UV-StrahlungDie wichtigsten Sonnenschutz-Tipps für Radfahrer

Carola Felchner

 · 16.09.2025

UV-Strahlung: Die wichtigsten Sonnenschutz-Tipps für RadfahrerFoto: miguelaf
Sich gegen die UV-Strahlung zu schützen, ist sinnvoll. Aber wie?
Der Sommer ist noch nicht vorbei und die letzten langen Tage werden genutzt für lange Radtouren. Doch mit den zusätzlichen Sonnenstunden steigt auch die Gefahr von Sonnenbrand und dauerhaften Hautschäden. Daher ist es wichtig, sich effektiv gegen UV-Strahlung zu schützen. Aber wie macht man das am besten?

​„Lass die Sonne in dein Herz“, sang die Gruppe Wind in den späten 80ern. Dort ist sie auch ganz gut aufgehoben, weil wenig schädlich. Anders sieht es aus, wenn sie unter die Haut geht. Und das tut sie gerade bei Radsportlern, die im Sommer gerne stundenlang im Sattel sitzen, ziemlich leicht – und ohne Schutz ziemlich heftig. Zugegeben, es gibt wenig, was sich so gut auf der Haut ­anfühlt wie wärmende Sonnenstrahlen. Und auch die sogenannten Leistungsstreifen, die harte Kante zwischen sonnengebräunten und vom Textil blass gehaltenen Körperpartien, ist unter Radsportlern ein beliebter und gut erkennbarer Beleg hoher Kilometerleistung. Allerdings sind diese Farbkanten oft nicht zart gebräunt, sondern feuerrot. Denn Fahrradenthusiasten gehören nicht gerade zu den diszipliniertesten Anwendern von Sonnencreme und Co., wie eine spanische Studie aus dem Jahr 2020 bestätigt: Nur 39,2 Prozent der befragten Radfahrer gaben an, regelmäßig Sonnenschutz zu verwenden, obwohl sich die Hälfte von ihnen im Jahr zuvor einen Sonnenbrand geholt hatte. Den verursacht die UVB-Strahlung.

UV-Strahlung: Was ist das eigentlich?

Es ist der aggressivere, aber auch oberflächlichere Anteil des Sonnenlichts, erklärt der Karlsruher Hautarzt Dr. Dirk Meyer-Rogge, selbst Triathlet und oft stundenlang auf dem Rad unterwegs. „UVA-Licht macht dagegen alles mit A“, führt er aus, „alt, Altersflecken, Alterskrebs ... denn es dringt, anders als UVB-Strahlung, sehr viel tiefer in die Haut ein, weil die sich nicht selbst vor ihr schützen kann.“ Das heißt: Der Mensch muss nachhelfen – per Sonnenschutz mit Lichtschutzfaktor (LSF). Dieser gibt an, um wie viel sich der Schutz vor Sonnenbrand, also vor UVB-Licht, verlängert. Ein LSF von 30 erhöht also beispielsweise die Zeit, die jemand in der Sonne bleiben kann, um das 30-fache. Klingt super, gilt aber nicht für die UVA-Strahlung. Die hält der Lichtschutzfaktor zwar auch ab, allerdings nur ein Fünftel so lang, im Fall des LSF 30 verkürzt sich der Schutz also auf lediglich die sechsfache Dauer im Vergleich zur ungeschützten Haut.

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Hautarzt Dr. Dirk Meyer-Rogge sagt: “UVA-Licht macht alles mit A: alt, Altersflecken, Alterskrebs. Es dringt, anders als UVB-Strahlung, sehr viel tiefer in die Haut ein.”Foto: Dirk Meyer-RoggeHautarzt Dr. Dirk Meyer-Rogge sagt: “UVA-Licht macht alles mit A: alt, Altersflecken, Alterskrebs. Es dringt, anders als UVB-Strahlung, sehr viel tiefer in die Haut ein.”
​UVA-Licht macht alles mit A: alt, Altersflecken, Alterskrebs. Es dringt, anders als UVB-Strahlung, sehr viel tiefer in die Haut ein. - Dr. Dirk Meyer-Rogge Hautarzt

