Vier Tipps gegen Schmerzen im Handgelenk beim Rennradfahren

Konstantin Rohé

 · 25.10.2022

Vier Tipps gegen Schmerzen im Handgelenk beim RennradfahrenFoto: Markus Greber

Schmerzen im Handgelenk sind bei Rennradfahrern nicht ungewöhnlich. Mit diesen vier Tipps fahren Sie schmerzfrei.

Ebenso wie Füße und Gesäß müssen die Hände beim Rennradfahren viel Gewicht auf kleiner Fläche ertragen. Mit diesen vier Tipps können Sie Schmerzen im Handgelenk entgegenwirken und einer Überlastung vorbeugen.

1. Mehr Polstern

Nutzen Sie dickere Polster an Handschuhen oder Lenker. Schon doppelt gewickeltes Lenkerband ist komfortabler und schont die Handgelenke. Einige Firmen bieten Gelpolster an, die unter dem Lenkerband befestigt werden. Günstige Alternative: passend zugeschnittene Streifen Lenkerband an den neuralgischen Punkten unter das eigentliche Lenkerband kleben. Dicker ist aber nicht immer besser: Stärker gepolsterte Handschuhe müssen sich gut an die Hand schmiegen und dürfen nicht drücken. Deshalb unbedingt vor dem Kauf anprobieren!

2. Core-Training

Mit gut ausgebildeter Oberkörper-Musku­latur müssen die Hände in Rennradhaltung nicht so viel Gewicht abfedern und werden somit entlastet. Viele Zeitfahrspezialisten bei den Profis setzen auf Schlingentraining, um ihre Körperspannung zu verbessern und dadurch Druck von den Händen und Handgelenk zu nehmen.

3. Umgreifen

Wechseln Sie ruhig häufiger die Griffposition, damit Sie Ihr Handgelenk nicht einseitig belasten. Wenn die Finger trotzdem mal taub werden, schütteln Sie sie kurz aus - das regt die Blutzirkulation an. Simpel, aber hilfreich: erst die Faust ballen, dann wieder locker lassen. Der Wechsel von Anspannung und Entlastung stimuliert Muskeln und Nerven.

4. Schmerzen im Handgelenk: Reifen wechseln

Mit mehr Reifenvolumen und weniger Luftdruck fährt es sich komfortabler. Wer einen 23 Millimeter breiten Reifen mit acht Bar Luftdruck fährt, kann auf einen 25 oder 28 Millimeter breiten Pneu mit deutlich geringerem Druck wechseln - vorausgesetzt, am Rad ist genügend Platz für breitere Reifen in Gabel und Hinterbau. Niedrigerer Luftdruck lässt breitere Reifen besser federn, auch das Handgelenk muss dann weniger Stöße auffangen.

Expertenrat zur Überlastung am Handgelenk

Schmerzen im Handgelenk durch Überbelastung beim Rennradfahren sind lästig. Wie man das in den Griff bekommt, erklärt Sportmediziner Dr. Christian Merkl.

Frage von TOUR-Leser Manuel S.: Ich trainiere drei- bis fünfmal pro Woche mit Rennrad und Mountainbike. Seit drei Wochen habe ich nun aber Schmerzen auf der Oberseite meiner Handgelenke. Der Arzt, bei dem ich war, sagte mir, dass es keine Sehnen­entzündung sei, sondern eine Überbelastung der Gelenke durch das Training. Er hat mir Schmerztabletten (Voltaren) verschrieben, die ich jetzt seit zehn Tagen nehme. In dieser Zeit habe ich auch nicht mit dem Rad ­trainiert. Die Schmerzen sind aber immer noch dieselben. Es ist kein Dauerschmerz, aber er kommt und geht, wenn ich die Gelenke bei der Arbeit oder im Alltag belaste. Woher könnte dieser Schmerz kommen, und was kann ich dagegen machen?

Antwort von Dr. Christian Merkl: Unser Handgelenk hat neben seiner Beweglichkeit auch die Fähigkeit, in jeder Position große Kräfte zu übertragen. Dies wird vor allem durch die anatomische Struktur vieler kleiner Handwurzelknochen gewährleistet, die durch die Gelenkflächen und Bandstrukturen gebildet und fixiert werden. Häufig können wiederholte Traumata, zum Beispiel beim Mountainbiken, zu einer Gefügestörung und Lockerung der Bandstrukturen führen. Gelegentlich sind aber auch einzelne lockere Bewegungen wie Hände­schütteln Ursache für eine Funktionsstörung einzelner Gelenkpartner.

Wie wir das von der Wirbelsäule kennen, kann auch an der Hand ein Gelenk “ausspringen”. Diese Störungen können oft nur durch einen exakten Palpationsbefund (genaues Tasten) mit Provokationstests fest­gestellt werden. Ist die Störung lokalisiert, kann eine gezielte Infiltration (mit Lokalanästhesie und Cortisongemisch) in das gestörte Gelenk die Diagnose sichern und gleichzeitig die Funktion wiederherstellen. Häufig sind manual­therapeutische mobilisierende Maßnahmen zusätzlich hilfreich. Die kurz­­fristige Ruhig­stellung mit einer Handgelenksbandage kann den Heilungsprozess unterstützen.

  Dr. Christian Merkl: Dr. Merkl führt in Regensburg eine orthopädische Praxis mit den Schwerpunkten Sportmedizin und OsteopathieFoto: Privatfoto
Dr. Christian Merkl: Dr. Merkl führt in Regensburg eine orthopädische Praxis mit den Schwerpunkten Sportmedizin und Osteopathie