Julian Schultz
· 02.05.2024
Als einer der ersten Hersteller präsentierte Ridley vor 18 Monaten mit dem Grifn einen Alleskönner, der Elemente eines Marathonrads mit einem Gravelbike kombiniert und spielerisch zwischen Asphalt und Gelände wechselt. Ein Konzept, das im TOUR-Test überzeugen konnte und im Portfolio von Ridley zu den Topsellern zählte. Die neuen Modellvarianten, die auf derselben Rahmengeometrie (STR: 1,50) basieren, sind demnach als Reaktion auf die hohen Verkaufszahlen zu verstehen und sollen eine breitere Zielgruppe ansprechen.
Angeführt wird das überarbeitete Line-up vom Grifn RS. Die Neuheit basiert auf einem optimierten Carbonrahmen, der im Vergleich zum bisherigen Modell 140 Gramm leichter sein soll. Komplettrad- oder Einzelgewichte kommunizierte Ridley nicht, auf Basis unseres Tests in TOUR 5/2023 dürfte das neue Chassis knapp unter 1000 Gramm wiegen. Aerodynamisch soll das RS von einem sogenannten Diffusor an der Gabelkrone profitieren, indem der Luftstrom laut Herstellerangabe effektiver um das Unterrohr gelenkt wird. Auch ein flächigeres Sitzrohr und eine abgeflachte Carbonstütze sollen das Rad schneller machen. Im Vergleich zum Ur-Modell sei der Luftwiderstand des RS um fünf Prozent kleiner.
Serienmäßig rollt die Rennmaschine je nach Konfiguration auf 30 oder 32 Millimeter breiten Straßenreifen. Durch Gabel und Rahmen passen aber auch bis zu 42 Millimeter breite Pneus, womit das Grifn RS problemlos Schotterpisten bewältigt. Beim bisherigen Modell war bei 38 Millimetern Schluss. Befestigungspunkte für Taschen und Schutzbleche sind ebenfalls mit an Bord, in Zusammenarbeit mit Apidura wird unter anderem eine aero-optimierte Tasche für das Rahmendreieck angeboten. Den UDH-Standard am Schaltauge übernimmt das RS-Modell vom Grifn und Falcn RS.
Ridley bietet das neue High-End-Modelle wie gewohnt über den Online-Konfigurator mit zahlreichen Individualisierungsoptionen an. So stehen unter anderem sieben Schaltgruppen mit Ein- oder Zweifach-Kurbel von Shimano und SRAM zur Auswahl, zudem ist eine Variante mit einer Classified-Nabenschaltung ausgestattet, welche ein Doppel-Kettenblatt samt Umwerfer ersetzt. Die günstigste Version mit elektronischer Zwölffach-105 und einfachen Alu-Laufrädern von DT Swiss kostet 5259 Euro. Laut Website muss man sich je nach Ausstattungsvariante allerdings noch etwas gedulden, die Basisversion soll beispielsweise erst ab August lieferbar sein.
Das neue Alu-Modell stellt den preisgünstigen Einstieg dar. Für den dreifach konifizierten Rahmen verspricht Ridley ein niedriges Gewicht, nennt allerdings keine konkreten Zahlen. Dem attraktiven Preis, die günstigste Variante mit mechanischer Zehnfach-GRX und robusten Alu-Laufrädern von Shimano kostet 1999 Euro, fällt allerdings die Verarbeitungsqualität zum Opfer: Die Schweißnähte sind an den Knotenpunkten deutlich zu erkennen.
Wie bei den Carbon-Varianten lässt sich auch das Grifn A mit Taschen und Schutzblechen nachrüsten. Auch die Option eines Naben-Dynamos mit integrierter Kabelführung sowie den UDH-Standard am Schaltauge übernimmt das Einstiegsmodell von den teureren Versionen. Im Konfigurator lässt sich das Rad für den Einsatz auf der Straße oder im Gelände aufbauen, der Gestaltungsfreiraum ist jedoch geringer als beim Grifn RS. Weiterer Unterschied: Gabel und Rahmen bieten “nur” Platz für bis zu 40 Millimeter breite Reifen, sofern man sich für einen Einfach-Antrieb entscheidet. Mit Zweifach-Kurbel nennt Ridley eine maximale Reifenfreiheit von 38 Millimetern.
Last but not least präsentiert Ridley auch noch ein motorisiertes Modell. Das E-Grifn basiert auf einem Carbonrahmen und kommt mit dem leichten Nabenmotor Mahle X20 und einer Unterstützung bis zu 250 Watt. Das maximale Drehmoment am Hinterrad liegt bei 23 Newtonmetern, das ist vergleichbar mit einem 55 Newtonmeter starken Mittelmotor. Das Bike ist mit dem größeren der beiden Mahle-Akkus (350 Wattstunden) ausgestattet, wodurch sich die Reichweite erhöht, das Systemgewicht allerdings auch etwas höher ist. Rund 3,6 Kilogramm bringen Antriebseinheit und Batterie auf die Waage.
Komplettradgewichte sind leider auch beim E-Grifn Fehlanzeige. Stattdessen nennen die Belgier als weitere Vorzüge die Montageösen für Gepäck und Schutzbleche, die große Reifenfreiheit von 42 Millimetern und das UDH-Schaltauge. Im Konfigurator stehen unter anderem sieben Schaltgruppen zur Auswahl. Die günstigste Version kostet 5499 Euro und ist wahlweise mit mechanischer GRX oder 105 kombinierbar.