Werkstatt-TippsTretlager richtig warten und pflegen

Jens Klötzer

 · 29.12.2022

Werkstatt-Tipps: Tretlager richtig warten und pflegenFoto: Kerstin Leicht

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In unserer Schrauber-Serie vermitteln wir Insider-Wissen aus dem Werkstatt-Alltag. Hier zeigen wir, wie man das Tretlager wartet und pflegt.

Bei den meisten modernen Kurbelgarnituren gelingt die Demontage simpel und ohne spezielle Ausrüstung. An die Lager selbst sollte man allerdings nur mit Kenntnis und dem richtigen Werkzeug gehen.

Das nötige Werkzeug

Foto: Kerstin Leicht
  1. Innensechskante* (links) oder Torx-Schlüssel*: um die Bauteile zu demontieren und an die Lager zu kommen; auch die Einstellung des Lagerspiels erfolgt meist mit Inbusschlüsseln.
  2. Shimano-Kurbelwerkzeug*: um Shimano-Kurbeln zu montieren. Hier die Profi-Version aus Metall, für gelegentliche Schrauber tut’s auch die preiswerte Version aus Kunststoff.
  3. Einpresswerkzeug*: Gut sind universelle Varianten, die sich für verschiedene Lager eignen (linkes Werkzeug). Auch die Schalen klassischer, nicht integrierter Steuersätze können damit eingepresst werden. Für die gelegentliche Montage von gepressten Tretlagern, etwa Pressfit-Lagern, reichen einfachere Varianten (rechts).
  4. Ausschlagwerkzeug*: je nach Lagergröße wichtig für die Demontage von gepressten Tretlagern. Die Werkzeuge schiebt man innen durch das Lager, das anschließend von der Gegenseite mit gezielten Hammerschlägen ausgetrieben wird.
  5. Nuss für geschraubte Tretlager: Gewindelager brauchen unbedingt das passende Werkzeug, es gibt hier viele Varianten. Wichtig: Das Werkzeug muss satt sitzen, sonst rutscht es ab.
  6. Hammer* (links) und Schonhammer* (rechts): Besonders die Kurbeln können bisweilen festsitzen, auch beim Ausbau von gepressten Lagern wird ein Hammer benötigt. Direkt auf den Bauteilen nur mit dem Schonhammer arbeiten!

Besonderheiten der Kurbelhersteller

Shimano: Die Abdeckschraube in der linken Kurbel sichert lediglich die Position der Kurbel auf der Achse. Ziehen Sie die Schraube daher nur leicht mit 1 bis 2 Newtonmetern fest. Anschließend fixieren Sie die Kurbel mit den Inbusschrauben. Ziehen Sie diese abwechselnd und gleichmäßig an, damit sich die Kurbel nicht verkantet.

SRAM: SRAM-Kurbeln werden mit einem integrierten Abzieher demontiert. Die Kurbel kann extrem festsitzen und die Demontage viel Kraft erfordern! Bei vielen SRAM-Lagern muss außerdem das Lagerspiel eingestellt werden. Das geschieht mit einem geschraubten Ring auf der linken Seite, der in der richtigen Einstellung mit einer kleinen Inbusschraube fixiert wird.

Campagnolo: Bei hochwertigen Campagnolo-Kurbeln sind die beiden Achshälften mittig verschraubt, die Schraube erreichen Sie mit einem langen Inbusschlüssel. Achtung bei Super-Record-Kurbeln mit Titanachse: Hier hat die Schraube ein Linksgewinde! Diese Version erkennen Sie am aufgedruckten roten Ring um die Achse. Die Lager sind auf die Achshälften gepresst, für den Tausch werden spezielle Werkzeuge benötigt. Hier empfiehlt sich der Gang zum Händler.



Verschleiss am Tretlager erkennen

Weil Tretlager viel Last aufnehmen müssen und bei Regenfahrten Schmutz und Wasser ausgesetzt sind, sind Defekte nicht selten. Der Verschleiß kündigt sich oft mit unregelmäßigen Knackgeräuschen an. Hat die Kurbel bereits Spiel, dreht sich schwergängig, ruckelig oder erzeugt mahlende Geräusche, ist es höchste Zeit für einen Lagertausch.

Knackende Geräusche können auch von verschlissenen Lagersitzen rühren, das Geräusch tritt im Betrieb dann meist am Punkt der höchsten Belastung auf (Kurbel waagerecht): Auch einwandfreie Lager oder Lagerschalen sitzen dann nicht mehr fest im Rahmen. Besonders Carbongehäuse sind dafür anfällig. Sie können versuchen, die Lager mit etwas Montagepaste einzuschmieren, meist ist das jedoch nur eine Übergangslösung. Bei schwierigen Fällen können spezielle Carbon-Reparaturbetriebe helfen.

Werkstatt-Tipps: Gewinde von geschraubten Lagern müssen gut gefettet werdenFoto: Kerstin Leicht
Werkstatt-Tipps: Gewinde von geschraubten Lagern müssen gut gefettet werden

Das richtige Werkzeug

Vergewissern Sie sich, welcher Typ Tretlager in Ihrem Rahmen verbaut ist, und arbeiten Sie ausschließlich mit passendem Werkzeug: Klassische, in den Rahmen geschraubte Lager erkennen Sie an der außen liegenden Werkzeugaufnahme. Achten Sie auf die richtige Drehrichtung des Gewindes, sie ist häufig auf der Lagerschale vermerkt. Bei der Montage muss sich das Lager die ersten Gewindegänge leicht und von Hand einschrauben lassen. Den Lagerschlüssel nur zum Festziehen nutzen! Die Gefahr, dass die Gewinde (und damit der Rahmen) beschädigt werden, ist ansonsten groß.

Für in den Rahmen eingepresste Lager (Pressfit) nutzen Sie einen speziellen Ausschläger, damit sich die Lagerschalen nicht verkanten und die Sitze im Rahmen beschädigen. Das neue Lager sollte mit passendem Einpresswerkzeug montiert werden.

Direkt in den Rahmen gepresste Lager ohne Lagerschalen (z.B. BB30) lassen sich kaum demontieren, ohne sie zu zerstören. Ein passendes Ausschlagwerkzeug ist dennoch wichtig, damit die Sitze im Rahmen nicht beschädigt werden.

Tretlager säubern und schmieren

Wichtig bei allen Lagertypen: Säubern Sie das Lagergehäuse gründlich! Schmutz kann die empfindlichen Gewindegänge beschädigen, bei gepressten Modellen können die Lager verkanten oder fluchten nicht perfekt. Geben Sie auf Gewinde oder Lagersitze etwas Fett, das erleichtert die Montage. Eine dünne Fettschicht auf dem äußeren Dichtring verhindert, dass Feuchtigkeit eindringt.

Profi-Tipps

  • Kurbel und Innenlager zu demontieren, erfordert oft sehr viel Kraft. Um Rahmen und Teile zu schonen, sollten Sie solche Arbeiten nicht im Montageständer erledigen. Stellen Sie das Rad besser auf den Boden und bitten Sie, wenn möglich, jemanden, den Rahmen oder das Werkzeug während der Demontage festzuhalten.
  • Legen Sie vor der Demontage die Kette auf das große Kettenblatt, so verletzen Sie sich nicht so leicht an den scharfen Zähnen.
  • Wurden Kurbeln länger nicht demontiert, können sie sehr fest auf der Welle sitzen. Sprühen Sie etwas Öl in den Bereich der Verschraubung und in den Spalt zwischen Kurbel und Rahmen. Das löst Korrosion und erleichtert das Aufschrauben.