Günstige Carbon-Laufräder im Test6 Modelle unter 1000 Euro im Test

Jens Klötzer

 · 05.10.2025

Carbon-Laufräder unter 1000 Euro im TOUR-Test. Wie gut können sie mit teuren Modellen mithalten?
Foto: Wolfgang Papp

Carbon-Laufräder sind keine Luxusartikel mehr: Mittlerweile gibt es einige Modelle mit Profi-Optik für unter 1000 Euro. Doch wie schneiden sie im Vergleich zu professionellem Material ab? Unser Test mit sechs Modellen zeigt es.

​Laufräder mit schwarzen, hohen, aerodynamisch geformten Felgenprofilen gehören zum modernen Rennrad-Erscheinungsbild wie der gebogene Lenker oder die schmalen Reifen. Profis verzichten nur in sehr wenigen Ausnahmefällen auf den Aero-Vorteil, aber auch bei Hobbyradsportlern stehen die Laufräder hoch im Kurs, weil sie gegenüber flachen Aluminiumfelgen die Silhouette eines jeden Flitzers erheblich aufwerten – und nicht zuletzt auch messbar schneller machen. Das Problem: Weil sich die hohen Felgenprofile von etwa 50 Millimetern mit vertretbarem Gewicht nur aus Carbon fertigen lassen, waren solche Aero-Laufräder bislang immer verhältnismäßig teuer. Die in Profirennen eingesetzten Modelle kosten 2000 Euro und mehr.


Kurz & Knapp erklärt

​Aero-Tuning lohnt sich auch mit günstigen Carbonlauf­rädern: In unserem Wind­kanal-Versuch machen die preiswerten Felgen der 50-Millimeter-Klasse keinen nennenswerten Unterschied zu teurem Top-Material. Kompromisse erfordern ­andere Kriterien: Die preiswertesten Sätze sind bis zu 250 Gramm schwerer als High-End-Laufräder; die leichtesten Günstigen sind hingegen etwas weniger verwindungssteif als die Top-Klasse.


​Die 6 Carbon-Modelle im Einzeltest


Mehr Angebot für weniger Geld

Doch das Angebot erweitert sich stetig, und zwar vor allem in die günstigere Richtung. Schon in den vergangenen Jahren purzelten die Preise für Carbonlaufräder; inzwischen gibt es sogar einige Anbieter, darunter auch namhafte, die Laufräder für deutlich weniger als 1000 Euro anbieten. Stellt sich natürlich die Frage: Gibt es Unterschiede in der Aero-Performance, beim Gewicht oder den Steifigkeitswerten im Vergleich zum Profimaterial? Und wenn ja, wie groß sind sie? Das wollen wir in unserem Vergleichstest von Carbonlaufrädern unter 900 Euro herausfinden und einordnen. Bei bekannten Anbietern wie Zipp, Vision, Campagnolo oder DT Swiss gibt es für dreistellige Beträge noch nichts zu holen, deren Laufräder liegen alle weit im vierstelligen Bereich. Mit dabei sind stattdessen typische Preis-Leistungs-Marken wie Aerycs und Leeze; mit Newmen und Van Rysel nehmen aber auch Hersteller teil, die mit anderen Produkten im Profisport vertreten sind.

Meistgelesene Artikel

1

2

3

Aero-Felgen sind beliebte Tuning-Teile, weil sie nicht nur schnell sind, sondern auch schnell aussehen.Foto: Wolfgang PappAero-Felgen sind beliebte Tuning-Teile, weil sie nicht nur schnell sind, sondern auch schnell aussehen.

