Matthias Borchers
· 06.10.2024
Nicht jeder der zehn Testhandschuhe überzeugte bei der Bedienung der berührungsempfindlichen Bildschirme von Smartphones oder GPS-Computern. Dabei sollte man genau das von einem Touchscreen-Handschuh doch eigentlich erwarten können. In der Praxis aber blieben mit manchem Handschuh unsere intensiven Tipp-, Wisch- und Streichelversuche ergebnislos. Ein sogenannter kapazitiver Touchscreen reagiert nur dann auf Berührung, wenn die elektrische Leitfähigkeit, wie bei der Haut, gegeben ist. Im Unterschied dazu reagiert ein resistiver Touchscreen, aufgebaut aus zwei leitfähigen Schichten, auf Druck und lässt sich folglich auch mit normalen Handschuhen bedienen, wie beispielsweise bei älteren Garmin-Modellen wie dem Edge 1000.
Um die Spitzen der Handschuhfinger leitfähig zu machen, sind diese entweder mit einem leitenden Material beschichtet oder mit Kupfer- beziehungsweise Silberfäden durchzogen, um die elektrische Ladung von den Fingern zum Touchscreen zu leiten, damit das Display die Berührung erkennt. Bei manchen Testkandidaten setzen die Hersteller Daumen, Zeige- und Mittelfinger an beiden Händen auf diese Weise unter Strom; zwei Hersteller statten lediglich den Mittel- oder Zeigefinger ihrer Handschuhe leitfähig aus, womit einhändiges “Pinchen”, also das Aufziehen von Bildern oder Kartenausschnitten zur Vergrößerung, unmöglich ist. Idealerweise sollten bei einem Handschuh wenigstens Daumen und Zeigefinger an beiden Händen touchfähig sein, damit das Tippen, Wischen und Aufziehen auf dem Bildschirm zumindest theoretisch geht.
In der Praxis zeigten sich unsere zehn Testkandidaten teils unterschiedlich sensibel. Mit den Modellen von Chiba, GripGrab und Hestra reagierten unsere Testgeräte von Apple, Samsung und Garmin (Garmin Edge 1050 mit kapazitivem LCD-Bildschirm) willig auf jede Berührung, ohne dass wir uns dabei die Finger oder Handgelenke verrenken mussten. Störrisch dagegen zeigten sich Smartphones und GPS-Computer bei unseren Annäherungsversuchen mit den Handschuhen von Alé und Giro; auch mit dem Kinetixx waren teils mehrere Anstupser nötig, bis die Samsungs gehorchten, während die iPhones reaktionslos blieben.
Die Smartphones befanden sich bei unseren Testversuchen übrigens in der Standardeinstellung, ohne Veränderung für Handschuhbedienung oder Eingabehilfen, wie dies beim Samsung und iPhone möglich wäre. Am willigsten antwortete immer der Garmin, dessen Bildschirm besonders empfindlich eingestellt zu sein scheint; bei Regen bzw. nassem Display reagieren unserer Erfahrung nach aber alle Geräte eher zufällig auf Berührung, was sich nicht objektiv bewerten lässt.
Selbstverständlich haben wir die Handschuhe für die herbstliche Übergangszeit auch in den Kategorien Wetterschutz, Handling und Ausstattung getestet. Schließlich nützt die beste Touchfunktion nichts, wenn einem nach wenigen Minuten Fahrtwind und Regen die Finger einfrieren und die Kontrolle am Lenker verlieren. Die gute Nachricht lautet: Es gibt berührungsfreudige Multitalente wie die Handschuhe von GripGrab oder Hestra, die zuverlässig schützen und zuverlässig tippen können.
Bei touchscreenkompatiblen Langfingerhandschuhen gibt es mittlerweile eine große Auswahl. Unsere zehn Testkandidaten kosten zwischen 40 Euro und 80 Euro. Am günstigsten sind die beiden Modelle von Canyon und Kinetixx, der Hestra kostet im Handel doppelt so viel. Bei den meisten Modellen dominiert das Lagenprinzip aus Futter, dampfdurchlässiger Membran und wasserabweisender Außenhaut, um die Hände vor Fahrtwind und Regen zu schützen; eine Ausnahme ist der warme und weiche Membran-Strickhandschuh von Giro. Große Unterschiede gibt es bei der Touchfunktion. Nicht alle der speziell ausgerüsteten Fingerspitzen kommen mit allen Displayoberflächen gleich gut klar.
