Werkstatt-TippsBowdenzug, Kabel und Funk

Jens Klötzer

 · 05.02.2023

Profi-Tipps für Leitungen, Kabel und Funk
Foto: Kerstin Leicht

In unserer Schrauber-Serie vermitteln wir Insider-Wissen aus dem Werkstatt-Alltag. Hier zeigen wir, wie man Züge verlegt und welche Kniffe es für hydraulische Bremsleitungen und Elektrokabel gibt.

Leichtgängige Schalt- und Bremszüge sind enorm wichtig für die Funktion des Rennrades. Verschlissene oder beschädigte Züge sollten deshalb ausgetauscht werden – hier steht, wie’s geht.

Bowdenzug kontrollieren

Prüfen Sie die Züge regelmäßig auf Beschädigungen, ­besonders in der Nähe der Anschläge. Quetschungen, Knicke, eingerissene Enden oder Schmutz in den Hüllen erhöhen die Reibung; Schaltung und Bremsen werden dann schwergängig und unpräzise.

Bowdenzug gut schmieren

Das beste Schmiermittel für Bowdenzüge ist Fett. Es dichtet die Enden gleichzeitig gegen Wasser und Schmutz ab. In Hülsen und Zuganschlägen schützt es vor Korrosion und Knackgeräuschen. Ziehen Sie den gut eingefetteten Zug mehrmals in der Hülle hin und her, damit sich das Fett gut verteilt.

In Qualität der Bowdenzüge investieren

Es lohnt sich, für hochwertige Züge etwas mehr Geld auszugeben. Die beschichteten Shimano-Züge verbessern die Performance aller Shimano-Schaltgruppen enorm. Auch die originalen Campagnolo-Züge sind gut. Von speziellen, abgedichteten Zug-Sets fürs Rennrad ­raten wir ab, weil sie die Reibung eher erhöhen.

Schalt- und Bremszüge nicht verwechseln

Schalt- und Bremszüge sind verschieden und dürfen nicht verwechselt oder gemischt werden. Schalt-Innenzüge sind dünner als Brems-Innenzüge und haben einen kleineren Kopf. ­Achtung: Hier gibt es unterschiedliche Versionen von Shimano und Campagnolo! Die Shimano-­Köpfe sind ­geringfügig größer und können sich in Campagnolo-Schalthebeln festfressen. Schalt-Außenzüge sind etwas schlanker als Brems-Außenzüge und in Längsrichtung verstärkt, damit sie beim Schalten nicht gestaucht werden. Brems-Außenzüge ­haben eine spiralförmige Verstärkung, das macht sie ­etwas flexibler beim Verlegen.

Sauberer Schnitt: Gutes Werkzeug stellt sicher, dass Züge nicht gequetscht werdenFoto: Kerstin Leicht
Sauberer Schnitt: Gutes Werkzeug stellt sicher, dass Züge nicht gequetscht werden

Nur Spezialwerkzeug verwenden

Verwenden Sie fürs Kürzen der Züge immer eine gute Bowdenzugzange* (oberes Bild). Die Hüllen müssen sauber und exakt rechtwinklig abgeschnitten werden. Trennen Sie die Züge oder Hüllen nicht mit Seitenschneider oder Kneifzange, da diese die Züge zu sehr quetschen.

Enden am Bowdenzug vorbereiten

Glätten Sie die Enden der ab­geschnittenen Außenhüllen mit ­einer Feile, damit sie fest und bündig in Anschlägen und Endkappen sitzen. Weiten Sie außerdem den Kabelkanal nach dem Schnitt mit einem spitzen Gegenstand. (siehe Bild)

Foto: Kerstin Leicht

Kappen zurechtlegen

Achten Sie darauf, dass Sie ausreichend Endkappen zur Ver­fügung haben. Die Kappen für Schalt- und Bremszughüllen sind verschieden. Sehr wichtig ist die Quetschkappe auf dem Zugende, denn das abgeschnittene Drahtseil spleißt schnell auf und man kann sich leicht daran verletzen. Als Notbehelf eignet sich ein Speichennippel oder Klebeband; wenn man’s ganz nobel haben möchte, kann man die Enden auch verlöten.

Offene Zugenden sollten mit einer Kappe geschützt werdenFoto: Kerstin Leicht
Offene Zugenden sollten mit einer Kappe geschützt werden

Bowdenzug: Profi-Tipps

  • Vermeiden Sie beim Verlegen der Züge enge Biegungen; die Züge sollten in weichen Bögen verlaufen, damit die Reibung so gering wie möglich bleibt. SRAM schreibt einen verhältnismäßig großen Bogen am Schaltwerk vor, damit die Schaltung perfekt funktioniert.


  • Für mechanisch betätigte Scheibenbremsen empfehlen sich spe­zielle druckstabile Brems-Außenhüllen. Sie vermitteln einen definierteren Druckpunkt und erhöhen die Bremsleistung.
  • Die mit PTFE beschichteten Shimano-Züge (ab 105 aufwärts) verbessern die Funk­tion aller Shimano- und SRAM-Schaltungen. Sie sind zwar sensibel zu montieren, aber sehr leichtgängig und bleiben lange geschmeidig.

Kabel und Leitungen

Kabel und Leitungen werden in der Regel durch den Rahmen verlegt. Das bringt manche Herausforderung mit sich – TOUR gibt Tipps, wie man sie meistern kann.

Eine dünne Innenzughülle kann helfen, de Zug in Position zu haltenFoto: Kerstin Leicht
Eine dünne Innenzughülle kann helfen, de Zug in Position zu halten

5 Tricks, wie die Leitung durch den Rahmen kommt

1. Züge drin lassen

Sind die Züge noch montiert, dann ziehen Sie sie nicht komplett aus dem Rahmen. Tauschen Sie zunächst nur den Innenzug aus, dann ziehen Sie die alte Außenhülle über den Innenzug heraus und fädeln die neue darüber. Werden die Züge im Rahmeninneren hüllenlos geführt, hilft eine lange, dünne ­Innenzug-Hülle (Liner), um die Position des Zuges zu halten (Bild links).

2. Demontieren

Schrauben Sie falls möglich alle Anschläge und Zugumlenkungen vom Rahmen und ­fädeln Sie sie nur lose auf die Züge. Bei der Verlegung durch das Tretlagergehäuse lohnt es sich meist, die Kurbel und eventuell auch das Lager auszubauen.

3. Fädelhilfe für Bowdenzug

Bei der Neuverlegung leistet ein Bremszug mit leicht gebogenem Ende gute Dienste. Er ist etwas steifer und schwerer als ein Schaltzug, lässt sich also besser fädeln. Auch ein langer, vorgebogener Draht (etwa 1 mm stark) ist eine gute Fädelhilfe, z.B. für die Leitungen hydraulischer Scheibenbremsen.

Ein starker Magnet kann die Verlegung von Zügen durch den Rahmen erleichternFoto: Kerstin Leicht
Ein starker Magnet kann die Verlegung von Zügen durch den Rahmen erleichtern

4. Magnet

Mit einem starken Magneten lassen sich Züge im Rahmen von außen führen. Bei Carbonrahmen funktioniert das gut entlang der Rohrwand, bei Metallrahmen lässt sich immerhin das Ende des Zuges “fangen”.

5. Staubsaugertrick

Wenn Kanten und enge Radien die Verlegung erschweren, können Sie es mit Woll­faden und Staubsauger versuchen. Dichten Sie die übrigen Rahmenöffnungen etwas ab, fädeln Sie den Wollfaden durch die Zug­öffnung und versuchen Sie, ihn am anderen Ende wieder anzusaugen. An dem Faden können Sie dann einen Liner oder Innenzug durch den Rahmen ziehen.


Steuerzentrale - der Lenker

Am Lenker kommen alle Kabel an, eine saubere Verlegung ist hier besonders wichtig. Was Sie dabei beachten müssen.

Engstelle Schalthebel

Vergewissern Sie sich, wie die Schaltzüge in die Hebel gefädelt werden müssen. Meist geschieht das im entspannten Zustand durch eine Öffnung, entweder seitlich (Shimano, SRAM) oder von unten (Campagnolo) unter dem Griffgummi. Die Kanäle sind schmal und verlaufen selten gerade. Verwenden Sie am besten neue Innenzüge, deren ungekürzte Enden verlötet sind. Gegebenenfalls hilft es, die Enden etwas vorzubiegen.

Züge provisorisch fixieren

Kleben Sie die Außenhüllen zunächst mit Klebeband eng an den Lenker, bevor Sie das Lenkerband wickeln. Achten Sie darauf, dass die Hüllen fest in den Anschlägen sitzen und eng in den Lenkerbiegungen und in ihren Führungen verlaufen. Schneiden Sie erst dann die Hüllen auf Länge, nachdem Sie den Innenzug wieder weit genug herausgezogen haben. Der Lenker muss sich frei drehen lassen und die Züge ­dürfen sich nicht gegenseitig behindern.

Engführung: Fixieren Sie die Züge am Lenker, bevor Sie das Lenkerband wickelnFoto: Kerstin Leicht
Engführung: Fixieren Sie die Züge am Lenker, bevor Sie das Lenkerband wickeln

Tücken der Integration von Zügen

Wenn die Leitungen durch Lenker und Vorbau verlaufen, muss die Länge auf den Millimeter passen. Wenn möglich, lassen Sie bei den Arbeiten die Außenhüllen und Bremsleitungen am Lenker montiert. Müssen sie getauscht werden, merken Sie sich ihren genauen Verlauf und die Reihenfolge und Orientierung der Einzelteile, insbesondere des Steuersatzes.

