Dr. Christian Merkl
· 31.10.2022
Bei Problemen mit der Halswirbelsäule kann es zu Nackenschmerzen bis hin zur Migräne kommen. Experte Dr. Merkl gibt Auskunft.
Frage von TOUR-Leser Erwin A.: Ich fuhr früher viele Hobbyrennen und hätte jetzt - mit 63 Jahren - genügend Zeit fürs Rennradfahren. Nun habe ich aber gesundheitliche Probleme mit den Halswirbeln. Nach etwa 60 bis 70 Kilometern auf dem Rennrad leide ich unter starken Nackenschmerzen und beginnender Migräne. Schulmedizinisch gibt es wohl keine Möglichkeit, hier Abhilfe zu schaffen - außer Tabletten zu nehmen; Osteopathie bringt leichte Besserung, aber schon nach einigen Trainingseinheiten habe ich wieder Probleme. Was soll ich tun?
Dr. Christian Merkl: Die Halswirbelsäule verändert sich im Lauf der Jahrzehnte häufig durch Verschleiß. Knöcherne Anbauten und Bandscheibenverlagerungen engen dann die Nervenaustrittsstellen ein, was sich durch die Rückneigung des Kopfes in Aero-Position auf dem Rad noch verschlimmert. Die Nervenwurzeln werden gereizt, in der Folge strahlen von dort Nackenschmerzen aus, und Muskeln verspannen sich. Prinzipiell sollten Sie versuchen, die Ursachen für die Reizung so weit wie möglich auszuschalten oder gering zu halten - auf dem Rad etwa, indem Sie eine möglichst aufrechte Haltung einnehmen, auch wenn es unter Radsportlern verpönt sein mag.
Verkürzen Sie dazu zum Beispiel den Vorbau und gleichen Sie das Lenker- dem Sattelniveau an. Wechseln Sie die Position häufig und fahren Sie oft im Wiegetritt, das bringt Entlastung. Zusätzlich sind physiotherapeutische und, wie von Ihnen schon angewandt, osteopathische Maßnahmen sinnvoll. Ziel sollte sein, die Halswirbelsäule zu strecken und die tiefen vorderen Nackenmuskeln aufzudehnen, um den Nackenschmerzen beim Rennradfahren entgegenzuwirken. Je nach Situation kann auch eine kernspintomographische Abklärung sinnvoll sein, um das Ausmaß der Einengung festzustellen. Bei starken Veränderungen sind manchmal nur noch operative Eingriffe hilfreich.