Julian Schultz
· 21.04.2023
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Rose Reveal vs. Canyon Endurace: Mit dem Endurace prägte Canyon das Erscheinungsbild des Marathon-Rennrades. Roses Reveal ist fast eine Art Zwilling – nur bei einem Kriterium bleiben die Koblenzer konkurrenzlos.
Auf den ersten Blick scheint das Duell nach Noten in der Marathon-Klasse eine klare Angelegenheit: Canyon liegt hier mit recht deutlichem Vorsprung von zwei Zehnteln vorne. Schaut man sich die Einzelnoten und die Preise der Rennräder genauer an, relativiert sich aber das Bild. Rose schickt als Bestseller sein Modell Reveal Four* mit mechanischer Elffach-Ultegra von Shimano für attraktive 2799 Euro in den Vergleich. Canyon stellt eine deutlich teurere Variante des Endurace mit neuer Ultegra Di2 dagegen, mit der das Modell nach eigener Aussage derzeit am besten verkauft wird.
Weil deren elektronisches Zwölffach-Getriebe und die modernisierten Bremsen etwas besser bewertet werden, sichern sich die Koblenzer den Notenvorteil. Dabei ließe sich auch das Reveal Four mit vergleichbarer Ausstattung ordern: Mit der Ultegra-Di2-Gruppe, die wie bei Canyon mit einer integrierten Lenkereinheit aus Carbon einhergeht, kostet das Rad ebenfalls 3999 Euro (>> hier erhältlich*) und dürfte in den meisten Disziplinen zum Endurace aufschließen.
Bei einem Merkmal übertrumpft Canyon den Komfortrenner von Rose aber in jedem Fall: Die Blattfeder-Sattelstütze, die in allen SL- und SLX-Varianten des Endurace steckt, federt spürbar besser als die keineswegs unkomfortable, aber doch straffer abgestimmte Stütze von Rose. Der komfortablere Fahreindruck des Canyon wird von den serienmäßig montierten Reifen verstärkt, die zwei Millimeter breiter ausfallen als die klassischen 28er am Rose.
Immerhin ließe sich Letzteres in dieser Hinsicht noch aufrüsten, Platz für bis zu 32 Millimeter breite Pneus lässt offiziell auch das Modell der Bocholter. Die leichten Alu-Laufräder des Reveal lassen das Rad dafür minimal spritziger wirken als das Endurace, was in Anbetracht des höheren Gesamtgewichts erstaunlich ist.
Von den feinen Unterschieden beim Fahrkomfort abgesehen, ähneln sich die Charaktere der beiden Endurance-Renner sehr. Steifigkeitswerte, Rahmengewichte und Fahrverhalten liegen eng beieinander. Auch die Geometrie ist bei beiden klassentypisch: Man sitzt vergleichsweise aufrecht, mit einem Stack-to-Reach-Faktor nahe 1,60 bieten beide Räder eine angenehm komfortable Sitzposition, die ihrem Genre gerecht wird und ausgedehnte Touren angenehmer macht.
Wie von den Versendern gewohnt, stimmt bei den Rädern jedes Detail: Top-Reifen lassen sie über den Asphalt fliegen, gut geformte Lenker, bequemes Lenkerband und angenehme Sättel bewirken, dass man sich auf Anhieb darauf wohlfühlt.
Das Für oder Wider könnten Details beeinflussen. Ein Beispiel wäre die Übersetzung, die am Canyon etwas sportlicher ausfällt: Die 52/36-Kurbel bietet viel Bandbreite und vor allem am schnellen Ende noch Reserven, um bei Hobbyrennen im Feld mitzufahren. Mit der Kompaktkurbel des Rose kommt man dafür besser steile Berge hoch. Für die einen ein Detail, für andere ein wichtiger (Nicht-)Kaufgrund ist die Integration der Leitungen.
Die verlaufen beim Endurace klassisch außen vor dem Lenker, dadurch lässt sich das Cockpit recht einfach in der Höhe verstellen. Weil die Leitungen bei Rose durch Vorbau und Steuersatz führen, sieht das Rad zwar aufgeräumter aus, jede Positionseinstellung ist aber mit erheblichem Aufwand verbunden. Bestellt man das Rad mit einer elektronischen Schaltung, ist auch beim Reveal ein einteiliges Carbon-Cockpit Teil des Pakets, was die Anpassungsmöglichkeiten zusätzlich einschränkt.
Canyon eröffnet das Angebot bei 1999 Euro für das Endurace CF 7 mit mechanischer Shimano 105; bei Rose kostet das vergleichbare Modell 2499 Euro, verfügt aber über deutlich leichtere Laufräder. An der Spitze rangieren die rund sieben Kilo leichten High-End-Modelle für 7799 Euro (Endurace SLX 9 Di2 mit DT-Swiss-Laufrädern ERC 1100 und Rotor-Powermeter) beziehungsweise 7499 Euro (Reveal Six mit SRAM Red AXS inklusive Leistungsmessung Rose-Carbonlaufrädern).
>> Sitzposition, Fahrverhalten und Preisgestaltung ähneln sich bei den Marathon-Rädern sehr. Dass Canyon den Reifen vorn hat, liegt hauptsächlich an der teureren Ausstattung.
>> Das Endurace bekommt eine TOUR-Gesamtnote von 1,6
>> Das Reveal bekommt einen TOUR-Gesamtnote von 1,8
*Gewogene Gewichte
**Herstellerangabe, Testgröße fett.
***Stack/Reach projiziertes senkrechtes/waagerechtes Maß von Mitte Tretlager bis Oberkante Steuerrohr;
STR (Stack to Reach): 1,36 bedeutet eine sehr gestreckte, 1,60 eine sehr aufrechte Sitzposition.
****Laufradgewichte inklusive Bereifung, Kassette, Schnellspanner/Steckachsen und ggf. Bremsscheiben.