Vuelta 2023Vingegaard gewinnt für verunglückten Teamkollegen

Sebastian Lindner

 · 12.09.2023

Vuelta 2023: Vingegaard gewinnt für verunglückten TeamkollegenFoto: Getty Velo
Bei der Überquerung des Zielstrichs gedachte Etappensieger seinem Freund und Teamkollegen Nathan van Hooydonck, der am Morgen in einen schweren Autounfall verwickelt war.
Jonas Vingegaard (Jumbo-Visma) hat die 16. Etappe der Vuelta a Espana als Solist für sich entschieden. Jetzt trennen ihn nur noch 29 Sekunden vom Roten Trikot, das weiterhin sein Teamkollege Sepp Kuss trägt.

Als Vingegaard dem Ziel entgegenrollte, griff er sich mit traurigem Blick an die Brust, dort, wo das Herz sitzt. Den Grund dafür nannte er später. “Wir haben heute morgen die fürchterliche Nachricht bekommen, dass unser Teamkollege Nathan van Hooydonck nach einem Unfall im Koma liegt”, sagte Vingegaard. “Ich habe heute für ihn gewonnen.” Mittlerweile ist der Belgier zumindest wieder bei Bewusstsein.



Vingegaard attackierte vier Kilometer vor dem Ziel im Dörfchen Bejes kurz nach dem Beginn des Schlussanstieges - die Konkurrenz verzichte fast geschlossen auf eine Reaktion, wohlwissend, dass gegen das starke Team Jumbo-Visma bei dieser Spanien-Rundfahrt ohnehin kein Kraut gewachsen ist. Während der Rest also Kräfte schonte, konnte der Sieger der Tour de France fast mühelos seinem zweiten Etappensieg bei dieser Vuelta entgegenfahren. Holte er den ersten auf der 13. Etappe noch für seine Tochter, widmete er den nächsten nun seinem Teamkollegen.

Vuelta 2023 - die Top 10 der 16. Etappe

  1. Jonas Vingegaard (Jumbo-Visma) 2:38:23
  2. Finn Fisher-Black (UAE Team Emirates) +0:43
  3. Wout Poels (Bahrain - Victorious) +0:49
  4. Michael Storer (Groupama - FDJ) +0:55
  5. Juan Ayuso (UAE Team Emirates) +1:01
  6. Enric Mas (Movistar) +1:01
  7. Aleksandr Vlasov (Bora-Hansgrohe) +1:01
  8. Primoz Roglic (Jumbo-Visma) +1:01
  9. Mikel Landa (Bahrain - Victorious) +1:05
  10. Sepp Kuss (Jumbo-Visma) +1:05

Der 26-Jährige hat mit seinem erneuten Sieg in der Gesamtwertung den Platz mit Primoz Roglic getauscht und ist nun Zweiter. Auch auf das Rote Trikot von Sepp Kuss ist damit nicht mehr weit entfernt.

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Ruhig angehen ließ es derweil Remco Evenepoel (Soudal Quick-Step). Der Belgier kam im Bergtrikot als Drittletzter ins Ziel, mehr als 14 Minuten hinter dem Sieger. Damit liegt er in der Gesamtwertung nun fast eine halbe Stunde hinter der Spitze - und ist damit durchaus im Plan. Denn nur mit genügend Rückstand bekommt der Vorjahressieger die Freiheiten, um in Fluchtgruppen auf den Tagessieg zu fahren.

Die nächste Chance dafür bietet sich schon morgen. Da geht es hinauf zum Angliru.

Vuelta 2023 - die Gesamtwertung nach der 16. Etappe

  1. Sepp Kuss (Jumbo-Visma) 57:18:10
  2. Jonas Vingegaard (Jumbo-Visma) +0:29
  3. Primoz Roglic (Jumbo-Visma) +1:33
  4. Juan Ayuso (UAE Team Emirates) +2:33
  5. Enric Mas (Movistar) +3:02
  6. Marc Soler (UAE Team Emirates) +3:28
  7. Mikel Landa (Bahrain - Victorious) +4:12
  8. Aleksandr Vlasov (Bora-Hansgrohe) +4:58
  9. Cian Uijtdebroeks (Bora-Hansgrohe) +5:38
  10. Joao Almeida (UAE Team Emirates) +8:43

Das war die 16. Etappe der Vuelta 2023

Auf einer nervösen und nur 120 Kilometer langen Etappe zählte Kaden Groves (Alpecin-Deceuninck) von Beginn an zu den aktivsten Fahrern. Das Grüne Trikot gehörte nach wenigen Kilometern zu den zehn Fahrern, die sich knapp 40 Kilometer mit rund 30 Sekunden vor dem Feld hielten. Ineos Grenadiers hatte alles daran gesetzt, die Gruppe wieder zurückzuholen.

Auch bei der zweiten Gruppe, die sich etwa bei Halbzeit löste, war Groves wieder dabei - allerdings keiner aus dem britischen Team. Mattia Cattaneo (Soudal - Quick Step), Julius van den Berg (EF Education EasyPost), Nicolas Prodhomme (AG2R-Citroën Team), Max Poole (Team dsm-firmenich) und Joel Nicolau (Caja Rural-Seguros RGA) waren die Weggefährten des Grünen.

Nach dem Zwischensprint 27 Kilometer vor dem Ziel, den sich Groves problemlos sicherte, ließ sich der Australier zurückfallen. Und auch seine Mitstreiter nahmen kurz darauf die Arme an den Oberlenker und trudelten aus. Mehr als 1:20 Minuten hatte ihnen Jumbo, das die Tempoarbeit übernommen hatte, nicht gegönnt. Elf Kilometer vor dem Ziel waren sie endgültig gestellt.



Der fünf Kilometer lange Schlussanstieg siebte schnell aus. Nach wenigen Metern waren nur noch rund 20 Fahrer zusammen. 4000 Meter vor dem Ziel attackierte dann Vingegaard. Ernsthafte Verfolger bekam der Däne nicht mehr, die weiteren GC-Fahrer hielten die Beine still. Erst an der Flamme Rouge griff Vingegaards Teamkollege Primoz Roglic an, doch er konnte die Konkurrenz nicht mehr distanzieren.

Als Zweiter fuhr der Neuseeländer Finn Fisher-Black (UAE Team Emirates) über den Zielstrich, Dritter wurde Wout Poels Bahrain-Victorious). Beide spielen in der Gesamtwertung aber keine Rolle mehr.

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