Lennard Kämna riss die Arme nach oben und klopfte sich auf die Brust, nachdem er die matschige Piste am Collado de la Cruz hinaufgestürmt war. Der frühere Junioren-Weltmeister hat sein Triple bei den Grand Tours perfekt gemacht und die 9. Etappe der 78. Vuelta im Alleingang gewonnen.
Nach seinen Tagessiegen bei der Tour de France in Villard-de-Lans (2020) und dem Giro d'Italia auf dem Ätna (2022) durfte er nun auch bei der dritten der drei großen Radrundfahrten jubeln. Kämna siegte 184,5 Kilometer von Cartagena nach Collado de la Cruz de Caravaca mit rund 30 Sekunden Vorsprung vor dem Italiener Matteo Sobrero (Team Jayco-ALUla).
Damit hat es im dritten Anlauf funktioniert. Bereits auf der 3. Etappe hatte der 26-Jährige den Sieg vor Augen, ehe er rund 1,5 Kilometer vor dem Ziel eingeholt worden war. Und auch auf der 6. Etappe hatte Kämna vergeblich sein Glück in einer Ausreißergruppe gesucht.
Dieses Mal holte ihn aber keiner mehr ein. Gut fünf Kilometer vor dem Ziel attackierte Kämna auf dem 8,2 Kilometer langen Schlussanstieg mit durchschnittlich 5,4 Prozent Steigung aus einer ursprünglich acht Fahrer großen Ausreißergruppe und fuhr souverän allein dem Sieg entgegen. Sobrero, der in der kommenden Saison mit Kämna beim Bora-hansgrohe-Team zusammenfahren wird, konnte dem Antritt nichts mehr entgegensetzen.
Auf die Gesamtwertung hatte die 9. Etappe kaum einen Einfluss. Der Amerikaner Sepp Kuss, der eigentlich als Edelhelfer von Tour-Champion Jonas Vingegaard und Giro-Sieger Primoz Roglic (alle Jumbo-Visma) ins Rennen gegangen ist, trägt weiter das Rote Trikot. Die drei Superstars Remco Evenepoel (Soudal Quick-Step), Roglic und Vingegaard fuhren fast zeitgleich ins Ziel.
Die Zeit wurde dabei bereits zwei Kilometer vor dem Ziel genommen. Noch während des Rennens gab es im Ziel extreme Regenfälle und starken Wind. Teilweise wurde die Straße überspült, was die Sorge vor Unfällen im letzten Teil bei den Veranstaltern, die nach diversen Problemen ohnehin schon in der Kritik standen, größer werden ließ als den Willen, das Teilstück normal zu Ende zu fahren.
Nach dem ersten Ruhetag wartet am Dienstag gleich das Einzelzeitfahren über 25,8 Kilometer. Dabei verspricht vor allem das Duell zwischen dem belgischen Zeitfahrweltmeister Evenepoel und Vingegaard, der bei der Tour im Kampf gegen die Uhr die Konkurrenz beherrscht hatte, große Spannung.
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