Jens Klötzer
· 15.06.2022
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Reifenpannen begleiten Radfahrer, seit es Luftreifen gibt. Auch mit den modernsten und teuersten Rennrädern sind sie der häufigste Grund, unterwegs liegenzubleiben. TOUR gibt Tipps, wie man am besten damit umgeht.
Kommt etwas häufig vor, gibt es dafür meist viele Namen. Panne, Defekt, Schaden, Schleicher, Durchschlag, Platten, Plattfuß, Patschen, Flade bezeichnen alle das eine: Dem Rennradpneu ist die Luft ausgegangen.
Dank moderner Reifentechnik passiert das zwar immer seltener; die Reifen sind durch neue Materialien widerstandsfähiger, breitere Reifen mit geringerem Druck weniger defektanfällig. Auch die Tubeless-Technik hilft, in Fahrt zu bleiben: Kleine Löcher reparieren sich mit Dichtmilch quasi von selbst. Dennoch ist und bleibt der Reifen - im Vergleich zum großen Rest des Rades - relativ anfällig für Pannen. Schlaglöcher, Glasscherben oder Steine können eine Fahrt jäh beenden.
Die häufigsten Ursachen für eine Reifenpanne am Rennrad sind, neben Fremdkörpern in der Reifendecke, zu geringer Luftdruck (der zum Durchschlag führt), starker Verschleiß, alternde Reifen oder sprödes beziehungsweise verrutschtes Felgenband. Aber auch verbogene Ventileinsätze, abgerissene Ventile oder durch Bremshitze platzende Schläuche haben schon so manche Fahrt außerplanmäßig beendet.
Die gute Nachricht: Durch regelmäßige Checks von Reifen, Schlauch und Felgenband lassen sich viele Defekte vermeiden. Eine Sichtprüfung dauert nur wenige Sekunden und sollte vor jeder längeren Fahrt erfolgen: Ist der Reifen aufgrund seines Alters porös und rissig oder sogar schon abgefahren, muss er ausgetauscht werden.
Auch Beschädigungen wie kleine Schnitte lassen sich leicht erkennen. Das gilt nicht nur für die Lauffläche, auch die Flanken sind anfällig. Der Reifendruck sollte wenigstens einmal pro Woche geprüft und gegebenenfalls nachgepumpt werden.
Trotz aller Vorsicht lohnt es sich, im Fall der Fälle Bescheid zu wissen, wie man eine Reifenpanne am Rennrad schnell und sicher behebt. Grundvoraussetzung ist, dass das richtige Ersatzmaterial und die notwendigen Werkzeuge für die Reparatur an Bord sind.
Und wenn man dann auch noch weiß, was zu tun ist, kann die Fahrt bald weitergehen. Grundsätzlich empfiehlt es sich, die Reparatur zu Hause zu üben - damit im Ernstfall nichts schiefgeht. Wir zeigen hier Helferlein, mit denen wir gute Erfahrungen gemacht haben und geben Tipps, mit denen die Reparatur schnell und zuverlässig gelingt.
Folgende Utensilien gehören für den Fall einer Rennrad-Reifenpanne bei jeder Tour in die Sattel- oder in die Trikottasche - nicht nur auf langen Reisen.
Es gibt viele verschiedene Reifenheber in unterschiedlichsten Formen – doch für uns gibt es einen, der alle wünschenswerten Eigenschaften in sich vereint.
Reifenheber MTB/Tour von Continental, 90 Cent, www.bikeshop.continental-reifen
Ohne sie geht nichts: Eine Pumpe bringt den Reifen wieder auf Druck. Mühsam ist das so oder so - aber mit einigen wichtigen Eigenschaften der Pumpe bleibt die Qual erträglich.
Empfehlung: SKS Supershort, 25 Euro >> hier erhältlich*
1. Bei kleinen Löchern den Reifen nicht gleich demontieren. Zunächst Dichtmilch nachfüllen und aufpumpen. Laufrad ohne Belastung weiterdrehen bzw. dabei schwenken, damit die Dichtmilch* auf die defekte Stelle laufen und das Loch abdichten kann.
2. Lassen Sie Fremdkörper in Tubeless-Reifen stecken oder drücken Sie überstehende Teile in die Lauffläche. Durch Entfernen wird das Loch nur größer, was das Abdichten erschwert.
3. Mitunter sitzt der Reifenwulst sehr fest im Felgenhorn und lässt sich nicht von Hand herausdrücken. Ein flaches, aber stabiles Werkzeug kann gute Dienste leisten, zum Beispiel der Reifenheber oder ein nicht zu scharfkantiger Schraubendreher am Minitool*. Hat man erst mal einen Anfang, geht der Rest ganz leicht.
