Konstantin Rohé
· 24.11.2020
Indoor-Rollentraining auf Zwift ist längst mehr als das Abarbeiten von Intervallen - die Plattform lebt von den zahlreichen E-Racing-Formaten. Was es braucht, um Zwift-Rennen zu gewinnen, erfahren Sie hier.
Egal ob es klirrend kalte Winternachmittage sind, pandemiebedingte Event-Absagen oder einfach nur die Lust sich mit anderen im Wettkampf zu messen - Online-Rennen bieten dafür die perfekte Gelegenheit. Beinahe alle virtuellen Trainingsplattformen bieten E-Racing-Formate an, darunter zum Beispiel die digitalen Ableger der Tour de Suisse und der Spanienrundfahrt bei Rouvy, Strade Bianche oder das Amstel Gold Race auf RGT sowie wochenlange Hobby-Rennserien auf Bkool.
Das größte Portfolio an Events bietet bislang aber die Software Zwift mit einem ausgetüftelten Ligen-System für eRacing-Teams, an dessen Spitze eine extrem ambitionierte Szene mit Sponsoren und Preisgeldern steht. Doch auch für Einsteiger ist das Rennen auf Zwift geeignet, vorausgesetzt man wählt im Eventkalender der Zwift Companion-App die richtige der nach Wattdauerleistung (Watt pro Kilogramm FTP) sortierten vier Leistungskategorien (von D für Einsteiger bis A für Profis):
Online-Rennen sind eine Welt für sich. Wir geben hier die wichtigsten Tipps, wenn Sie es bei Zwift Rennen mal richtig krachen lassen möchten.
Um in den Ranglisten geführt zu werden, ist ein aktiver Zugang (kostenlos) auf der Community-geführten Website zwiftpower notwendig. Hier findet man zudem eine komplette Auflistung aller Teams, Fahrer und Events. Das Verknüpfen des eigenen Zwift-Accounts mit Zwift-Power funktioniert per einfachem Klick über die Einstellungen (siehe Screenshot).
Um in allen Ergebnisse aufgeführt zu werden, bedarf es zudem eines Herzfrequenzmessers. Das konstante Aufzeichnen von Puls und Power (via im Smarttrainer integrierten Powermeter) soll helfen Manipulationen auszuschließen.
Was fürs Training gilt, gilt für maximal belastende Rennen umso mehr: Die kühlende Brise eines Ventilators und das regelmäßige Nachtanken von Flüssigkeit sind angesichts des enormen Schweißverlusts unumgänglich. Am besten auch bei kürzeren Rennen beide Flaschen am Rad füllen, davon eine mit Leitungswasser, die andere bei Bedarf mit einem elektrolythaltigen Getränk. Auch ein Gel kann hilfreich sein, insbesondere, wenn das Rennen länger dauert als eine Stunde.
Wie im echten Leben wird ab dem Rennstart ein höllisches Tempo vorgelegt, das Fahrerfeld wird so meist in den ersten fünf bis zehn Minuten in mehrere Gruppen aufgesplittet. Entsprechend sollte man nicht "kalt" ins Online-Rennen starten, sondern sich vorher 15-20 Minuten aufwärmen, darunter auch kurze Belastungen höherer Intensität.
Der Spieltrieb der Zwift-Entwickler hat auch Auswirkungen auf die Dynamik der Rennen: Wie bei normalen Fahrten durchs Zwift-Universum erhält der Spieler beim Durchfahren von Zwischenwertungen sogenannte Power-Ups, die ihm einen enormen Vorteil bringen können. Klickt man auf die bunten runden Buttons am oberen Bildschirmrand, wird der Avatar entweder aerodynamischer, leichter, unsichtbar oder er gibt anderen Fahrern keinen Windschatten.
Im Zusammenspiel mit einer guten Streckenkenntnis kann man sich so einen großen Vorteil gegenüber der Konkurrenz verschaffen. Auch das richtige Equipment spielt bei Zwift eine Rolle: Im Drop Shop kann jeder User seine mit jedem Kilometer gesammelten Punkte in Rahmen und Laufräder investieren, die die Performance verändern. Ansonsten gilt wie im echten Leben: Bloß nicht die Nase in den Wind halten - der Windschatten-Effekt ist auch in Zwift virtuellen Welten erheblich!
Der Windschatten-Effekt auf Zwift unterscheidet sich in einem wesentlichen Punkt von realen Windschattenverhältnissen: Um im Windschatten eines schnelleren Fahrers mitzuschwimmen muss nicht ein bestimmter Wattwert getreten werden, es reicht, wenn der eigene Power-Output in einem Korridor schwankt. Konkret bedeutet das: Tritt der Vordermann 300 Watt, kann man normalerweise mit zirka 250 Watt Trettleistung gut am Hinterrad mitfahren. Auf Zwift genügt allerdings auch eine etwas geringere Leistung, da der Sticky-Effekt des Windschattens auch bei 225-230 Watt ein Mitfahren am Hinterrad erlaubt. Was gut ist, um Kräfte zu sparen, erschwert allerdings das Überholen. Um aus dem Sticky-Effekt herauszukommen, ist eine erhebliche Mehrleistung nötig, etwa 400 Watt im vorliegenden Beispiel.
Wer ein Lightweight-Powerup im Köcher hat und mit leichten Laufrädern unterwegs ist, der wird sicherlich am Berg attackieren, doch ein Terrain eignet sich noch besser zur Attacke: Die Schotterpisten. Hier wird der Widerstand des Smarttrainers aufgrund des rauen Untergrund erhöht, das Fahren wird schwerer. Ein Pluspunkt für Ausreißer ist zudem die verringerte Sichtbarkeit durch aufgewirbelten Staub - wer hinten in der Gruppe in den Gravel-Sektor hinein fährt, sieht kaum, wer vorne attackiert. Es sei denn er wählt mit der F9-Taste die Helikopteransicht und überlickt das Peloton von oben.