Basso Venta RGünstiges Rennrad mit Scheibenbremsen

Julian Schultz

 · 11.05.2024

Basso Venta R: Günstiges Rennrad mit Scheibenbremsen
Foto: Wolfgang Papp
Das neue Basso Venta R ist das günstigste Rennrad mit Scheibenbremsen im Portfolio des italienischen Herstellers. Kann der Marathonrenner dennoch überzeugen?

Die ersten Kilometer sind eine Überraschung. Das Venta R fliegt förmlich über den Asphalt. Die für viele Hobbysportler magische Grenze von 30 km/h durchbricht das Basso mit Leichtigkeit. Verbirgt sich hinter dem neuen Marathonrad der Italiener etwa ein Modell mit Renn-Genen? Leider nicht ganz. Auf dem ersten Teil der Testrunde profitieren Rad und Fahrer vom Rückenwind. Auf dem zweiten Abschnitt des Rundkurses geht es nicht mehr ganz so flott vorwärts, und das Venta R zeigt seinen wahren Charakter: als unprätentiöses Rad mit langstreckentauglichen Attributen, zum moderaten Preis und mit dem Prädikat “Made in Italy”.

Basso Venta R: Klassische Erscheinung

Mit knapp unter 3000 Euro ist das Venta R im Sortiment des Traditionsherstellers das günstigste Rennrad mit Scheibenbremsen. Die Neuheit basiert auf einem zeitlosen Carbonrahmen, den Basso nicht etwa kostengünstig in Fernost produzieren lässt, sondern wie die bis zu viermal teureren Rennmaschinen in Italien fertigt. Von der klassischen Optik mit kaum gesloptem Rahmen weicht einzig das Sitzrohr ab, indem es sich ansatzweise um das Hinterrad “knickt” und eine Aero-Form andeutet. Im Gegensatz zum Vorgänger, der im aktuellen Modelljahr weiter erhältlich ist, verlaufen die Schaltzüge und Bremsleitungen teilintegriert und unterstreichen das moderne Design.

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Typisch für aktuelle Rennräder, aber wenig erfreulich, ist das Gewicht des Venta R von mehr als neun Kilogramm; neben dem robusten und extrem verwindungssteifen Carbonrahmen treiben einfache Komponenten das Gewicht nach oben. Speziell die Alu-Laufräder der Eigenmarke Microtech und die einfachen Reifen von Conti bremsen das Basso ein und verlangen kräftige Pedaltritte, wenn der Wind mal nicht unterstützend eingreift oder es bergauf geht. Ein weiteres Indiz, dass das fahrstabile Basso nicht in erster Linie Renn-Ambitionen bedienen will, sondern fast schon der Kategorie der Allroadbikes zuzurechnen ist, stellt die ausgesprochen aufrechte Sitzposition dar.

Details zum Komfort

Durch das lange Steuerrohr thront der Lenker hoch über dem Vorderrad und erinnert damit an das langstreckentaugliche Astra, dessen Sitzposition wiederum an komfortable Gravelbikes angelehnt ist. Vom teureren Markenbruder übernimmt das Venta R zudem die integrierte Carbonsattelstütze, die sowohl bei den Labormessungen als auch auf der Straße ziemlich wenig nachgibt. Die Härte können die 30 Millimeter breiten Conti-Ultra-Sport-Reifen immerhin etwas ausgleichen, trotzdem muss man den Lenker fest packen, um auf Holperpisten und Kopfsteinpflaster die Kontrolle nicht zu verlieren. In den Rahmen passen bis zu 35 Millimeter breite Reifen, womit sich der Federkomfort weiter verbessern und das Einsatzgebiet auf Schotterpisten ausdehnen ließe. Die Sattelstütze mit D-förmigem Querschnitt lässt sich dagegen nicht gegen ein rundes und flexibleres Modell mit 27,2 Millimetern tauschen; Basso bietet lediglich eine noch härtere Variante ohne Versatz an.

Technologietransfer: Die Carbonstütze mit wenig Flex übernimmt das Venta R vom Astra.Foto: Wolfgang PappTechnologietransfer: Die Carbonstütze mit wenig Flex übernimmt das Venta R vom Astra.

Viele Rahmengrößen

Der Aufbau mit Shimanos 105-Schaltung und zwölf Ritzeln am Hinterrad ist funktionell. Im kleinsten Gang ist eine 1:1-Übersetzung möglich, was steilen Rampen den Schrecken nimmt. Insgesamt wechseln die Gänge geschmeidig, die Scheibenbremsen packen kräftig zu und lassen sich gut dosieren. Schaltwechsel per Knopfdruck sind am Venta R nur mit kostenintensivem Tuning möglich, da Basso den Renner lediglich in einer Ausstattungsvariante verkauft – was andererseits den konkurrenzfähigen Preis erklärt. Interessenten können auch bloß zwischen zwei Farbvarianten – schwarz oder weiß – wählen.

Dafür gibt’s viele Rahmengrößen von 42 bis 61 Zentimeter, wodurch auch kleinere (und große) Fahrerinnen und Fahrer ein passendes Venta R finden können. Auf Montagepunkte für feste Schutzbleche oder Gepäck verzichtet das Basso; Spezialisten der jungen Allroad-Kategorie bieten hier mehr Zusatznutzen. Insgesamt ist das Venta R ein solides Marathonrad für lange Tage im Sattel, auch wenn es in der Serienausstattung nicht gerade ein Komfortwunder darstellt. Das größte Tuning-Potenzial schlummert in den Laufrädern: Mit leichteren Carbonlaufrädern und höherwertigen Reifen würde das Venta R auch ohne Rückenwind etwas schneller über den Asphalt rollen und mit agilerem Fahrverhalten mehr Fahrspaß bereiten.

Basso Venta R - Infos & Test-Note

  • TOUR-Note: 2,6
  • Preis: 2849 Euro
  • Gewicht Komplettrad: 9,3 Kilo
  • Rahmengrößen: 42, 48, 51, 53, 56, 58, 61
Das ist das Basso Venta RFoto: Wolfgang PappDas ist das Basso Venta R

Geometrie

  • Sitz-/Ober-/Steuerrohr: 561/555/180 Millimeter
  • Stack/Reach/STR: 599/381 Millimeter/1,57
  • Stack+/Reach+/STR+: 659/533 Millimeter/1,24
  • Radstand/Nachlauf: 985/58 Millimeter

Ausstattung

  • Antrieb/Schaltung: Shimano 105 (2x12; 50/34, 11-34 Z.) | Note: 2,0
  • Bremsen: Shimano 105 (160/160 mm) | Note: 1,5
  • Reifen: Continental Ultra Sport 28 mm (eff.: 30 mm) | Note: 1,0
  • Laufräder: Microtech MCT
  • Laufradgewichte: 1583/2148 Gramm (vorne/hinten)

Messwerte

  • Fahrstabilität: 10,9 N/mm | Note: 1,0
  • Komfort Heck: 164 N/mm | Note: 2,7
  • Komfort Front: 113 N/mm | Note: 3,3
  • Antritt/Tretlagersteifigkeit: 70 N/mm | Note: 1,0

Vor- und Nachteile

  • Plus: top verarbeitet, viele Größen
  • Minus: schwer, geringer Federkomfort

Stärken, Schwächen und weitere Details des Basso Venta RFoto: TOURStärken, Schwächen und weitere Details des Basso Venta R

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