Zwei Esslöffel pro Radsportler

Wie lange die Haut auf natürliche Weise gegen UVB geschützt ist, hängt vom Hauttyp ab: je dunkler, desto länger. Auf fünf bis dreißig Minuten klassifiziert sie das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit. Gewöhnt sich die Haut an die Sonne, produziert sie also das Pigment Melanin, das sie dunkler werden lässt, erhöht sich auch der Eigenschutz. Dennoch empfiehlt Dirk Meyer-Rogge für Radsportler konsequent Sonnenschutz mit LSF 50, um auch auf mehrstündigen Fahrten auf der sicheren Seite zu sein, und zwar reichlich: „Man muss auf einen durchschnittlichen Körper ungefähr zwei Esslöffel, also rund 40 Gramm, auftragen, um gut geschützt zu sein. Das macht aber kaum jemand, weil dann die Cremetube mit 200 Gramm nach fünf Anwendungen leer wäre.“ Doch wer so denkt, der spart am falschen Ende. Dermatologe Meyer-Rogge rät, an langen Radtagen morgens vor dem Frühstück eine Schicht Sonnenschutz aufzutragen und dann noch einmal, etwa 20 Minuten bevor es losgeht.

Wie viel Sonnencreme darf es sein?Foto: picture alliance / CHROMORANGE / Michael BihlmayerWie viel Sonnencreme darf es sein?

​Eine Auswahl an Sonnencreme mit LSF 50



Wann sollte ich mich eincremen?

Denn so lange dauert es im Schnitt, bis sich der Sonnenschutz aufgebaut hat. Wichtig zu wissen: Durch Nachcremen lässt sich der Schutz nicht verlängern, sondern lediglich auffrischen. Bei Touren oder Radrennen über fünf oder mehr Stunden sollte außerdem eine Portion Sonnenschutz zum Nachcremen an Bord sein, in Reisegröße oder abgefüllt in einen kleinen Tiegel. Dieser Sonnenschutz ist idealerweise wasserfest und fettfrei. Sonst wäscht sich der Schutz im Laufe der Fahrt wirkungslos ab; legt sich eine Fettschicht auf die Hautoberfläche, wird diese glatter und damit kleiner, was die Verdunstung verringert: es fühlt sich an, als schwitze man stärker, als könne die Haut „nicht atmen“. Obwohl sie ohnehin nur zu einem verschwindend geringen Anteil tatsächlich an der Sauerstoffaufnahme beteiligt ist. Neben Armen und Beinen muss der Sonnenschutz auch auf besonders exponierten Stellen wie Nacken, Schultern, Ohren sowie gegebenenfalls Schultern und Handrücken aufgebracht werden. Wer empfindliche Haut hat, sollte Produkte ohne Duftstoffe verwenden. Sofortigen Lichtschutz liefern Cremes auf Zink- oder Titanoxidbasis, allerdings „lösen sich die Öle aus dieser Lichtschutzcreme, wenn man schwitzt, und sie wird extrem weiß. Das sieht nicht sehr ansprechend aus“, weiß Dirk Meyer-Rogge.

Undurchsichtiger Schutz

Ästhetischeren UV-Sofortschutz bieten Textilien – wenn sie entsprechend ausgerüstet sind oder das Material dick genug ist. Dirk Meyer-Rogge liefert folgende Faustregel zur Orientierung: „Wenn ein Textil blickdicht ist, das heißt, wenn kein sichtbares Licht durchfällt, dann ist es auch UV-dicht. Wo ein solches Kleidungsstück die Haut bedeckt, braucht man keinen weiteren UV-Schutz.“ Je dunkler und dichter das Material, desto besser also der Schutz. Dünne Meshstoffe sind zwar oft luftiger, was bei großer Hitze angenehm ist, aber auch UV-durchlässig. Apropos Hitze: Die spielt ebenso wenig eine Rolle in Sachen Sonnenschutz wie die Sichtbarkeit der gelben Kugel selbst. Die UV-Intensität hängt weniger von der Temperatur ab als vom Jahreszeitpunkt. „Der UV-Peak liegt um die Sonnenwende, also Mitte Juni in Deutschland. Sechs Wochen später ist es dann zwar wärmer, aber die UV-Lichtmenge geringer“, sagt Dirk Meyer-Rogge, der deshalb empfiehlt, von Frühlingsanfang bis Herbstanfang grundsätzlich nicht ohne Sonnenschutz aufs Rad zu steigen. Auch bei bewölktem Himmel, denn selbst wenn die Sonne nicht da ist, sind es ihre UVA-Strahlen sehr wohl, sie durchdringen auch dicke Wolken weitgehend. Wer in der Mittagszeit unterwegs ist, das heißt, zwischen 11 und 15 Uhr, setzt sich ebenfalls stärkerer Strahlung aus als in den Morgen- und Abendstunden; wer in den Bergen radelt, steigert die UV-Intensität pro 1.000 Höhenmeter um etwa zehn Prozent, so das Bundesamt für Strahlenschutz. Neben der Haut sollten dann auch die Lippen mit hohem Lichtschutzfaktor eingecremt werden, Lippenstifte und -balms gibt es zum Beispiel in der Drogerie.

