Jens Klötzer
· 27.12.2022
In unserer Schrauber-Serie vermitteln wir Insider-Wissen aus dem Werkstatt-Alltag. Hier zeigen wir, wie man Laufräder und Nabe richtig kontrolliert und pflegt.
Ein wenig Spiel in den Nabenlagern ist zunächst nicht tragisch. Früher oder später zieht es jedoch größere Schäden nach sich, zu fest eingestellte Lager können sich selbst zerstören.
Das Lagerspiel stellen Sie fest, indem Sie die im Rad montierte Felge quer zur Laufrichtung bewegen. Lässt sie sich leicht zur Seite drücken oder dreht sich das Laufrad schwergängig, sollten Sie das Lagerspiel justieren.
>> Bei klassischen Konuslagern wird das Lagerspiel mit den Achsmuttern eingestellt. Lösen Sie zunächst die äußeren Muttern mit flachen Gabelschlüsseln, indem sie beide gegeneinander verdrehen. Justieren Sie dann das Spiel mit den beiden inneren Muttern und kontern Sie die Einstellung, indem Sie die äußeren Muttern wieder anziehen. Durch das Kontern kann das Spiel wieder kleiner werden; kontrollieren Sie erneut und justieren Sie bei Bedarf nach.
>> Auch bei manchen hochwertigen Laufrädern mit Rillenkugellagern lässt sich das Lagerspiel einstellen. Meist sind die Einstellmuttern mit einer kleinen Inbusschraube gesichert und können nach dem Lösen von Hand gedreht werden. In seltenen Fällen ist ein Stiftschlüssel nötig.
>> Ruckelnde Konuslager lassen sich oft mit etwas Pflege reanimieren. Schrauben Sie beide Muttern einer Seite von der Achse, entnehmen Sie die einzelnen Lagerkugeln und die Achse. Säubern Sie alles gründlich mit entfettendem Reiniger. Zeigen die Kugeln bereits Laufspuren, sollten sie erneuert werden. Weisen die Kugelbahnen Beschädigungen auf, muss die Nabe oder das ganze Laufrad ersetzt werden. Passt alles, versehen Sie die Kugelbahnen großzügig mit Fett und legen Sie die Kugeln in das Fettbett. Faustregel: Es gehört immer eine Kugel weniger hinein, als theoretisch Platz wäre.
>> Drehen sich Rillenkugellager rau, oder ist für das Spiel keine Einstellmöglichkeit vorgesehen, müssen defekte Lager ausgetauscht werden. Entfernen Sie die Abdeckkappen (gesteckt oder geschraubt) und schlagen Sie die Lager mit einer geeigneten Verlängerung nach außen heraus. Fetten Sie den Außenring der neuen Lager. Vergewissern Sie sich beim Einbau, dass sie nicht verkanten und bis zum Anschlag im Nabenkörper sitzen. Lassen sich die Lager nicht von Hand reindrücken, ist ein passendes, sauber abgesägtes Rundholz hilfreich, mit dem Sie die Lager vorsichtig mit leichten Hammerschlägen eintreiben.
>> Schnellspanner oder Steckachse üben Druck auf die Lager aus und verringern das Lagerspiel. Kontrollieren Sie das Spiel deshalb immer bei montierten Laufrädern, justieren Sie bei Bedarf nach.
>> Ein weiches, sauberes Tuch verhindert beim Arbeiten mit Lagern, dass herunterfallende Kleinstteile wie Kugeln verschwinden.
>> Rillenkugellager sind nach DIN standardisiert und günstig im Maschinenhandel erhältlich (z.B. von SKF, FAG). Die Bezeichnung steht auf der Dichtung; Sie können die Lager auch ausmessen. Achten Sie auf doppelt gedichtete Lager (Zusatz “2RS”) und gute Qualität: teurere halten meist länger.
>> Das Innenleben von Freiläufen benötigt speziellen Schmierstoff: DT Swiss empfiehlt ein eigenes Fett, Mavic schreibt für bestimmte Laufräder ein Öl mit definierter Viskosität vor. Andere Schmierstoffe können die Funktion beeinträchtigen, z.B. weil Sperrklinken verkleben oder das Öl mit der Zeit herausläuft.