4. Lässt sich der Defekt mit Dichtmilch oder mit Stopfen (siehe auch “Dichtmacher” weiter unten) nicht beheben und/oder Sie haben keine CO2-Patronen dabei, ziehen Sie gleich einen Ersatzschlauch ein. Denn dieser lässt sich mit einer Minipumpe aufpumpen - ein Tubeless-Reifen in der Regel nicht.
5. Reifen mit Loch bald ersetzen. Die Abdichtung mit Dichtmilch oder Flicken ist keine Dauerlösung und hält höhere Drücke nicht aus.
Über Jahrzehnte war das Flickzeugdöschen mit Sandpapier, Vulkanisierflüssigkeit und Butylflicken das Maß der Dinge bei Rennrad-Reifenpannen - die Handhabung kennen viele seit dem Kindesalter. Findige Tüftler haben aber auch die Technik der Pannenhilfe weiterentwickelt. Wir haben sechs Innovationen ausprobiert.
Sie haben das gute alte Tip-Top-Flickzeug schon fast abgelöst. Im Test haben sie typische Schäden am Schlauch (Durchstich, Durchschlag) sehr gut repariert. Die GP-2-Klebepads von Park Tool werden auf die leicht angeraute Schadstelle aufgedrückt und der Schlauch kann sofort wieder verwendet werden, ohne Vulkanisierflüssigkeit und Wartezeit. Die Flicken nehmen kaum Platz weg und wiegen fast nichts. Ähnliche Pads gibt es von vielen Herstellern, die Qualitätsunterschiede sind gering.
Damit bekommt man Löcher in Tubeless-Reifen gestopft, die so groß sind, dass die Dichtmilch sie nicht verschließen kann. Das Set besteht aus einem gabelähnlichen Einführ-Werkzeug und Gummiwülsten zum Ausstopfen, aufbewahrt in einem kleinen Täschchen. Aufpumpen muss man anschließend mit Pumpe oder Kartusche, das macht das System etwas aufwendiger im Vergleich zu Dynaplug (siehe unten). Dafür ist das Muc-Off-Set deutlich günstiger.
... wie die Vittoria Airliner werden bei Tubeless-Reifen in den Felgenboden geklemmt. Beim Test an einem Crossbike mit 33-Millimeter-Reifen haben sie sich gut bewährt. Durchschläge blieben damit quasi folgenlos. Auch bei totalem Luftverlust helfen die Airliner weiter: Sie halten den Reifen auf der Felge, das Fahrverhalten ist etwas schwammig, aber zum Heimrollen reicht es. Die Montage ist sehr einfach, auch eine Version für Straßenreifen gibt es.
Es soll die defekte Stelle abdichten und gleichzeitig den Reifen wieder mit Luft füllen. Nachdem im Test schon die erste Aufgabe ungelöst blieb, verpuffte auch die nachströmende Luft wieder durch das nach wie vor bestehende Loch.
Da das Dichtmittel eine viel festere Konsistenz als die bekannten Tubeless-Dichtmittel hat, gelangt das Gel nicht schnell und ausreichend genug an die zu dichtende Stelle. Auch konnten wir keine Aushärtung der austretenden Flüssigkeit feststellen. Außer einer ziemlichen Sauerei bleibt nur ein weiterhin defekter Reifen. Zudem ist die Dose recht sperrig. Leider keine gute Versicherung im Falle einer Rennrad-Reifenpanne.
Ähnelt dem von Muc-Off, die Messingspitze mit Dichtstopfen verbleibt jedoch im Reifen. Größter Pluspunkt: Mit der integrierten Kartusche wird der Reifen direkt am reparierten Loch aufgepumpt. Im Idealfall dauert es bis zur Weiterfahrt nach der Rennrad-Reifenpanne nur Sekunden. Im Test konnten wir einen acht Millimeter langen Schnitt schließen, die Kartusche reicht für zirka fünf Bar in einem 28-Millimeter-Reifen.
Mit einem beiliegenden Schlauch samt Schraubanschlüssen kann man die Patrone auch zum Aufpumpen am Ventil verwenden. Nachteil ist der sehr hohe Preis. Mit den mitgelieferten Stopfen lassen sich drei Defekte beheben, fünf Ersatzplugs kosten 11,90 Euro; es passen handelsübliche Schraubkartuschen.
Auch sie sind ein sinnvolles Zubehör. Sie haben eine Bohrung in der Alu-Kappe, mit der man den Ventileinsatz ausschrauben kann. So kann man leicht Dichtmilch nachfüllen oder den Luft-Durchfluss beim ersten Aufpumpen eines Tubeless-Reifens verbessern. Zehn verschiedene lieferbare Farben setzen Akzente am Laufrad. Einziger Nachteil: Leider gibt es die Kappen nur zusammen mit den kompletten Ventilen, die relativ teuer sind.