Jörg Wenzel
· 11.12.2021
Wer sich in einer grandiosen Berglandschaft, nicht selten mit Blick aufs Mittelmeer, mit dem Rennrad so richtig quälen will, der ist auf Korsika bestens aufgehoben. Wir zeigen vier Rennrad-Touren auf Korsika mit GPS-Daten.
Korsika ist Frankreichs größte Insel und die viertgrößte im Mittelmeer. Geologisch gehört das Eiland zu Italien, politisch zu Frankreich – unterteilt in die Departements Haute Corse und Corse-du-Sud mit den Hauptstädten Bastia im Norden und Ajaccio im Süden, in deren Ballungsräumen fast die Hälfte der 300.000 Einwohner leben; als heimliche Hauptstadt gilt jedoch die Universitätsstadt Corte im Zentrum. Vom Cap Corse im Norden bis zum Capo Pertusato bei Bonifacio sind es 184 Kilometer, an der breitesten Stelle misst die Insel 84 Kilometer. Die Küsten sind sehr abwechslungsreich: Raue Klippen und wildes Felschaos wechseln sich ab mit einsamen kleinen Buchten und feinen Sandstränden. Korsika ist ein veritables Gebirge: 20 Prozent der Insel liegen höher als 1.000 Meter, und 120 Gipfel ragen mehr als 2.000 Meter in den meist blauen Himmel.
Der hübsche Ferienort Saint-Florent an der Westküste ist ein idealer Start- und Zielort für den Klassiker "Rund ums Cap Corse". Corte, im Zentrum der Insel, bietet sich für Rennrad-Touren in die einsamen Berge an. Nur für den zweiten Korsika-Klassiker, einer Tour über den Bavella-Pass, muss man von Corte aus noch einmal einen einstündigen Autotransfer einplanen.
Obwohl man Korsika nicht von ungefähr das "Gebirge im Meer" nennt, sind die Steigungen auf unseren vier Touren meist moderat, fiese Rampen selten. Oft wechseln sich bestens asphaltierte Straßen mit rumpeligen Passagen ab; insgesamt jedoch rollt es gut auf der Insel. In fast jedem Dorf gibt es mindestens einen "Ralentisseur", also eine Bremsschwelle. Über manche rollt man locker hinweg, andere sind so gebaut, dass einem fast die Flasche aus dem Halter springt. Häufig, insbesondere auf den Nebenstrecken, stehen Kühe und die halbwilden korsischen Schweine auf der Straße. Solange sie stehen bleiben, ist alles in Ordnung. Wir haben festgestellt: Ältere Rindviecher haben die Ruhe weg, während Kälber schon mal losspringen, wenn sich Radler nähern.
FLUG
Juni bis August heben von mehreren deutschen Airports die Ferienflieger in Richtung Bastia, Calvi oder Ajaccio ab: Zum Beispiel von Frankfurt am Main mit Lufthansa direkt nach Bastia (1:40 Stunden) und zurück für rund 300 Euro plus 160 Euro für den Radtransport. In der Nebensaison fliegen meist nur noch Lufthansa oder Air France, und nur nach Bastia.
AUTO/BAHN & FÄHRE
Fähren nach Korsika starten sowohl vom französischen Festland aus (Marseille, Nizza, Toulon), als auch von Italien (Genua, Piombino, Spezia, Livorno, Savona). Die Fähre von Livorno nach Bastia braucht 4:30 Stunden, die von Genua 5 Stunden; nach Genua sind es mit dem Auto von Frankfurt am Main 800 Kilometer, nach Livorno 960. Zwei Personen plus Pkw kosten insgesamt zwischen 230 und 300 Euro. Weitere Fährhäfen auf Korsika sind Ajaccio, L’Ile-Rousse, Porto-Vecchio und Calvi. Für die Hochsaison rechtzeitig reservieren! Infos: www.corsica-ferries.de, www.mobylines.de Wer mit der Bahn zur Fähre anreist, braucht ab Frankfurt zehn Stunden nach Genua. Radmitnahme ist schwierig, aber möglich:
Eine Internationale Fahrradkarte (sie beinhaltet eine Stellplatzreservierung) kostet 9 Euro, für Reisen nach Italien über den Brenner 12 Euro. Infos: www.bahn.de
Mai bis Mitte Juni und Mitte September bis Mitte Oktober. In höheren Lagen kann es auch im späten Frühjahr noch empfindlich kalt werden. Im Sommer ist es zu heiß, außerdem ist Korsika während der großen Ferien in Frankreich hoffnungslos überfüllt.