Etwas vorgebogene Züge erleichtern das Einfädeln in die SchalthebelFoto: Kerstin Leicht
Etwas vorgebogene Züge erleichtern das Einfädeln in die Schalthebel

Lenker: Profi-Tipps

  • Kürzen Sie die Leitungen, wenn der Lenker in höchster Stellung steht. So bleibt etwas Spielraum, um später die Höhe zu verändern.
  • Bei kleinen Rahmen kann es sinnvoll sein, die Schaltzüge vor dem Steuerrohr zu kreuzen – dann knicken sie beim Einlenken nicht so stark ab. Der Zug des Schaltwerks führt dann zur in Fahrtrichtung linken Rahmenseite, der des Umwerfers zur rechten. Kreuzen Sie die Züge erneut im oder unter dem Unterrohr.
  • Manche Lenker bieten die Möglichkeit, beide Züge vorne oder einen vorne und einen hinten am Lenker zu verlegen. Welches die bessere Variante ist, hängt vom Schalthebel und der Lenkerform ab.

Elektrische Schaltungen und hydraulische Bremsen am Rennrad

Mit elektronischen Schaltungen und hydraulischen Bremsen gehört der Leitungswechsel nicht mehr zu den Routinearbeiten am Rennrad, weil sie nicht verschleißen. Dafür gibt es bei den modernen Übertragungswegen andere Dinge zu beachten.

Bremsleitungen

Neuer Anschluss

Verwenden Sie jedes Mal, wenn Sie die Leitung von Bremskörper oder Griff lösen, ein neues, passendes Anschlussstück. Dafür muss die Leitung am entsprechenden Ende sauber abgeschnitten werden.

Bremsleitung lang lassen

Wenn Sie die Bremsleitung lösen, dann schneiden Sie so wenig wie möglich davon ab. Oft entscheiden wenige ­Millimeter darüber, ob die Leitung nochmals verwendet werden kann oder eine neue montiert werden muss. Unter Umständen hilft es, erst das Anschlussstück aus der Leitung zu pulen und die Leitung dann sauber abzuschneiden – so kann man ein paar Millimeter gewinnen.

Bremse entleeren

Pumpen Sie mit dem Bremshebel die Bremse möglichst vollständig leer. So kann auslaufendes Öl keinen Schaden anrichten.

Der Anschluss des Bremskörpers am Leitungsende ist häufig undichtFoto: Kerstin Leicht
Der Anschluss des Bremskörpers am Leitungsende ist häufig undicht

Elektrokabel

Stecker checken

Viele Funktionsstörungen lassen sich auf defekte Verbindungen zurückführen. Sind die Kabel alle einwandfrei, kann es auch an den Steckern liegen: Sie sind vergleichsweise schwergängig und müssen spürbar einrasten. Besonders am Schaltgriff zieht es lose sitzende Stecker gerne mal aus ihrem Sitz. Empfehlenswert ist das passende Werkzeug, mit dem man mehr Kraft aufbringen kann.

Der Tretlagerbereich ist eine typische Problemstelle. Demontieren Sie das Lager, um Kabel sauber zu verlegen und verwenden Sie eine schützende Hülse, damit die Kabel nicht scheuernFoto: Kerstin Leicht
Der Tretlagerbereich ist eine typische Problemstelle. Demontieren Sie das Lager, um Kabel sauber zu verlegen und verwenden Sie eine schützende Hülse, damit die Kabel nicht scheuern

Fehlersuche

Funktioniert ein Bauteil nicht, lässt sich der Fehler bei Elektroschaltungen oft nur schwer einkreisen. Verkabeln Sie die einzelnen Verbindungen extern mit einem langen, sicher funktionierenden Kabel. So lässt sich die defekte Leitung oder die Komponente einfach finden. Achtung: Bei modernen Funk-Schaltungen arbeitet das ganze System nicht ohne das Schaltwerk.

Die Stecker der Di2-Kabel sitzen sehr stramm und sind ein häufiger Grund für Fehlfunktionen. Mit dem passenden Werkzeug lassen sie sich spielend leicht lösen und wieder verbindenFoto: Kerstin Leicht
Die Stecker der Di2-Kabel sitzen sehr stramm und sind ein häufiger Grund für Fehlfunktionen. Mit dem passenden Werkzeug lassen sie sich spielend leicht lösen und wieder verbinden

Empfindliche Di2-Kabel

Di2-Kabel sind anfällig für Beschädigungen: Werden sie gequetscht oder reiben sich an scharfen Kanten, ist ein Kabelbruch schnell passiert. Achten Sie deshalb auf ausreichend Schutz, z.B. eine Achshülse im Tretlager.

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