Als Außenseiter geht ein Einzelunternehmer an den Start: Felix Mai stellt mit einer in China­ gefertigten Felge das mit Abstand günstigste Carbonlaufrad, auf das wir besonders gespannt sind. Ein Grund dafür, dass Carbonfelgen immer billiger werden, ist die Einführung von Scheibenbremsen am Rennrad. Seit auf der Felgenflanke nicht mehr gebremst werden muss, ist ihre Herstellung erheblich einfacher und damit günstiger geworden. Denn besonders hitzebeständige Harze und spe­zielle Oberflächenbehandlungen für die Bremsflächen waren ein immenser Kostentreiber in Entwicklung und Produktion. Auch hakenlose Innenprofile sollten mit ihrer simplen Form helfen, Produktionskosten und damit Preise zu senken, so eine Argumentation der Hersteller. Doch in unserem Preissegment scheint das Thema noch nicht angekommen: Die Test-Laufräder basieren allesamt auf klassischen Hakenfelgen, teils aus Sicherheitsgründen, weil die Hookless-Systeme nicht ausnahmslos mit allen Reifen funktionieren.

Wie gefällt Ihnen dieser Artikel?

Laufräder für verschiedene Zwecke

Die zwischen 22 und 24 Millimeter breiten Felgenprofile eignen sich soeben noch für den Straßenradsport: Auch, wenn sie teilweise für 25 Millimeter schmale Pneus als geeignet ausgewiesen sind, sollten sie mit mindestens 28 Millimetern gefahren werden. Bereift und getestet haben wir mit 30 Millimeter breiten Reifen, womit die Felgen gut harmonieren. Nach oben gibt es kaum Grenzen; die meisten Laufräder sind auch für Allroad-­­ und Gravelbikes geeignet und vertragen problemlos entsprechend breite Reifen von 45 Millimetern und mehr. Die Felgenhöhe von rund 50 Millimetern hat sich für gute Allround-Eigenschaften etabliert. Sie verspricht gute Aerodynamik, ohne zu große Kompromisse bei der Seitenwind­anfälligkeit oder beim Gewicht eingehen zu müssen. Die Performance der Laufräder haben wir im Windkanal untersucht, mit mehr oder weniger überraschendem, aber wenigstens erfreulichem Ergebnis: Zwischen den Modellen gibt es kaum messbare Unterschiede in der Aerodynamik – und sie sind kaum langsamer als deutlich teurere Produkte. Zu den schnellsten Laufrädern dieser Klasse, wie einem DT Swiss ARC 1100, das 2500 Euro kostet, verlieren die Günstigen gerade einmal zwei bis drei Watt.

Große Unterschiede zwischen den Modellen

Schon größere Unterschiede gibt es beim Gewicht der Laufräder, was durchaus überrascht. Schließlich sind sie mit vergleichbarer Felgenhöhe, meist 24 Stahlspeichen pro Laufrad (einzige Ausnahme Newmen mit je 21 Speichen) und recht einfachen Naben ­beinahe identisch aufgebaut. Den leichtesten Satz von Engage und den schwersten von Mai Bikes trennen dennoch erstaunliche ­250 Gramm. Damit liegt das Engage auf dem Niveau von Top-Material; leichter geht’s nur noch mit Carbonspeichen. Die Laufräder von Mai Bikes wiederum sind vergleichbar mit ordentlichen Alu-Modellen. Dabei dürfte das Gros des Mehrgewichts in der Felge hängen. Bei Laufrädern, die ständig beschleunigt werden müssen und einen enormen Einfluss auf das Fahrverhalten haben, ist das ein deutlich spürbarer Unterschied. Genau umgekehrt verhält es sich mit den Steifigkeitswerten: Schwächen zeigen die beiden leichtesten Pärchen von Engage und Newmen; das bekommen am ehesten schwere Piloten zu spüren, die mit den Engage-­Laufrädern etwas Lenkpräzision vermissen könnten. Sehr stabil fahren sich die Modelle von Mai Bikes und Leeze. Erkenntnis: Trotz sehr ähnlicher Noten – die Spanne reicht von 2,0 bis 2,2 – offen­baren die Laufräder ganz unterschiedliche ­Eigenschaften. Vor allem auf Gewicht und Steifigkeitswerte sollte man je nach Statur und Fahrkönnen das Augenmerk richten.

Meistgelesen in der Rubrik Kaufberatung