Essen & Trinken
Fast überall bieten Restaurants „korsische“ Menüs für 15 bis 25 Euro an. Man kann nicht pauschal sagen, dass sie schlecht sind, manchmal hat man Glück. Fast immer sind bei den Vorspeisen Soupe Corse (Suppe) und Charcuterie Corse (schinkenartige Lonzu und Coppa sowie Hartwurst). Als fleischlastige Hauptgerichte zählen Wildschwein, aber häufig auch Kalbssteaks (Veau) oder das Fleisch der frei herumlaufenden Hausschweine. Ansonsten backen die Korsen recht gut Pizza, die sie gern mit Spezialitäten von der Insel belegen, etwa mit dem Frischkäse Brocciu oder eben den Wurst- und Schinkenspezialitäten. An der Küste stehen Fischgerichte zu oft horrenden Preisen auf der Karte – überhaupt ist Korsika sehr teuer. Auf der Insel werden anständige Weine produziert, oft aus den autochtonen Rebsorten Carcajolo Noir, Sciaccarello und Niellucciu.
SAINT-FLORENT – La Maison des Pizzas
Der Name ist Programm für das Haus am Hafen, das aber neben sehr guter Pizza auch andere leckere Gerichte zu günstigen Preisen anbietet.
CORTE – La Trattoria
Hört sich italienisch an, serviert aber korsische Küche. Man sitzt auf dem Bürgersteig am lebhaften Cours Paoli.
SAINT-FLORENT Les Galets
Einfaches 3-Sterne-Hotel, etwas außerhalb gelegen. Meerblick über die Hauptstraße hinweg. Ziemlich dürftiges Frühstück, aber nette Gastgeber, die eine große Standpumpe bieten; das Rennrad darf man mit aufs Zimmer oder den Balkon nehmen. Doppelzimmer mit Frühstück ab 85 Euro.
CORTE Hotel Duc de Padoue
Hübsches Stadthotel, in einer Seitenstraße des Cours Paoli gelegen, wo in Corte das (Studenten)-Leben brummt. Sehr nettes Personal, für französische Verhältnisse reichhaltiges Frühstück. Die Fahrräder können in einer Garage untergebracht werden. Doppelzimmer mit Frühstück ab 100 Euro.
Die heimliche Hauptstadt der Insel hat rund 7.500 Einwohner. Mehr als die Hälfte davon sind Studenten an der einzigen Universität Korsikas. Jeden Abend ist auf der Hauptstraße Cours Paoli Party; auf eine angenehme Art: laut und fröhlich, aber keinesfalls niveaulos und ballermannartig.
Lac de Melo und Lac de Capitello Wer in Corte wohnt, sollte eine kurze Wanderung am Ende des Restonica-Tals einplanen – von dort hinauf durch eine atemberaubende Berglandschaft zu den beiden Eiszeitseen Lac de Melo und Lac de Capitello sind es hin und zurück 6,5 Kilometer.
Jedermannrennen Mitte Oktober steigt an der Westküste der Insel ein Jedermannrennen über 101 Kilometer und fast 2.300 Höhenmeter namens „A Maistrale”, das in Ota startet, über den Bocca di Sevi (1.001 m) führt und an der Küste entlang der Calanche de Piana (UNESCO-Weltnaturerbe) via Porto zurück nach Ota geht. Mehr Infos auf der Seite des organisierenden Clubs Alpana: www.alpana.123siteweb.fr
BASTIA Cycles 20
Fahrradgeschäft des vor über 30 Jahren ausgewanderten Deutschen Peter Löschmann, der einst an Querfeldein-Weltmeisterschaften teilnahm und mehrmals korsischer Meister war. Bei eventuellen Reparaturen ist man bestens aufgehoben, außerdem verleiht Cycles 20 Rennräder (Carbon oder Alu) zu sehr anständigen Preisen (15 bis 20 Euro pro Tag, 96 Euro pro Woche). Auch BCYCLET verleiht Rennräder auf Korsika und liefert sie an den Standort, allerdings zum fast doppelten Preis wie Cycles 20: www.bcyclet.com
Atout France – Französische Zentrale für Tourismus https://de.france.fr/de