Marathonrenner Canyon Endurace CFR Di2Ein technischer Leckerbissen im Test

Julian Schultz

 · 20.10.2023

Canyon Endurace CFR Di2, 9499 Euro
Foto: Markus Greber/Skyshot
Das neue Marathonrad Endurace kommt jetzt – wie schon Canyons Wettkampfmodelle – in der Top-Linie CFR auf den Markt. Damit setzt der technische Leckerbissen aber auch beim Preis neue Maßstäbe.

Einer unserer Testfahrer wollte mit dem ­neuen ­Endurace eigentlich nur eine kurze Runde drehen. Schließlich zeigen sich schon nach wenigen Kilometern die Eigenschaften eines Rennrads: Wie lenkt es sich, sitzt man komfortabel im Sattel, wie verhält es sich bei hoher Geschwindigkeit? Doch weil ihn das neue Canyon in der Top-Version auf Anhieb so begeisterte, verlängerte er kurzentschlossen die Testfahrt und umrundete vor den ­Toren Münchens den Ammersee. „Selten hatte ich so viel Spaß auf einem Renner!“, gab der Kollege zu Protokoll. Ob er einfach nur gut in Form war oder das Endurace CFR Di2 ihn tatsächlich messbar beflügelt hat: Der TOUR-Test liefert die Antwort.

Staufach für Pannen-Set

Mit dem CFR und CF SLX präsentiert der Hersteller aus Koblenz zwei neue Versionen seines Verkaufsschlagers. Durch aerodynamische Anleihen bei den Canyon-Modellen Aeroad und Ultimate soll das Duo schneller sein, die patentierte Blattfeder-Sattelstütze ­weiter den Komfort vermitteln. Zudem integrierten die Konstrukteure erstmals bei einem Rennrad ein Staufach ins Oberrohr, in dem ein Pannen-Set Platz findet. Die beiden Ausstattungsvarianten unterscheiden sich damit von den günstigeren Modellen CF und AL, die im vergangenen Jahr ­einem Facelift unterzogen worden sind (TOUR 3/2022). Die Tatsache, dass nun auch im Marathonsegment ein Modell mit dem High-End-Label CFR im Online-Shop steht, zeigt die Intention: Auch in dieser ­Kategorie zieht Canyon alle Register und ­positioniert das neue Endurace CFR als leistungsorientiertes Endurance-Bike. Bislang waren nur die Wettkampfräder Aeroad und Ultimate als CFR-Versionen erhältlich, die sich in Rahmenqualität und Komponentenwahl von den anderen Ausstattungsvarianten abheben.

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Platz im Rohr: Ins Oberrohr integriert Canyon ein Staufach inklusive kleiner Neoprentasche fürs Pannen-Set. Das passende Mini-Tool mit CO₂-Kartusche und Reifenheber kostet aber extra.Foto: Matthias BorchersPlatz im Rohr: Ins Oberrohr integriert Canyon ein Staufach inklusive kleiner Neoprentasche fürs Pannen-Set. Das passende Mini-Tool mit CO₂-Kartusche und Reifenheber kostet aber extra.

Canyon Endurace goes Aero!

Fast zehn Jahre nach der Premiere ließ Can­yon die Grundtugenden dennoch unverändert. Die Komfortgeometrie macht das Rad fit für die Langstrecke, die Carbonstütze mit tiefer Klemmung federt auf nahezu jedem Untergrund fantastisch. Dank der Möglichkeit, bis zu 35 Millimeter breite Reifen zu montieren, lässt sich der Renner in ein All­road­bike verwandeln und schreckt so auch vor grobem Geläuf nicht zurück. Neu ist, dass die Aero-Optimierung nun auch bei den Marathonrädern der Koblenzer Einzug hält. Laut Canyon verbessert sich die Aero-Leistung im Vergleich zum Vorgänger um sieben Watt bei Tempo 45 km/h. Wie viel Watt der Fahrer insgesamt leisten muss, um den Luftwiderstand des CFR zu überwinden, wollten die Koblenzer nicht verraten, TOUR verzichtet bislang auf Windkanal-Tests von Marathonrädern. ­Wesentlichen Anteil an der besseren Aero­dynamik soll das von Aeroad und Ultimate bekannte CP0018-Cockpit haben. Durch die Lenker-Vorbau-Einheit, die sich ohne Leitungstrennung in Höhe und Breite verstellen lässt, ist das Steuerrohr filigraner geformt. Zudem sind die Gabelscheiden in die Länge gezogen und das Unterrohr schlanker.

