Matthias Borchers
· 15.09.2020
Erstmals präsentiert Scott ein Rennrad mit E-Antrieb. Addict eRIDE heißt das E-Rennrad mit dezent integriertem Akku und Motor mit schlanker Silhouette. Der erste Test des neuen Rades.
Von der Seite betrachtet zeigt sich das eRIDE schlank und lässt sich vom motorlosen Addict-Pendant kaum unterscheiden. Ausgestattet ist Scotts erstes E-Rennrad mit einem Mahle-Ebikemotion-Antrieb. Der schlanke Akku, der über eine Ladebuchse im Sitzrohr innerhalb von drei Stunden voll geladen wird, versteckt sich im Unterrohr. Der 250 Watt starke Nabenmotor im Hinterrad wird durch die Scheibenbremse und die Kassette kaschiert und fällt ebenfalls kaum auf. Er bietet drei Unterstützungsstufen, die per Ein-Knopf-Steuerung auf dem Oberrohr wählbar sind; ein Leuchtring-Indikator zeigt den Ladestand vom Akku an. Sein Carbon-Rahmen basiert auf dem vom Addict, ist jedoch in besonders beanspruchten Bereichen mit ein paar extra Carbon-Lagen verstärkt.
Auf der Waage kann das eRIDE überzeugen: Exakt 10,96 Kilogramm wiegt das Modell "Premium" (Größe 56) mit den Carbon-Laufrädern Synchros Capital 1.0 und Dura-Ace DI2. Damit ist es 1.100 Gramm leichter als Top-Konkurrenten wie das S-Works Turbo Creo LS von Specialized oder das Cento1 Hybrid von Wilier, das ebenfalls mit dem Mahle-Ebikemotion-Antrieb ausgestattet ist.
Auf ebener Strecke spürt man das Gewicht und den Unterschied zu einem Standardrenner kaum. Vor allem, wenn das 250 Watt starke Aggregat ab 25 Stundenkilometer seine Unterstützung sanft abschaltet. Dann gleitet der Renner auf seinem 30 Millimeter breiten Tubeless-Reifen der Marke Schwalbe Pro One TLE lautlos dahin, wie jedes andere Rennrad, lässt sich dank 160er-Scheibenbremsen von Shimano dosiert und sicher abbremsen und meistert dank fahrstabilem Rahmen jede noch so knifflige Fahrsituation mit genügend Sicherheitsreserven.
Geht es bergauf, schiebt der 250 Watt starke Motor spürbar und angenehm leise vorwärts. Kurze, steile Kuppen überwinden damit selbst schwächere Piloten fast spielerisch, ein Leistungsunterschied zu stärkeren Mitradlern in der Gruppe ist dadurch egalisiert und man muss nicht abreißen lassen. Je nach Bedarf und Form, sind dabei drei Unterstützungsstufen per Schalter auf dem Oberrohr wählbar. Beim Ampelstart schiebt der Motor nicht sofort an, sondern erst nach einer guten Kurbelumdrehung. Daran muss man sich gewöhnen.
Spannend ist natürlich die Frage, wie lange hält der Akku durch und wie viele Höhenmeter am Stück kann man sich auf die Motorhilfe verlassen? Das haben wir mit Hilfe von unserem Reichweitenprüfstand getestet. Ergebnis: Bei einer durchschnittlichen Steigung von 10 Prozent, einem Fahrergewicht von 85 Kilo mit einer Durchschnittsleistung von 130 Watt und einer Trittfrequenz von etwa 75 Kurbelumdrehungen pro Minute ließen sich in der höchsten Unterstützungsstufe theoretisch 1.167 Höhemeter am Stück schaffen. In den beiden niedrigeren Stufen oder mit dem optionalen Akkupack mit zusätzlichen 250 Wh ließen sich entsprechend mehr Höhenmeter erreichen. In der Praxis variert die Anzahl der Höhenmeter selbstverständlich je nach Streckenlänge.
Das neue Scott Addict eRide Premium knackt mit elf Kilo den Gewichtsrekord in der Kategorie der E-Renner. Kein Konkurrent ist leichter. Dank schlankem Auftritt sieht das eRIDE aus wie jedes andere Rennrad. Akku, Motor und Elektronik sind einfach schön integriert. Das eRIDE macht aus einem Genussradler zwar keine Bergziege, hilft jedoch, wenn es darum geht, Leistungsdefizite zu starken Radlkollegen zu mindern. Auch als Schiebehilfe, wenn der Wind von vorn mal stärker bläst, oder in unbekanntem Terrain steilere Anstiege warten als gedacht ist das eRIDE gut.
Insgesamt stehen vier Modelle zur Auswahl: