Julian Schultz
· 08.04.2023
Die Akzeptanz für Rennräder mit elektronischen Schaltungen nimmt zu, dennoch haben Modelle mit mechanischen Gruppen weiter ihre Fans. Das Merida Scultura Endurance 400 im TOUR-Test.
Das Scultura Endurance 400 basiert als einziges Marathonrad des taiwanischen Herstellers auf einem robusten Alu-Rahmen. Im Übrigen hält Merida die Fahne des mechanischen Schaltens am Rennrad noch erstaunlich hoch: Neben dem Testrad, im aktuellen Modelljahr mit neuer Lackierung, hat Merida noch zwei weitere Marathon- sowie fünf Wettkampfräder mit mechanischer Elffach-Schaltung von Shimano im Sortiment.
In unserem Test von Rennrädern mit mechanischen Schaltungen ist das Merida das schwerste. Der Gewichtsunterschied zur Carbonversion, mit der es sich Geometrie und Ausstattung teilt, liegt bei fast 800 Gramm. Entsprechend träge reagiert das Bike im Antritt, für schnelle Sprints und Tempojagden ist es aber auch nicht konzipiert.
Stattdessen präsentiert es sich als zuverlässiger Begleiter mit komfortablem Fahrverhalten. Neben der betont aufrechten Sitzposition trägt dazu die sehr gut dämpfende Carbonsattelstütze bei, durch die das Merida den Vergleich mit teureren Modellen nicht scheuen muss.
Die voluminösen Reifen von Maxxis, bis zu 35 Millimeter sind möglich, unterstreichen die gute Federung und meistern auch ruppigen Untergrund, könnten auf Asphalt aber leichter rollen. Montagepunkte an Rahmen und Gabel erlauben das Nachrüsten von Schutzblechen, womit das Scultura beispielsweise auch ein attraktives Trainingsrad für die Wintermonate abgibt. Mit der 1:1-Übersetzung von Shimanos 105 lassen sich steile Anstiege unter die Reifen nehmen.
Günstige Bremsscheiben, die bei schweren Fahrern unter Volllast weniger Bremsleitung bringen, sowie eine einfache KMC-Kette trüben das Bild etwas, lassen sich jedoch für wenig Geld austauschen. Die Verarbeitung ist ordentlich, einzig am Tretlager sind die Schweißnähte etwas wulstig geraten. Ein kleines Minitool unter dem Sattel zählt nur bei den Carbonmodellen zum Lieferumfang, die allerdings mindestens 700 Euro teurer sind.
Stärken: hoher Sattelkomfort, große Reifenfreiheit
Schwächen: relativ schwer, nur fünf Größen
*Gewogene Gewichte.
**Herstellerangabe, Testgröße fett.
***Stack/Reach projiziertes senkrechtes/waagerechtes Maß von Mitte Tretlager bis Oberkante Steuerrohr;
STR (Stack to Reach): 1,36 bedeutet eine sehr gestreckte, 1,60 eine sehr aufrechte Sitzposition.
****Laufradgewichte inklusive Bereifung, Kassette, Schnellspanner/Steckachsen und ggf. Bremsscheiben.