Rennrad-TypenDas Cyclocross-Rad

Jens Klötzer

 · 07.10.2023

Seit Gravelbikes für Freizeitsportler populär geworden sind, sind Cyclocross-Räder eine Nische für den reinen Wettkampf-Einsatz.
Foto: Cervélo
Rennrad ist nicht gleich Rennrad: Die Industrie hat sich eine Vielzahl von Variationen ausgedacht, um verschiedensten Ansprüchen gerecht zu werden. Die Kategorien sind dabei nicht immer selbsterklärend, eindeutig definiert und trennscharf, was Laien vor Probleme stellt. TOUR erklärt die wichtigsten Rennrad-Gattungen, was sie ausmacht und was man damit machen kann. Hier: das Cyclocross-Rad.

Was ist ein Cyclocross-Rad?

Cyclocross-Räder (oder auch CX- oder Querfeldeinräder) waren vor dem Aufkommen des Gravelbikes der Tipp für besonders vielseitige Bikes. Eigentlich als puristische Wettkampfgeräte für verwinkelte und schlammige Rundkurse konzipiert, fanden die sportlichen Bikes mit geländetauglicher Bereifung immer auch Verwendung als Rad fürs Wintertraining, für Radreisen oder gar als Alltagsrad. Unter dem Begriff Cyclocross gab es deshalb lange auch preiswerte Modelle, die komfortabel und alltagstauglich ausgelegt waren und den Verwendungszweck des heutigen Gravelbikes bereits vorwegnahmen. Heute nimmt diesen Platz das Gravelbike ein und es gibt fast nur noch teure Wettkampfmodelle mit eingeschränktem Alltagsnutzen.

Was macht die Rahmen von Cyclocrossern besonders?

Cyclocross- oder Querfeldeinräder unterscheiden sich von den meisten Gravelbikes durch ihre rennmäßig gestreckte Sitzposition. Das Tretlager ist etwas höher positioniert, was beim Überqueren von Hindernissen nützlich, einer sicheren Straßenlage bei hohem Tempo aber weniger zuträglich ist. Das Oberrohr ist meist waagerecht und an der Unterseite abgeflacht, damit sich das Rad auf Tragestrecken gut schultern lässt. Darüber hinaus bieten die Räder wenig Zusatznutzen: Bis auf die Flaschenhaltergewinde gibt es keine Befestigungsösen oder ähnliches Zubehör.

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Die Rahmen bestehen durchgehend aus Carbon, damit das Gewicht möglichst niedrig ausfällt.
Foto: Cervélo

Wie fällt das Fahrverhalten aus?

Querfeldein-Rennstrecken sind traditionell enge, verwinkelte Kurse – entsprechend ist die Lenkung beim Crossrad wendig und feinfühlig. Der Radstand ist möglichst kurz, um gut um die engen Kurven zu kommen. Nachteil: So viel Reifenfreiheit wie Gravelbikes haben die Räder nicht und besonders bei kleinen Rahmengrößen kann es passieren, dass die Fußspitze beim Einlenken an den vorderen Reifen stößt.

Auf den eng gesteckten Rundkursen bei den Wettkämpfen ist ein wendiges und feinfühliges Lenkverhalten gefragtFoto: Getty VeloAuf den eng gesteckten Rundkursen bei den Wettkämpfen ist ein wendiges und feinfühliges Lenkverhalten gefragt

Welche Reifen passen?

Die Reifenbreite ist per Wettkampfreglement der UCI auf 33 Millimeter Breite beschränkt. An die Strecke angepasst wird das Rad mit zahllosen Profilversionen, die vom schnellen Semislick bis zu grobstolligen Matschspezialisten reichen. Heute werden meist Tubeless-Reifen gefahren, bei Profis kommen noch vereinzelt auf spezielle Felgen aufgeklebte Schlauchreifen zum Einsatz.

Die Reifenprofile sind an den jeweiligen Boden angepasst und reichen vom schnellen Semislick...
Foto: Getty Velo

Was gibt es bei den Übersetzungen zu beachten?

In Crossrennen kommt es nicht auf Bandbreite an, weshalb die Kettenblätter eine auffällig enge Abstufung aufweisen: 46/36 sind bei Zweifach-Kurbeln üblich, dazu eine schmale Straßenkassette. Das führt zu vielen Überschneidungen, die gewollt sind: Man muss so den vorderen Umwerfer weniger schalten und reduziert die Gefahr von Kettenabwürfen im Gelände. Im Getriebe fehlen dafür besonders leichte und schwere Gänge. Schon bevor serienmäßige Einfach-Antriebe populär wurden, reduzierten Rennfahrer ihren Antrieb gerne per “Bastellösung” auf ein einzelnes Kettenblatt; über kurz oder lang werden sich Antriebe mit einem Kettenblatt in dieser Gattung wohl durchsetzen.

Weil nicht viel Bandbreite gefragt ist, werden Antriebe mit einem Kettenblatt bei Cyclocrossern immer beliebter.Foto: LeichtWeil nicht viel Bandbreite gefragt ist, werden Antriebe mit einem Kettenblatt bei Cyclocrossern immer beliebter.

Was kosten Cyclocrosser?

Da die Gattung bei Einsteigern kein Thema ist, gibt es kaum noch preiswerte Modelle – sie wurden vom Gravelbike verdrängt. Auch haben nur noch wenige Hersteller überhaupt reinrassige Cyclocross-Räder im Programm, die meisten haben sie mangels verkaufbarer Stückzahlen gestrichen. Die Preise für wettkampftaugliche Räder starten bei etwa 4000 Euro. Weil der Verschleiß in der Sportart groß ist, sind High-End-Ausstattungen aber ebenso selten; über 10000 Euro gibt es kaum Angebote.

Was wiegen Cyclocross-Rennräder?

Als reine Wettkampfgeräte und mit etwas schmaleren Reifen können Crossräder deutlich leichter werden als Gravelbikes. Von den Profis eingesetzte Modelle wiegen meist um 7,5 Kilogramm.



Was sind typische Vertreter?

Canyon Inflite CFR Di2 TeamFoto: CanyonCanyon Inflite CFR Di2 Team

Cervélo R5-CX

Cervélo R5-CXFoto: CervéloCervélo R5-CX

Giant TCX Advanced

Giant TCX AdancedFoto: BorchersGiant TCX Adanced

Pinarello Crossista

Pinarello CrossistaFoto: PinarelloPinarello CrossistaStevens Super PrestigeFoto: LeichtStevens Super Prestige

Trek Boone

Trek BooneFoto: Getty VeloTrek Boone

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