Gesamtnote (100%): 2,8
Fällt normal aus; langer Bund bedeckt das Handgelenk schön weit; flexibel, hoher Tragekomfort; Außenhaut lässt Wasser kaum abperlen; lediglich in Schwarz erhältlich, sehr zähe Touchfunktion.
Gesamtnote (100%): 2,5
Fällt normal aus, bietet Raum für kräftige Finger; leicht, flexibel, mittelwarm; lässt sich leicht an- und ausziehen, Touchzone nur am Mittelfinger mit sensibler Funktion, lediglich einhändiges Aufziehen geht nicht.
Gesamtnote (100%): 1,4
Fällt relativ groß aus, für lange Finger; geringe Isolation, sehr luftig; flexibler Wetterschutz mit Regenhaube; topsensibel beim Tippen, Wischen, Scrollen und Aufziehen.
Gesamtnote (100%): 3,1
Fällt normal aus; trägt sich sehr komfortabel, wärmt gut, absolut winddicht, Regen perlt nicht komplett ab; die Touchzonen funktionierten nicht bei iPhone und Samsung, nur bei Garmin.
Gesamtnote (100%): 1,4
Fällt normal bis schmal aus, für schlanke und lange Finger, schön langer Bund; Roubaix-Futter wärmt gut, Top-Wetterschutz; Tippen und Wischen funktionierten sehr gut, beim Scrollen brauchte es manchmal zwei Anläufe.
Gesamtnote (100%): 1,2 (Tipp: Preis/Leistung)
Bestes Preis-Leistungs-Verhältnis; fällt normal aus, kurzer, etwas enger Bund; sehr guter Wetterschutz; zuverlässige Touchfunktion dank gut leitender Daumen- und Zeigefingerspitzen; viel Ausstattung inklusive Frottee-Daumen.
Gesamtnote (100%): 1,1 (Testsieger)
Fällt normal bis groß aus; robuste Struktur, gut gepolsterte Innenhand; einstellbare Bundweite; sehr gute Touch-Eigenschaften mit jeweils drei Fingern links und rechts; Top-Wetterschutz; teuerstes Modell im Test.
Gesamtnote (100%): 1,9
Fällt normal aus, langer Daumen; Materialkanten innen leicht spürbar; schön langer Bund; Wetterschutz sehr gut, Wasser perlt sofort ab; Top-Ausstattung; bedient Samsung und Garmin gut, versagte jedoch beim iPhone.
Gesamtnote (100%): 1,6
Fällt normal aus; durch flächiges Innenhandpolster relativ steif; sehr guter Wetterschutz; Tippen und Scrollen funktionierten super, Wischen aufgrund der etwas steifen Touchflächen weniger gut.
Gesamtnote (100%): 1,8
Fällt normal aus; durch flächiges Innenhandpolster relativ steif; sehr guter Wetterschutz; Tippen und Scrollen funktionierten super, Wischen aufgrund der etwas steifen Touchflächen weniger gut.
Für den optimalen Wetterschutz müssen die Handschuhe winddicht sein und Regentropfen schnell abperlen. Saugt sich die Außenhaut schnell mit Wasser voll, verstärkt das den Kühleffekt durch den Fahrtwind und die Hände frieren schneller. Bei unserem Spraytest der zuvor gewaschenen Testkandidaten überzeugten beispielsweise die Modelle von GripGrab oder Hestra, während die Außenhaut von Alé oder Canyon Wasser weniger gut abperlen ließ.
Den Test der Touchfunktion haben wir durchgeführt mit einem Garmin Edge 1050 und verschiedenen iPhones und Samsung-Smartphones. Geprüft haben wir damit jeweils die Eignung fürs Tippen, Wischen, Scrollen und Aufziehen (Pinchen). Weil bei Canyon lediglich der Mittelfinger leitfähig ist, ist dieses Modell nicht fürs einhändige Pinchen geeignet. Mit dem Giro ließ sich nur der Garmin bedienen; die Handschuhe von Chiba, Hestra und GripGrab erzielen auf allen Geräten das beste Ergebnis.
In dieser Kategorie haben wir bewertet, wie leicht sich die Handschuhe an- und ausziehen lassen, wie gut ihr Grip am Lenker bei Regen ist und wie umfangreich ihre Ausstattung. Top-Ergebnisse erreichen hierbei die Modelle von Chiba, GripGrab und Hestra, während die Ausstattungsliste bei Sportful sehr kurz ist; dafür lässt sich der Handschuh sehr gut an- und ausziehen und bietet auch am nassen Lenker volle Kontrolle.