Komfortgeometrie macht das Rad fit für die Langstrecke.Foto: Matthias BorchersKomfortgeometrie macht das Rad fit für die Langstrecke.

Fazit zum Canyon Endurace CFR Di2 von Julian Schultz, Testredakteur

Kritikpunkte finden sich beim Top-Modell kaum. Beim Rahmengewicht kommt das CFR nicht ganz an den Fabelwert des Vorgängers (TOUR 3/2017) heran, zählt aber ­immer noch zu den leichtesten Rädern in seiner Kategorie. Das Staufach im Oberrohr hat eine relativ kleine Öffnung, die Kunststoffabdeckung hakt etwas. Zudem nimmt das Neoprentäschchen, die sogenannte „Tool Snake“, nicht jedes x-beliebige Mini-Werkzeug auf. Schutzbleche lassen sich nicht montieren.

Das neue Endurace CFR Di2 ist nicht nur ­eines der performantesten Marathonräder auf dem Markt, es orientiert sich auch beim Preis von 9499 Euro an hochgezüchteten Wettkampfboliden. Die schwereren SLX-­Versionen werden zwischen 3699 und 5499 Euro angeboten. Ab Ende Oktober sollen laut Canyon ­zudem die günstigen CF- und AL-Varianten in den Online-Shop zurückkehren.

Julian Schultz, TestredakteurFoto: Wolfgang PappJulian Schultz, Testredakteur

Technische Daten und Noten zum Canyon Endurace CFR Di2

Herstellerangaben

  • Preis: 9499 Euro
  • Rahmengrößen**: 3XS, 2XS, XS, S, M (getestete Größe), L, XL, 2XL

Messwerte

  • Gewicht Rahmen/Gabel/Steuerlager*: 1.003/456/37 Gramm
  • Sitz-/Ober-/Steuerrohr: 515/545/166 Millimeter
  • Stack/Reach/STR***: 595/376 Millimeter/1,58
  • Radstand/Nachlauf: 990/63 Millimeter

Ausstattung

  • Antrieb/Schaltung: Shimano Dura-Ace (2x12; 52/36, 11-34 Z.)
  • Bremsen: Shimano Dura-Ace (160/160 mm)
  • Laufräder/Reifen (Gewichte)****: DT Swiss ERC 1100 Dicut 45/Schwalbe Pro One TLE 30/32 mm (v./h.: 1.219/1.580 g)

Messwerte & Einzelnoten*****

  • Gewicht Komplettrad: 7,3 Kilo - 2,3
  • Lenkkopfsteifigkeit: 92 Nm/° - 1,7
  • Seitensteifigkeit Gabel: 52 N/mm¹ - 1,3
  • Tretlagersteifigkeit: 65 N/mm - 1,0
  • Federhärte Sattelstütze: 68 N/mm - 1,0
  • Federhärte Gabel: 81 N/mm - 3,3

TOUR-TESTNOTE: 1,6

Canyon Endurace CFR Di2Foto: TOUR-TestabteilungCanyon Endurace CFR Di2

*Gewogene ­Gewichte.

**Herstellerangabe Testgröße fett.

***Stack/Reach projiziertes senkrechtes/waagerechtes Maß von Mitte Tretlager bis Oberkante Steuerrohr; STR (Stack to Reach) 1,36 bedeutet eine sehr gestreckte, 1,60 eine aufrechte Sitzposition.

**** Laufradgewichte inklusive Bereifung, Kassette, Schnellspanner/Steckachsen und ggf. Bremsscheiben.

*****Einzelnoten, die unterschiedlich gewichtet in die Gesamtnote einfließen, drucken wir aus Platzgründen nur zum Teil ab. Die Noten werden bis zur Endnote mit allen Nachkommastellen gerechnet; zur besseren Übersichtlichkeit geben wir aber alle Noten mit gerundeter Nachkommastelle an.

¹Herstellerangabe, da aufgrund der Gabelkonstruktion nicht im TOUR-Labor messbar.

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