Der Platzhirsch unter den Rennrad-Frühjahrszielen muss keinen Rivalen fürchten. Bis Ende des Jahres erwartet die Insel 200.000 Radurlauber – mehr als vor der Pandemie. Die meisten davon dürften mit dem Rennrad trainieren, 90 Prozent davon wählen, laut Hotelbranche, die Monate Februar bis Mai. Mehr als 150 Hotels leben außerhalb der Badesaison von den Radtouristen. Von solchen Zahlen können andere Rennraddestinationen nur träumen. Dabei hatte alles ganz klein angefangen, am 8. März 1986. Der Schweizer Bahnradfahrer Max Hürzeler, der 1987 Steher-Weltmeister wurde, hatte östlich der Playa de Palma fünf Wochen lang Trainingslager organisiert, während er selbst kostenlos im Hotel wohnen konnte. Hürzeler hatte 185 Gäste, schon im zweiten Jahr kamen 440 Teilnehmer. Die ersten zweifarbigen Drei-Seiten-Prospekte wuchsen schnell zu Hochglanzkatalogen. 2023 werden geschätzt rund 70.000 Radfahrer mit „Huerzeler“ nach Mallorca reisen. Und die Firma hat dutzendweise Nachahmer gefunden, keine andere Region der Welt besitzt diese Dichte und Qualität an Radreiseveranstaltern. Aus gutem Grund: In die Tramuntana-Berge und durch die relativ ebene Inselmitte führt ein Netz an schmalen, gut asphaltierten Straßen. Am Wegrand liegen idyllische Strände und charmante Dörfer. Und die Radsportinfrastruktur sucht ihresgleichen: Radverleih, Werkstätten, geführte Touren in den unterschiedlichsten Leistungsklassen sowie eine riesige Auswahl an Unterkünften, die auf Radsportler spezialisiert sind.
Mallorca ist aber nicht die einzige Destination auf dem europäischen Kontinent, die sich für ein Rennrad-Trainingslager im Frühjahr eignet. Einige sind sogar per Zug oder Auto erreichbar.
Die Kanarischen Inseln bieten bereits im Januar Durchschnittstemperaturen von 20 Grad Celsius. Für Rennrad-Trainingslager auf den Kanarischen Inseln eignen sich besonders das vergleichsweise flache Lanzarote und das bergige, wilde Gran Canaria.
Im Süden Spaniens liegt Andalusien. Die Costa de la Luz und die Costa del Sol bieten schon im Frühjahr gutes Wetter, ideal, um an der Form zu feilen. Neben welligem Terrain zum Einrollen gibt es auch spektakuläre Bergstraßen. >> Andalusien als Trainingslager-Destination
Die nächste Mallorca-Alternative liegt in Frankreich. Die Côte d’Azur reicht von Marseille bis an die italienische Riviera und ist einer der schönsten Mittelmeer-Abschnitte.
Auch der Lago di Garda eignet sich für ein Frühjahrs-Trainingslager mit dem Rennrad. Im Süden warten Weinberge, im Norden Alpengipfel. Der Saisonstart am Gardasee ist frühestens ab März empfehlenswert.
An der Adriaküste der Emilia-Romagna und der Marken haben sich, ähnlich wie auf Mallorca, zahlreiche Hotels auf Rennradfahrerinnen und Rennradfahrer spezialisiert. Das Epizentrum der Trainingslager erstreckt sich von Cesenatico in südlicher Richtung über die Badeorte Rimini und Riccione bis nach Gabicce Mare. Mehr zum Rennradgebiet der Italienischen Adria lesen Sie hier.
Wer ein Trainingslagerziel für die Wintermonate bis April sucht, ist mit Zypern gut beraten, denn der südöstlichste Zipfel Europas ist gleichzeitig auch der wärmste. Schon im März scheint die Sonne über zehn Stunden täglich und erwärmt die Küstenregionen auf durchschnittlich 19°C. Schon früh im Jahr locken das Klima und die vielfältigen Trainingsmöglichkeiten von flach bis bergig viele Radsportler auf die Mittelmeerinsel.