Stefan Loibl
· 09.03.2023
Mit dem EQ-Modell rüstet Scott sein Speedster Gravel 40 ab Werk zu einem günstigen Commuter Bike um. Wir haben das Alu-Bike für 1599 Euro beim Pendeln und im sportlichen Geländeeinsatz getestet.
Wer keine Lust hat, sein teures Rennrad oder edles Carbon-Gravelbike beim täglichen Arbeitsweg im Zeitraffer runter zu rocken, muss sich nach günstigen Alternativen umsehen. Will man die sportlichen Ansprüche auch beim Pendeln beibehalten, landet man schnell beim universellen Gravelbike als Commuter-Rad. Die geländegängigen, sportiven Bikes mit Rennlenker machen jede Art von Pendelstrecke mit, egal ob auf Asphalt, bei einer durchgängigen Schneedecke oder auf garstigen Schotterpisten abseits des Straßenverkehrs. Und damit man möglichst lange unbeschwert Commuten kann, greift man bevorzugt zu robusten Aluminium-Rahmen und bewährten Komponenten, die viele Kilometer unaufgeregt wegstecken.
Scott Bikes hat mit dem Speedster Gravel 40 EQ ein solches Aluminium-Gravelbike mit fest montierten Schutzblechen im Angebot. Wir haben das Scott Speedster, für das die Schweizer jüngst eine Rückruf-Aktion aufgrund von Problemen beim Gabelschaft gestartet haben, ausführlich auf unbefestigten Pendler-Routen getestet. Für die EQ-Version des Scott Speedster mit Shimano Tiagra-Schaltung und mechanischen Scheibenbremsen verlangt Scott 1599 Euro.
Basis für die EQ-Version ist der Aluminium-Rahmen, den auch die anderen Speedster Gravelbikes von Scott nutzen. Es gibt hochwertigere und leichtere Alu-Gravelbike-Rahmen am Markt, aber in der Einsteiger-Preisklasse unter 2000 Euro zählen eher Robustheit und Funktionalität. Und das bringt das Speedster Gravel-Chassis mit, das Scott in insgesamt sieben Rahmengrößen anbietet. Die Geometrie mit 100 Millimeter langem Vorbau bei Größe L und einem Stack-to-Reach-Wert von 1,56 fällt leicht gestreckt und für ein Commuter Bike eher sportlich aus. Die Kombination aus 70,5 Grad steilem Lenkwinkel und einem Radstand von 1065 Millimeter sorgen für ein ausgesprochen laufruhiges Fahrverhalten. Auch bei hohen Geschwindigkeiten auf Schotter zirkelt das Scott Speedster Gravel mit seinen 71 mm Nachlauf an der Gabel sicher um die Kurven. Will man an der Sitzposition oder dem Cockpit etwas anpassen, hat man durch die integrierte Syncros-Lösung mit Spezial-Vorbau und -Spacern nur wenig Spielraum. Dafür verlaufen die Leitungen und Züge ohne große Leitungslassos vor dem Lenker unter dem Vorbau ins Rahmeninnere.
Anstelle eines speziellen Gravelbike-Antriebs wie einer Shimano GRX bekommt man am Scott-Bike eine Shimano Tiagra-Schaltung mit 2x10 Gängen. Die Übersetzung der Zweifach-Kurbel von FSA fällt mit 50/34 Zähnen ebenfalls sportlich aus. Die Bandbreite mit der 11-34er Kassette aus dem GRX-Regal landet bei 455 Prozent, der Klettergang besitzt eine 1:1-Übersetzung. Auf einen Reibungsdämpfer (Shadow+), der die Kette in ruppigen Passagen unter Spannung hält, muss man beim Shimano Tiagra-Schaltwerk verzichten. Die gruppenlosen, mechanischen Shimano-Scheibenbremsen mit 160-mm-Scheiben benötigen im Vergleich zu hydraulischen Stoppern eines Shimano GRX-Schlags deutlich mehr Handkraft beim Verzögern. Doch sie bieten den Vorteil, dass man nicht mit Bremsflüssigkeit herumhantieren muss und das Entlüften wegfällt. Bei den Laufrädern bedient sich Scott bei seinem Gravelbike mit Schutzblechen ebenfalls bei seiner Komponentenmarke Syncros. Die klassischen Aluminium-Rundlinge haben 24 Millimeter breite Felgen, auf die Allrounder Schwalbe G-One Bite Performance in 40 Millimeter Breite aufgezogen sind. Das Laufradgewicht liegt bei 1843 Gramm vorne, das hintere Laufrad wiegt inklusive Schlauch, Reifen und Kassette satte 2515 Gramm (TOUR-Messung). Im Vergleich zu ähnlich teuren Alu-Gravelbikes kann sich dieser Wert sehen lassen, für explosive Antritte muss man allerdings schon sehr kräftig in die Pedale treten.
Das Syncros Fender Kit, das sich übrigens auch bei anderen Scott Speedster Gravel und Addict Gravel-Modellen nachrüsten lässt, ist beim EQ-Modell bereits ab Werk montiert. Die Schutzbleche aus einem Polycarbonat/Nylon-Mix mit Glasfaser sitzen dank je einer Strebe und den Befestigungen an Sitzstreben- und Gabelbrücke satt und wackelfrei. Sie sind breit und lang genug, damit Spritzwasser zuverlässig abgehalten wird. Zudem sitzen die fest verbauten Schutzbleche nicht zu nahe am Reifen, dass sich im Gelände aufgewirbelte Steine verklemmen könnten. Doch die Schutzbleche sind nur ein Merkmal von sportlichen Commuter Bikes. Auf andere Anbauteile für Alltagsfahrten wie eine fest verbaute Beleuchtung mit Nabendynamo oder einen schlanken Gepäckträger verzichtet Scott bei der EQ-Version des Rads. Das unterstreicht den sportlichen Charakter und packt nicht noch mehr Zusatzgewicht obendrauf. Denn mit Beleuchtung und Gepäckträger wäre das 11,98 Kilo schwere Alu-Gravelbike mindestens noch ein Kilo schwerer. In den Wintermonaten kann man immer noch auf ein Akku-Licht zurückzugreifen und das Scott-Bike für Commuter-Fahrten bei Dunkelheit rüsten.
Fürs Bikepacking hält das 1599 Euro teure Scott-Gravelbike neben den zwei klassischen Flaschenhalter-Befestigungen (3 Schrauben auf dem Unterrohr) nur noch zwei Gewindeösen auf dem Oberrohr sowie zwei unterm Tretlager parat. Zusätzliche Ösen an der Alu-Gabel gibt es keine. Das Gesamtgewicht (Rad, Fahrer, Gepäck) des steifen Alu-Gravelbikes begrenzt Scott auf maximal 120 Kilo. Das 2023er-Modell kostet 1699 Euro und ist grau statt gelb. Aktuell bietet Scott allerdings auch die 100 Euro günstigere 2022er-Version noch parallel an.
Ehrliche, schmutzige Pendel-Kilometer statt Schönwetter-Fahrten um Bestzeiten: Das Scott Speedster Gravel 40 EQ* liefert robuste, bewährte Technik fürs sportliches Fahren auf Schotter und Asphalt. Für ein reinrassiges Commuter Bike fehlt ihm die feste Beleuchtung und Reflektoren. Dafür kann man das Gravelbike mit fest verbauten Schutzblechen ganzjährig auch als Sportgerät nutzen. Die schicke Kabelintegration ist in dieser Preisklasse ein echter Pluspunkt, der Preis von 1599 Euro im Verhältnis zum stimmigen Gesamtpaket fair.
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