Sebastian Lindner
· 16.09.2023
Auf seine alten Tage räumt der 35-jährige Poels (Bahrain-Victorious) nochmal richtig ab. Die ganze Vuelta über lieferte der Niederländer eine starke Leistung und krönte sie nun mit dem Tagessieg, dem 23. seiner Karriere. Im Juli hatte er bereits eine Etappe bei der Tour de France gewonnen - die erste bei einer Grand Tour.
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Evenepoel (Soudal - Quick Step) hingegen verpasste seinen vierten Sieg bei dieser Vuelta, weil er sich in der letzten Kurve des Rennens in eine ungünstige Position in der kleinen Spitzengruppe manövriert hatte und eine Lücke zum früh attackierenden Poels nicht mehr schließen konnte. Auf Platz des Spitzenquintetts sprintete Pelayo Sanchez (Burgos - BH). Sie alle gehörten zur 31-köpfigen Gruppe des Tages, die erst am letzten Anstieg der 208 Kilometer lange Etappe richtig auseinanderfiel.
Mehr als zehn Minuten nach dem Tagessieger kam die Gruppe der GC-Fahrer ins Ziel. Bis auf Cian Uijtdebroeks (Bora-Hansgrohe), der den Anschluss nicht ganz halten konnte und deswegen mit seinem Kapitän Aleksandr Vlasov die Plätze in der Gesamtwertung tauschte, erreichten alle gemeinsam das Ziel.
Für das Bild des Tages sorgte dabei das Spitzentrio von Jumbo-Visma. Jonas Vingegaard und Primoz Roglic nahmen ihren Edelhelfer Sepp Kuss, den designierten Vuelta-Sieger 2023, in die Mitte und fuhren gemeinsam ins Ziel.
Wie Kuss behalten auch alle anderen Trikotträger ihre Führungen in den Sonderwertungen. Kaden Groves (Alpecin-Deceuninck) ist weiterhin Punktbester, wenngleich ihm Evenepoel durch seine neuerliche Flucht nochmal auf die Pelle rückte. Dem war das Bergtrikot ohnehin nicht mehr zu nehmen. Juan Ayuso (UAE Team Emirates) verteidigte unterdessen das Weiße Trikot des besten Jungprofis.
Erste zaghafte Attacken gab es zwar unmittelbar nach dem scharfen Start, doch die entscheidende Gruppe löste sich nach 18 Kilometer in der Abfahrt des ersten von zehn Kategorie-3-Anstiegen. 31 Fahrer waren dabei, unter ihnen Lennard Kämna und Ben Zwiehoff (beide Bora-Hansgrohe), Geraint Thomas (Ineos Grenadiers), Romain Bardet (Team dsm-firmenich), die Etappensieger Rui Costa (Intermarche-Circus-Wanty) und Andreas Kron (Lotto Dstny), der vormalige Gesamtführende Lenny Martinez (Groupama-FDJ), Hugh Carthy (EF Education EasyPost) - und natürlich wieder Evenepoel.
Gegen Mitte des Rennens hatten sich die Ausreißer, die gut zusammenarbeiteten und nahezu alle Führungsarbeit verrichteten, sechs Minuten Vorsprung herausgefahren. Der Abstand blieb lange konstant.
71 Kilometer vor dem Ziel war dann das Finale eröffnet. Zwiehoff setzte die erste Attacke, es folgten weitere. Doch abgeschüttelt wurde zunächst keiner. Soudal übernahm dann wieder die Kontrolle, auch der zwischenzeitlich einsetzende Regen ließ es wieder ruhiger werden. Durch die Tempoverschärfungen wuchs der Vorsprung 50 Kilometer vor dem Ziel auf acht Minuten an, doch dass der Tagessieger aus der Gruppe kommen würde, war zu diesem Zeitpunkt längst klar.
40 Kilometer vor dem Ziel war die Spitze auf 23 Fahrer zusammengeschrumpft. Die Vorentscheidung fiel aber erst im Schlussanstieg. Poels attackierte, Lennert Van Eetvelt (Lotto Dstny) setzte nach und auch Marc Soler (UAE Team Emirates) hatte am Gipfel einen kleinen Vorsprung auf Evenepoel, der die Lücke als Solist in der Abfahrt aber genau wie Sanchez wieder schließen konnte. Der Gruppe um Kämna gelang das nicht mehr.
Unterdessen erreichten auch die Klassement-Favoriten den Schlussanstieg. Mikel Landa (Bahrain-Victorious) setzte nochmal zu einer Attacke an, doch Roglic setzte sich souverän davor und bremste alle weiteren Versuche aus.
Das Spitzenquintett ging da bereits ins absolute Finale. In der letzten Kurve 300 Meter vor dem Ziel attackierte Poels. Evenepoel reagierte zu spät und konnte den Niederländer im Schlusssprint nicht mehr abfangen.
5 min 130km vor ziel