Solarium als Sonnenschutz?

Anders als den Rest des Radfahrerkörpers, lässt sich die Haut nur bedingt auf die Sommersaison mit langen Ausfahrten, Marathons und Rennen unter erhöhter UV-Einstrahlung vorbereiten. Ja, wer öfter in der Sonne ist, dessen Haut entwickelt eine sogenannte Lichtschwiele, eine ­natürliche Verdickung, die den Eigenschutz der Haut zumindest gegen UVB verstärkt. Auch bestimmte Antioxidantien aus der Ernährung helfen dabei, die Körperzellen zu schützen, die durch UV-Strahlung und den damit verbundenen oxidativen Stress schneller altern oder Krankheiten wie Krebs entwickeln können. Dazu gehören Beta-Carotin, die Vitamine E, C und B12, Zink oder Selen, die vor allem in buntem Gemüse und Nüssen vorkommen. Allerdings ist ihr Einfluss so gering, dass dies nur eine ergänzende Maßnahme sein kann. Dass entsprechend konzentrierte Nahrungsergänzungsmittel eine positive Wirkung haben, auch wenn die Hersteller mitunter etwas anderes behaupten, ist wissenschaftlich nicht belegt, auch nicht im Sport. Nicht für sinnvoll hält Dermatologe Meyer-Rogge Solariumbesuche als Trainingscamp für die Haut: „Das Solariumlicht enthält kein UVB, der Betreiber will ja nicht wegen Sonnenbrand verklagt werden, sondern es arbeitet mit UVA. Die Haut wird zwar braun und weniger sonnenempfindlich. Sie altert aber auch – und das Hautkrebsrisiko erhöht sich.“

Besser vorcremen als nachpflegen

Das Problem: Eine Überdosis UVA bleibt oft jahrzehntelang unbemerkt, weshalb sorgfältiges Eincremen oder -sprühen vor der Tour umso wichtiger ist. Ein Zuviel an UVB und der dazugehörige Sonnenbrand „kann einmal tolerabel sein, aber nicht regelmäßig“, warnt Dirk Meyer-Rogge. Er weist darauf hin, dass eine Nachbehandlung mit einer Pflegelotion der Haut guttue, aber weit weniger wichtig sei als deren Vorbereitung auf die Sonne, denn: „Ein Schaden, der gesetzt ist, lässt sich durch Pflege danach nicht reparieren.“ Deshalb am besten den Sonnenschutz in den Sommermonaten gleich neben die Radklamotten packen und großzügig anwenden, damit die Sonne im Herzen bleibt, anstatt sich an der Haut zu schaffen zu machen.

​Tipps für gesundes Sonnenradeln

Tipps: So bleibt die Haut auch auf langen Radtouren und -events geschützt und langfristig gesund.Foto: Wolfgang PappTipps: So bleibt die Haut auch auf langen Radtouren und -events geschützt und langfristig gesund.

So bleibt die Haut auch auf langen Radtouren und -events geschützt und langfristig gesund:

  • Nicht weniger als LSF 50 auftragen. Idealerweise gleich morgens und noch einmal 20 Minuten vor der Ausfahrt.
  • Leichte Sprays oder Gels eignen sich für Radsportler, da sie keinen Fettfilm auf der Haut bilden; wasserfest ist Pflicht, da der Schweiß den Schutz sonst schnell abwäscht.
  • Textilien mit Sonnenschutzausrüstung oder aus undurchlässigem Material tragen, gegebenenfalls ergänzt um dünne Armlinge und ein Funktionstuch unter dem Helm als Nackenschutz.
  • Antioxidantien unterstützen den Zellschutz, weshalb auch in dieser Hinsicht eine gesunde, vielseitige Ernährung sinnvoll ist. Sie allein ersetzt aber keinen tatsächlichen Sonnenschutz.
  • Auf Meereshöhe ist die UV-­Belastung geringer als auf 2.000 Metern Höhe oder an Wasser­flächen, dies sollte sich im LSF widerspiegeln.
  • Auf langen Touren kleine Portionen Creme in einen wiederverschließbaren Tiegel abfüllen und mitnehmen, um nachcremen zu können.

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