren Helmschale abgetrennt und maßfertig zugeschnitten. Am Oberteil der Fahrradhelmschale fräst der Roboterarm die nötigen Löcher in die Kunststoffdecke der Schale.
Den letzten Feinschliff bekommt die äußere Schale der Kask-Helme von Hand. Eine Mitarbeiterin entfernt mit einer Feile den Grad von der Schale und führt eine Qualitätskontrolle am Produkt durch, ehe die äußere Helmschale fertig ist.
Die Zusammenführung von unterer und oberer Außenschale mit dem Rest des Fahrradhelms erfolgt dann in einer anderen Fabrikhalle, genau wie das Einziehen der Gurte, das hier in dieser Bildergalerie zu sehen ist.
Kask hat sich nicht nur mit Fahrradhelmen oder anderen Sporthelmen einen Namen gemacht. Die Italiener produzieren beispielsweise auch Helme für Rettungs- und Arbeitssicherheit. Produktdirektor Luca Viano veranschaulicht die unterschiedlichen Anforderungen an die Firma bei der Herstellung der Helme für die einzelnen Bereiche.
Für Arbeitsschutzhelme, wie sie beispielsweise auf Baustellen zum Einsatz kommen, seien die Aussparungen für Anbauteile wie Visier, Gehör- oder Nackenschutz besondere Herausforderungen bei der Planung neuer Modelle, meint Viano. Und auch der Reitsport braucht ganz andere Helme als der Fahrradbereich. TOUR hat bei der Produktion der Reithelme einen kurzen Blick hinter die Kulissen werfen können.
“Ein grundsätzlicher Unterschied sind die Kundenwünsche”, erklärt Viano. Er meint damit die individuelle Gestaltung der Helme auf Kundenwunsch, die es bei Fahrradhelmen so gut wie gar nicht gibt. Während Radfahrer viel Wert auf Aerodynamik oder Belüftung legen, spielt beim Reiten oft der optische Aspekt die größte Rolle. Wir sehen Helme für Reiter und Reiterinnen mit den verschiedensten Verzierungen: Mal mit riesiger italienischer Landesflagge, mal mit komplett glitzernder Oberfläche. Dementsprechend kostet so manches Objekt gerne mal einen vierstelligen Betrag.
Einen signifikanten Unterschied zum Fahrradhelm gibt es außerdem bei den Sicherheitsanforderungen - auch für die Kask-Helme. Radfahrer fallen nur selten im 90-Grad-Winkel auf die Seite. Bei Reithelmen soll der Seitenbereich des Helms dagegen besonders stabil sein, denn es kommt auch schon mal vor, dass ein Reiter vor einem Hindernis von seinem Pferd abgeworfen wird und das Tier dem am Boden liegenden Besitzer mit dem Huf seitlich auf den Kopf tritt.
Reit- und Fahrradhelme eint somit, dass sie hohe Sicherheitsstandards erfüllen sollen. Für Fahrradhelme hat Kask eigens einen Test entwickelt, der unter dem Namen “Rotational Impact WG 11” eingeführt wurde. Wie der Test abläuft und wie er sich vom TOUR-Helmtest unterscheidet, gibt es bald hier bei TOUR Online zu lesen.
*Video-Quelle: Kask