So testet TOURRennrad-Schaltungen, Bremsen und Antriebe im TOUR-Test

Jens Klötzer

 · 07.05.2018

So testet TOUR: Rennrad-Schaltungen, Bremsen und Antriebe im TOUR-TestFoto: Markus Greber
So testet TOUR Rennrad-Schaltungen, Bremsen und Antriebe.

Die Bewertungen bei TOUR-Rennrad-Tests ergeben sich aus aufwändigen Tests der einzelnen Bauteile. Wir erklären, wie detailliert Schaltungen, Bremsen und Antriebe getestet werden.

Um schnell und genussvoll Rennrad zu fahren, braucht es vor allem Motivation, Ausdauer und Kraft. Aber auch das Rennrad muss gut laufen, für viele Radler liegt die Faszination auch in der Technik. Dabei bestimmen die verbauten Komponenten den Fahreindruck eines Rades noch mehr als der Rahmen. Bei unseren Tests fließt deshalb die Ausstattung mit einem relevanten Anteil in die Endnote ein. Um die Bewertungen der verwendeten Bauteile vornehmen zu können, führen wir laufend auch Tests dieser Einzelteile durch.

Neben Laufrädern oder Reifen zählen dazu natürlich auch die Baugruppen, die Antrieb, Schaltung und Bremsen stellen. Sie stammen in der Regel zusammengehörig von einem Hersteller und sind innerhalb derer einzelnen Gruppen zugeordnet. Diese folgen einer gewissen Hierarchie und unterscheiden sich in Qualität, Funktion, Gewicht und Preis. Funktional sind die Unterschiede dabei vergleichsweise gering, wenn man vom fundamentalen Unterschied von elektronischen zu mechanischen Schaltungen absieht. Alle Produkte der Hersteller funktionieren gut und die Unterschiede liegen hauptsächlich im Gewicht und in der Verarbeitung der Teile.

Diese Eigenschaften ermitteln und bewerten wir bei Antriebsgruppen:

Gewichte
Alle Einzelkomponenten werden von uns selbst auf der Laborwaage gewogen

Verarbeitung
Bewertet die Fertigungsqualität und Anmutung der Teile und Oberflächen

Montage/Einstellung
Bewertet, wie sich Montage und Demontage sowie Einstell­arbeiten erledigen lassen. Spezialwerkzeug, schwer erreichbare Schrauben und unnötig zeitaufwendige Arbeiten führen zu ­Ab­zug.

Antrieb

Härte von Ritzeln und Kettenblättern: Mit einer Härteprüf­maschine werden die Zahnräder getestet. Die ermittelten Härten (nach Vickers) sind ein Indiz für die Verschleißfestigkeit der ­verwendeten Legierungen und Oberflächen.

Kette: Die Abschnitte der Testketten werden zu Messketten zusammengenietet, auf eine Testmaschine montiert und verspannt. Bei einer Übersetzung von 53/17 werden die Ketten mit Originalschmierung eingefahren und dann entfettet. Darauf folgen 75 Stunden mit 300 Newton Kettenkraft und weitere 15 Stunden mit 500 Newton. Jeweils nach 15 Stunden werden Quarzsand, Wasser und einfaches Öl auf die Kette gebracht. Vermessen wird die Kette jeweils gewaschen und bei 100 Newton Kettenspannkraft.

Dichtigkeit Innenlager: Bewertet, wie gut die Lager der Kurbeleinheit gedichtet sind. Neben der Art der Dichtung fließen ­Erfahrungswerte aus früheren Tests und aus der Praxis ein.

Kurbelsteifigkeit: Erfasst die Nachgiebigkeit der Kurbeln im ­simulierten Wiegetritt auf dem Prüfstand.

Schaltung

Schaltverhalten: Basiert vorrangig auf Praxistests. Benotet wird, wie schnell und geräuscharm die Ritzel bzw. Kettenblätter mit und ohne Last gewechselt werden können.

Züge: Die Schaltzüge werden auf ihre Verschleißfestigkeit hin untersucht. In definierten Ab­ständen wird Wasser und Quarzsand zugegeben und mehrfach die Reibung der Züge gemessen.

Reichweite: Die Haltbarkeit des Akkus von elektronischen Schaltungen im Labortest: Ein selbst gebauter Roboter betätigt die Schaltknöpfe, ein Zähler dokumentiert die Bewegungen von Schaltwerk und Umwerfer.

  Kabellos: Viele Profis sind mit elektrischen Schaltungen unterwegs, hier Räder des Teams Ag2r. Die  mechanischen Gruppen sind teils deutlich günstiger - bei ähnlicher Performance.Foto: TDW
Kabellos: Viele Profis sind mit elektrischen Schaltungen unterwegs, hier Räder des Teams Ag2r. Die mechanischen Gruppen sind teils deutlich günstiger - bei ähnlicher Performance.

Bremsen
Labortest auf dem TOUR-Bremsenprüfstand: Getestet wird die vordere Bremse mit zugehörigem Hebel, Scheibe und Belag. Gemessen werden die Bremskräfte bei Trockenheit und Nässe, zusätzlich wird ermittelt, ob die Bremsen bei Erwärmung zu sogenanntem "Fading", einem Nachlassen der Bremskraft, neigen. Aufgezeichnet wird dabei auch die Dosierbarkeit, die vom gesamten Übertragungsweg abhängt. Ergänzend werden Praxistests durchgeführt, die zum Beispiel die Standfestigkeit der Bremsen ausloten.