Sebastian Lindner
· 27.04.2023
Gestern Ethan Vernon, heute Ethan Hayter: Auch die 2. Etappe der Tour de Romandie ging an einen britischen Sprinter, der damit die Führung in der Gesamtwertung übernahm.
Hayter siegte deutlich vor Juan Ayuso (UAE Team Emirates) und Romain Bardet (Team DSM). Der 24-Jährige, der sein Team am Vortag viel arbeiten ließ, am Ende aber nicht in die Sprintentscheidung eingreifen konnte, wählte dieses Mal eine andere Taktik und hielt sich auf der 2. Etappe zwischen dem französischen Morteau und La Chaux-de-Fonds über 163 Kilometer bis ins absolute Finale mit seiner Mannschaft zurück.
“Der Sprint selbst war vielleicht nicht so eng, aber erstmal dahinzukommen war heute schwer. Es war eine harte Etappe und gerade in den letzten Anstiegen sind wir sehr schnell gefahren”, sagte der Sieger. “Ich bin froh, dass ich das überlebt habe. Dann sind wir zur perfekten Zeit nach vorne gekommen.”
Nun rechnet sich der 24-Jährige durchaus Chancen aus, das Trikot, das er durch zehn Bonussekunden im Ziel übernehmen konnte, auch im morgigen Kampf gegen die Uhr zu verteidigen. “Ich bin nicht so schlecht im Zeitfahren“, so der Britische Meister in dieser Disziplin. “Aber da ist diese Steigung. Ich muss mal sehen, was ich da machen kann.“ Zudem ist die Konkurrenz nicht weit weg. Zweiter in der Gesamtwertung mit nur sechs Sekunden Rückstand ist Zeitfahr-Weltmeister Tobias Foss (Jumbo-Visma) aus Norwegen.
Dessen Team hatte fast den ganzen Tag die Nachführarbeit geleistet, um die dreiköpfige Ausreißergruppe um den Träger des Bergtrikots, Julien Bernard (Trek-Segafredo), der sein Konto auf 42 Punkte verdoppeln konnte, wieder einzufangen. Auch als diese Aufgabe erledigt war, fuhr das Team mit Vollgas in die letzten zwei Anstiege, was zur Folge hatte, dass Foss zwischenzeitlich kurz den Anschluss verlor.
Zuvor hatte dieser Effort bereits zur Folge, dass erneut viele Sprinter unterwegs den Kontakt zum Hauptfeld verloren und im Gruppetto das Ziel erreichten. Dieses Mal zählte Vortagessieger Vernon (Soudal - Quick Step) dazu, der damit seine fordere Platzierung in der Gesamtwertung genauso wie sein Teamkollege und Prolog-Sieger Josef Cerny, bisher Zweiter, einbüßte. Nachdem Soudal-Kapitän James Knox krankheitsbedingt nicht mehr am Start der Etappe stand, ist Remi Cavagna, mit sechs Sekunden Rückstand auf Hayter im Klassement Dritter, das letzte Eisen im Feuer des belgischen Teams. Doch der Franzose ist, wie Hayter und Foss, ein starker Zeitfahrer.
Das gilt mit Abstrichen auch den Etappenzweiten Ayuso, der mit seinem Ergebnis ein Traum-Comeback feierte. Verletzungsbedingt ist die Tour de Romandie sein erstes Rennen der Saison. Zuletzt war er im vergangenen Jahr bei der Vuelta a Espana im Wettkampfbetrieb und wurde dort Dritter. “Gestern habe ich noch ganz schön gelitten, heute war es viel besser. Es wird jeden Tag besser. Trotzdem ist meine Form noch nicht der Rede wert”, sagte die 20-jährige spanische Rundfahrt-Hoffnung. “Aber das beunruhigt mich nicht, das kommt mit der Zeit.”
Aus deutscher Sicht sorgte die 2. Etappe der Rundfahrt durch die Westschweiz für wenig Höhepunkte. Jason Osborn (Alpecin-Deceuninck) erreichte als einziger Starter aus der Bundesrepublik das Ziel mit der knapp 60-köpfigen Spitzengruppe ohne Zeitverlust. Nico Denz (Bora-Hansgrohe), der tags zuvor noch aussichtsreich als Fünfter im Gesamtklassement platziert war, verlor ebenso früh den Anschluss wie sein Kapitän Sergio Higuita.